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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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sich brachte. Es war ein großer Schock für seine Frau und ihn gewesen, doch glücklicherweise half ihnen die praktische und emotionale Unterstützung seitens der Stiftung, diesen grausamen Schicksalsschlag immer besser zu bewältigen.
    Als Salvador in Villanueva del Pardillo, wo die Stiftung ihren Sitz hatte, ankam, musste er an einer Ampel halten, und zwei Romamädchen stürmten auf seinen Wagen zu, um die Windschutzscheibe zu reinigen. Salvador bedeutete ihnen mit Gesten und Kopfschütteln, sie sollten fortbleiben, doch sie beachteten ihn nicht, spritzten billiges Reinigungsmittel auf die Scheibe und wischten mit einem schmierigen Lappen darüber. Erbost öffnete Salvador die Autotür, um sich die Putzmädchen vorzuknöpfen, hatte jedoch vergessen, dass er angeschnallt war, und der Sicherheitsgurt hielt ihn auf dem Sitz fest. Als er den Gurt öffnen wollte, musste er feststellen, dass der Mechanismus wieder klemmte, was die Mädchen sehr erheiterte. Das wiederum erboste Salvador derartig, dass er, ohne lange nachzudenken, seine Pistole der Marke Astra aus dem Pistolenhalfter zog und sie auf die beiden Romamädchen richtete, um ihnen damit einen heilsamen Schrecken einzujagen. Die beiden Putzmädchen schienen das alles jedoch für ein unterhaltsames Spiel zu halten und machten sich nun erst recht über ihn lustig, womit sie den mittlerweile haltlos fluchenden, finsterste Drohungen ausstoßenden Salvador regelrecht zur Weißglut trieben.
    Doch dann geschah etwas, was ihn sprachlos machte. Eines der beiden Romamädchen – kurioserweise gerade dasjenige, das am Anfang zurückhaltender gewesen war – packte die Pistole am Lauf, nutzte das Überraschungsmoment und entriss sie Salvador mit einem Ruck. Die Bewegung war so jäh, dass die Waffe dem Mädchen gleich wieder aus der Hand glitt und zu Boden fiel, wo sie zwei Mal vom Asphalt abprallte und schließlich eineinhalb Meter von der Fahrertür entfernt liegen blieb. Möglicherweise wurde den beiden Bettlerinnen nun doch bewusst, dass der Spaß zu weit gegangen war, und ehe Salvador aus seinem schier endlosen Repertoire schöpfen und in eine neuerliche Schimpf- und Fluchtirade ausbrechen konnte, rannten sie davon, so schnell sie konnten, und hinterließen einen fettigen Schmierfilm auf der Windschutzscheibe seines BMW.
    Außer sich vor Wut schaltete er den Scheibenwischer ein – und der Wagen explodierte.
    Salvadors Pech war, dass der Sicherheitsgurt ihn fest an den Sitz kettete, so dass die Schockwelle ihn nicht aus dem Wagen schleudern konnte. Dabei hätte er sich zwar sicherlich schwerwiegende Prellungen oder ein tödliches Schädel-Hirn-Trauma zugezogen, doch er hätte jedenfalls das Bewusstsein verloren und sein eigenes Ende nicht ohnmächtig miterleben müssen, langsam und schmerzhaft wie das eines Ketzers auf dem Scheiterhaufen der Inquisition. Noch ehe Salvador die schnellen und verheerenden Auswirkungen der Flammen auf seiner Haut spürte, hatte er das Gefühl, als bohrten sich zwei winzige Geschosse aus glühendem Stahl durch seine Gehörgänge bis ins Gehirn: Infolge der Detonation waren seine Trommelfelle geplatzt, und das Blut strömte ihm aus den Ohren.
    Eigenartig, möglicherweise adrenalinbedingt, war die Reihenfolge, in der seine Sinne ihn über das Geschehen informierten: Er roch den Gestank seines eigenen verbrannten Fleisches, noch ehe er die Verbrennungsschmerzen an der unteren Körperhälfte spürte – das Feuer schien aus dem Inneren des Autos zu kommen. Gleich darauf vermischte sich dieser Gestank mit dem brennenden Benzins, und Salvador, dessen Augen von den Gasen gereizt waren, hatte das Gefühl, eine schwarze Substanz würde seine Lunge verkleben, so dass ihn ein starker Brechreiz überkam. Irgendwann hatten dann die Flammen die lebenswichtigen Organe erreicht. Sein Herz blieb stehen, er verlor das Bewusstsein, und im selben Augenblick entwich alles Leben aus seinem Körper.

15
    D er leitende Comisario der UDEV, der auch Salvador angehört hatte, hieß Ángel Luis Galdón. Er wusste, dass Perdomo der erste Polizist gewesen war, der Ane Larrazábals Leiche gesehen hatte, denn Salvador selbst hatte es ihm am Tag nach dem Verbrechen gesagt. Als sich daher die Nachricht bestätigte, dass Salvador einem tödlichen Bombenanschlag zum Opfer gefallen war, kümmerte sich Galdón rasch darum, dass er Perdomo, der ja bei der Polizei der Provinz Madrid war, mit den Ermittlungen im Fall der ermordeten Geigerin betrauen konnte.
    Der Inspector

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