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Die Violine von Auschwitz: Roman (German Edition)

Die Violine von Auschwitz: Roman (German Edition)

Titel: Die Violine von Auschwitz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Àngels Anglada
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Zelle. Ohne Gelegenheit zum Liegen und Sitzen.
    Verpflegung: wie bei den anderen Stufen.
     
    Körperliche Züchtigung:
Anzahl der Schläge: 5, 10, 15, 20, 25
     
    Vorschriften:
    Zuvor Untersuchung durch den Arzt! Schläge mit einer einrutigen Lederpeitsche kurz hintereinander verabfolgen, dabei Schläge zählen; Entkleiden und Entblössung gewisser Körperteile streng untersagt. Der zu bestrafende darf nicht angeschnallt werden, sondern hat frei auf einer Bank zu liegen. Es darf nur auf das Gesäss und die Oberschenkel geschlagen werden.
     
    Stempel:
SS-WIRTSCHAFTS-VERWALTUNGSHAUPTAMT (WVHA)
     
     
    Rentabilitätsberechnung der SS
über Ausnützung der Häftlinge in den
Konzentrationslagern
     
     
    Täglicher Verleihlohn
durchschnittlich RM 6,-
     
    abzüglich Ernährung RM -,60
     
    durchschnittl. Lebensdauer
9 Mt. = 270 × RM 5,30 = RM 1431,-
     
    abzüglich Bekl. Amort. RM -,10
    A ls Daniel aus der Arrestzelle kam – oder besser gesagt, als er herausgeholt wurde -, noch schwächer als zuvor, obwohl er nur vier Tage dort verbracht hatte, war er versucht, seinen inneren Antrieb zu verwünschen, der ihn hier in der Hölle hatte am Leben bleiben lassen. Dass es vier Tage gewesen waren, wusste er, weil er jeden Abend mit dem Fingernagel eine kleine Kerbe geritzt hatte, um das Zeitgefühl nicht zu verlieren.
    Irgendwelche Erklärungen gab es nie, und man hielt sich hier auch nicht an Vorschriften. Sein Vergehen, und das seines Kameraden von der benachbarten Pritsche, war es gewesen, unglücklicherweise an einem jener dunklen und eisigen Morgen verschlafen und die Baracke nicht rechtzeitig verlassen zu haben. Sein ganzer Körper schmerzte noch von den Peitschenhieben, die er vor dem Arrest erhalten hatte, und von der harten Holzpritsche, die viel zu kurz für ihn war: absichtlich, davon war er überzeugt. Dabei befand er sich im Vergleich zu den anderen Häftlingen gewissermaßen in einer privilegierten Lage. Denn immerhin erwartete man ihn zur Arbeit im Haus des Lagerkommandanten zurück. Schwer zu sagen, wie lange seine Bestrafung sonst gedauert hätte.
    Er hauchte auf seine steif gefrorenen Finger; seit vielen Monaten hatte er das Schacharit, das alte, in der Kindheit erlernte Morgengebet, vergessen. Nach dem Appell, der ihn noch mehr hatte frösteln lassen, machte er sich an die Arbeit und dachte daran, dass es mittags wenigstens eine warme Mahlzeit geben würde, eine wässrige Rübensuppe. Die Arrestzellen befanden sich neben dem Appellplatz, dem höchstgelegenen Ort dieser Hölle, wo man sie auch antreten ließ, um Exekutionen beizuwohnen.
    Das Dreiflüsselager , eines der relativ kleinen Lager, erstreckte sich in dichten Nebel gehüllt zu seinen Füßen; es kam ihm mit seinen unheilvollen und schattenhaften Bauten unendlich groß vor. Die Dächer der Baracken waren weiß vom Schnee oder Raureif – er wusste es nicht genau. Dennoch wollte Sauckel, der Kommandant, dieser sadistische und raffinierte Hüne, Gladiolen und Kamelien pflanzen, und so hatte Daniel zusammen mit ein paar Mithäftlingen einen Wintergarten gezimmert. Das brachte ihnen manchmal ein zusätzliches Essen ein.
    Glücklicherweise, dachte er, haben sie mir keine weitere Bestrafung auferlegt, wie etwa eine Tracht Prügel als Denkzettel bei der Entlassung; dennoch: Man konnte sich nie irgendeiner Sache sicher sein, denn in den etwas abseits gelegenen Lagern wurden die geltenden Vorschriften nicht strikt befolgt. Da er genau vier Tage zuvor beim Vollzug von Züchtigungen hatte anwesend sein müssen, wusste er Bescheid und hatte es daher vorgezogen, sich lieber selbst auf die Bank zu legen und Oberkörper und Gesäß zu entblößen, noch bevor sie ihn dazu hatten nötigen können.
    Er hatte sich an die Bank geklammert und nichts weiter als die Zahl jedes einzelnen der fünfundzwanzig Peitschenhiebe herausgeschrien. Und weil er sich trotz der Schmerzen, die sie ihm zufügten, nicht verzählt hatte, begannen sie ihn nicht noch einmal zu schlagen, womit sie sich sonst häufig Vergnügen verschafften.
    Bis zu jenem Tag war er von den »offiziellen« Peitschenhieben verschont geblieben – wenn auch nicht von den üblichen Schlägen und Tritten. Der Arzt mit den stahlgrauen, kalten Augen hatte nach einer nur oberflächlichen Untersuchung nicht gezögert, seine Genehmigung für die körperliche Züchtigung der beiden Barackenkameraden auf das Formular zu setzen. Soweit Daniel wusste, hatte er noch nie einen Antrag abgelehnt. Ihm schauderte vor dem

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