Die Violine des Teufels
Dezernat für Tötungsdelikte und vermisste Personen hergerichtet. Wenn du den Fall aufklärst – und daran zweifle ich nicht –, kassiert die UDEV den Ruhm.«
»Sehr schlau. Aber mit wem soll ich zusammenarbeiten? Ich bin daran gewöhnt, mit Vilches zu arbeiten.«
»Von der Madrider Polizei bist nur du für mich interessant. Vilches bleibt, wo er ist, und du wirst mit Subinspector Villanueva arbeiten, der Salvadors Partner war.«
Als Perdomo nichts erwiderte, fragte Galón: »Woran denkst du? Du wirst im bedeutendsten Mordfall des Jahres ermitteln, aber du siehst nicht gerade begeistert aus. Jeder Mordermittler der Welt würde jemanden ermorden, um an der Spitze einer solchen Ermittlung zu stehen.«
»Genau das ist das Problem. Wie viele Leute hast du im Morddezernat?«
»Sechzehn.«
»Und was werden die sagen, wenn sie erfahren, dass du die Leitung der Ermittlungen einem von der Provinzpolizei überträgst und sie alle übergehst?«
»Villanueva ist bei der UDEV und wird dir bei den Ermittlungen zur Seite stehen.«
»Aber er wird mir unterstehen. Glaub mir, das gibt Probleme.«
»Dafür bin ich da, um die zu lösen. Wenn einer meiner Männer es wagt, dir das Leben schwer zu machen, musst du mir nur Bescheid sagen, und ich falte ihn zusammen. Angefangen bei Villanueva selbst. Kennst du ihn?«
»Wir haben uns ein paar Mal getroffen.«
»Er ist am Boden zerstört, weil er sich sehr gut mit Salvador verstanden hat, und am liebsten würde er den Mord an seinem Partner aufklären, nicht den im Auditorio. Aber er ist emotional zu sehr betroffen und würde es nicht gut machen. Außerdem muss er dich über das, was wir bisher unternommen haben, auf den neuesten Stand bringen. Was den Fall Salvador angeht, da habe ich vier Mann drangesetzt, doppelt so viele wie üblich. Den Scheißkerl, der das getan hat, kriegen wir schneller, als du denkst.«
Comisario Galdón zog so heftig an der Zigarette, dass er sich die Finger an der Glut verbrannte. Er fluchte, dann fügte er hinzu: »Der arme Salvador. Ich sage dir, er war ein guter Polizist. Er hatte seine Macken, wie jeder, aber sie seien ihm vergeben, nicht wahr? Gehst du zur Beerdigung? Sie ist morgen.«
Perdomo zuckte unentschlossen die Achseln, und Galdón fuhr auf.
»Ja, Mann, ja. Du musst da hin, mach mich nicht schwach! Was da auch war zwischen euch, jetzt musst du es hinter dir lassen.«
Galdón drückte seine Zigarette aus – endlich!, dachte Perdomo – und wechselte das Thema.
»Und du? Wie geht’s dir?«
»Kann mich nicht beklagen. Immerhin beglückwünscht ihr mich immer noch alle zu dieser El-Boalo-Sache.«
»Ich meinte, ob du jemanden kennengelernt hast.«
»Danach ist mir im Moment nicht.«
»Du hast doch einen Jungen, nicht?«
»Gregorio. Er ist schon richtig groß. Und ich bin froh, weil er allmählich wieder über seine Mutter sprechen will. Ich weiß nicht, ob du mitbekommen hast, dass meine Frau –«
»Doch, doch. Aber du bist noch sehr jung. Du wirst sehr bald noch einmal neu anfangen, du wirst sehen.«
Inspector Perdomo dachte kurz an die Posaunistin, die er am Abend des Mordes an Larrazábal kennengelernt hatte, doch schon verdrängte er sie auch wieder aus seinen Gedanken, als wäre allein das Heraufbeschwören ihres Bildes ein Verrat an seiner Frau. Wie so häufig, wenn etwas allzu schmerzhaft wurde, flüchtete er sich in seine Arbeit.
»Wo sind die Ergebnisse von der Autopsie der Geigerin?«
»Beim Gerichtsmediziner, weil noch die toxikologische Analyse fehlt. Aber die junge Frau wurde stranguliert, das kann ich dir schon mal bestätigen. Insofern – nichts wie an die Arbeit.«
Der Comisario stand auf, setzte ein seiner Einschätzung nach freundliches Lächeln auf, das Perdomo jedoch wie das künstliche Lächeln des Moderators einer schlechten Quizsendung vorkam, reichte ihm die Hand und wünschte ihm Glück.
Auf dem Weg hinaus schoss Perdomo eine beunruhigende Frage durch den Kopf: Wenn sonst eine Ermittlung ins Stocken geriet, konnte ein Inspector der Provinzpolizei sich an die UDEV um Hilfe wenden. Aber nun arbeitete er für die UDEV. An wen zum Teufel sollte er sich wenden, wenn er nicht weiterkam?
16
R oberto Clemente und Natalia de Francisco beschlossen, die Ankunft ihres Freundes Lupot in Madrid mit einem Abendessen in einem bekannten, auf Fleischgerichte spezialisierten Restaurant in der Nähe des Senats zu feiern. Während sie einen köstlichen Ribera del Duero von 2002 kosteten, überreichte der Franzose
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