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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Kopf genau identifiziert hatte, spielte Salvador mir ein paar Aufnahmen von Stimmen vor, und ich konnte problemlos sagen: Die ist es.«
    »In Ordnung, Milagros, ich will dich nicht länger stören. Sobald du endgültige Ergebnisse hast, setz dich mit mir in Verbindung, zu jeder Tages- und Nachtzeit. In einem Mordfall zählt jede Sekunde.«
    »Du stehst sehr unter Druck, den Fall aufzuklären, hm?«
    »Allerdings. Hast du neulich die Demonstration gesehen?«
    »Nein, ich sehe fast nie fern.«
    »Umso besser für dich. Wir bleiben in Verbindung!«
    Perdomo beendete das Gespräch, aß sein Eis auf und verließ das Restaurant. Er war so in seine Gedanken versunken, dass er völlig vergaß, zu zahlen, was eine japanische Kellnerin zwang, ihm hinterherzulaufen. Sie holte ihn ein, als er bereits die Straße überquert hatte. Ein wenig beschämt beglich er seine Rechnung und beschloss dann, im Taxi in die UDEV zurückzukehren, denn der Komplex lag zwar ganz in der Nähe, aber seine Hüfte schmerzte höllisch. Vor seinem geistigen Auge liefen erneut Bilder der Kundgebung in Vitoria am vergangenen Samstag ab, zu der zwanzigtausend Teilnehmer gekommen waren – beinahe ein Zehntel aller Einwohner. Man hatte die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Aufklärung des Verbrechens aufgerufen, aber auch die Polizei aufgefordert, mehr zu tun, um Larrazábals Mörder zu finden und vor Gericht zu stellen. Wie schon bei der Trauerfeier in Madrid war es auch hier zu sehr bewegenden Momenten gekommen, vor allem als Doña Esther, die Mutter des Opfers, auf die Bühne gekommen war. Sie hatte sicher und gewandt vor dem großen Publikum gesprochen, allerdings waren ihr am Ende der kurzen Ansprache doch die Tränen in die Augen gestiegen, und man hatte sie vom Mikrofon wegführen müssen. Die einleitenden Worte hatte der Bürgermeister von Vitoria gesprochen. Er hatte die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Außerdem hatte er die Einrichtung einer Telefonnummer verkündet, unter der sachdienliche Hinweise entgegengenommen wurden. Danach hatte der Anwalt der Familie gesprochen, der die Bitte um Mithilfe auch auf die Richter, die Politiker und die Medien ausgedehnt hatte; den Abschluss der Veranstaltung hatte dann Larrazábals Mutter mit der Verlesung einer Verlautbarung gebildet, die zugleich gefühlvoll und unnachgiebig geklungen hatte: Einerseits hatte sie daran erinnert, wie jung und voller Träume ihre Tochter gewesen war, andererseits hatte sie betont, es gebe keine Rechtfertigung für ein solch abscheuliches Verbrechen. Sie hoffe, der Mörder möge für den Rest seines Lebens im Gefängnis vermodern.
    »Was würden alle diese Leute sagen«, fragte sich Perdomo, »wenn sie wüssten, dass der Inspector, der damit betraut ist, Larrazábals Mörder zu fassen, bereits alle konventionellen Ermittlungsformen ausgeschöpft hat und jetzt seine Zeit und Energie darauf verwendet, eine Spur zu verfolgen, die ihm eine Spinnerin aufgezeigt hat?«
    Sogleich tadelte er sich, weil er die arme Milagros so bezeichnet hatte. Die Stimme und das Verhalten dieser Frau hatten durchaus etwas Vertrauenerweckendes, auch wenn er nicht hätte sagen können, wieso. Vielleicht würde die Spur, die sie ihm demnächst aufzeigen würde, am Ende zu gar nichts führen, aber er war sicher, dass Mila – so nannte er sie bei sich, seit sie sich duzten – in bestem Glauben handelte. Außerdem: Was hatte er schon zu verlieren? Er musste nur dafür Sorge tragen, dass die Presse unter keinen Umständen davon erfuhr, dass eine Hellseherin bei den Ermittlungen mitwirkte. Daneben durfte er selbstverständlich die weitere Befragung möglicher Zeugen nicht vernachlässigen und musste sich überdies sämtliche Hinweise anhören, die über das frisch eingerichtete Bürgertelefon eingingen.
    Perdomo hatte schon gründlich darüber nachgedacht, was er unternehmen sollte, wenn Mila ihm mitteilte, dass sie den Geruch isoliert hatte. Sie hatte gesagt, der Grundgeruch sei blumenduftartig, daher ahnte der Inspector, dass es sich nicht um den Körpergeruch des Mörders – der ja eine Mischung aus Bakterien und Pheromonen sein sollte – handeln konnte, sondern um ein kommerzielles Produkt, sicherlich ein Aftershave oder ein Parfüm. Man würde also einen Weg finden müssen, wie Mila diesen Geruch mit einem konkreten Produkt verbinden konnte. Ganz zappelig vor Ungeduld, bat er den Taxifahrer, ihn doch nicht an der UDEV abzusetzen, sondern bei einem großen Kaufhaus in der Nähe, wo er sich

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