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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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erschien am frühen Morgen zum Gespräch bei Comisario Galdón, und sie redeten zunächst vor allem über den Tod des in seinem eigenen Fahrzeug verbrannten Kollegen. Galdón hatte einen breiten, gelangweilt wirkenden Mund und sprach mit monotoner Stimme.
    »Das Kriminallabor hat noch keinen endgültigen Bericht verfasst, aber sie haben mir am Telefon schon einiges erzählt«, erklärte er. »Der Täter hat weder eine Haftbombe verwendet noch eine herkömmliche Zeitbombe unter dem Sitz angebracht, sondern einen viel furchtbareren Sprengkörper verwendet.«
    »Eine Solidox-Bombe, nicht wahr?«
    Comisario Galdón war nicht so sehr durch seine Verdienste als Kriminalpolizist, als vielmehr durch sein engmaschiges berufliches Netzwerk in diese Führungsposition gelangt und jedes Mal sprachlos, wenn ein Ermittler ihn mit einer korrekten Intuition oder einer gewagten Schlussfolgerung überraschte, die sich später als zutreffend erwies.
    »Woher weißt du das?«
    »Die Bauanleitung steht in einem Handbuch, das man sich leicht im Internet besorgen kann. Kommt allmählich in Mode.«
    »Offenbar verbringe ich viel zu viel Zeit damit, Papiere abzuzeichnen. Ich hatte bis jetzt noch nie davon gehört. Man hat mir gesagt, das sei fester Sauerstoff, deshalb der Name, und es sei in einer Aluminiumdose mit sechs kleinen grauen Stangen erhältlich, die man in Eisenwarenhandlungen kaufen kann.«
    »Weil es beim Schweißen als Oxidationsmittel verwendet wird. Der aktivste Bestandteil ist Kaliumchlorat.«
    »Das Kriminallabor sagt, am schnellsten und einfachsten geht es, wenn man das Solidox in einem Mörser zerstößt, bis man ein sehr feines Pulver hat, das man dann mit der gleichen Menge Zucker vermischt. Zum Schluss versieht man das Ganze mit einem kleinen Timer vom Typ 555 und einem Zünder.«
    »Man braucht nicht mal einen konventionellen Zünder. Da reicht eine Ein-Watt-Glühbirne, die man an eine Zwölf-Volt-Batterie schließt. Danach muss man sich nur noch überlegen, wie man das Ganze in den Benzintank des Autos bekommt.«
    »Offenbar haben sie das in der Werkstatt getan und sich dabei zunutze gemacht, dass Salvador den Wagen zur Inspektion gebracht hatte. Ein Angestellter wurde krank und in aller Eile durch einen anderen Mechaniker ersetzt – das war der, der diese kleine Arbeit ausgeführt hat.«
    »Wurde er schon festgenommen?«
    »Nein, aber wir haben eine Personenbeschreibung. Er hat nordafrikanische Züge. Vielleicht steht er in Verbindung mit dem Mord an der Geigerin, den Salvador untersucht hat, denn … hast du nicht gesagt, man hätte ihr etwas Arabisches auf die Brust geschrieben?«
    »In diesem Land leben mehr als eine halbe Million von denen, es kann also einfach Zufall sein. Wir sollten besser keine voreiligen Schlüsse ziehen, bis wir ausreichend Informationen haben.«
    »Das Schreckliche ist, dass Salvador nicht mehr viel Benzin im Tank hatte und die Explosion daher nicht so groß war, wie sie hätte sein können. Er hätte tot sein können, ehe er es überhaupt gemerkt hätte, aber stattdessen hat er grauenvoll gelitten. Der Sicherheitsgurt klemmte, er ist bei lebendigem Leib verbrannt.«
    Perdomo senkte den Blick und schwieg.
    »Du hast dich nicht besonders gut mit Salvador verstanden, nicht wahr?«, fragte der Comisario.
    »Nicht besonders.«
    »Darf ich fragen, wieso?«
    »Hältst du das für den richtigen Moment, um darüber zu sprechen?«
    »Glaubst du etwa alles, was man sich über ihn erzählte, als er beim Rauschgiftdezernat war?«
    Obwohl sie sich in einem öffentlichen Gebäude befanden und das Rauchen somit verboten war, zog der Comisario eine Zigarette aus einem silbernen Zigarettenetui und bot auch Perdomo eine an.
    »Danke, ich rauche nicht.«
    »Selbst schuld. Du stirbst trotzdem und verzichtest auf ein wunderbares Laster.«
    Missfällig betrachtete Perdomo die gelben Finger des anderen und beantwortete lieber die Frage: »Meines Wissens war Salvador nicht unredlich, und das zwischen uns war nichts Persönliches. Damit will ich sagen, wir hatten nie einen ernsten Zusammenstoß – wenn man mal davon absieht, dass er sich bei den seltenen Gelegenheiten, in denen wir bei Ermittlungen miteinander zu tun hatten, aufführte, als wäre er Sherlock Holmes persönlich und ich käme frisch von der Polizeischule. Etwas anderes war es allerdings, dass er einen Subinspector tagtäglich gequält hat, und dass dieser Subinspector ein enger Freund von mir war. Dem armen Vilches hat er das Leben zur Hölle

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