Die Virus-Waffe
Invincible und der in die Jahre gekommenen Hermes starteten, traten gegen eine Luftwaffe an, die ihnen sowohl technisch als auch zahlenmäßig weit
überlegen war. Die Argentinier boten ihre überschall-
schnellen Super Entendards, Daggers und Mirage IIIs auf,
ergänzt durch kleine, bewegliche Skyhawk-Jagdbomber.
Theoretisch hatten die Harriers nicht die geringste Chan-
ce. Sie hätten allein durch die zahlenmäßige Übermacht
überwältigt werden müssen. Wurden sie aber nicht. In ei-
nem kurzen und erbitterten Feldzug schossen die Sea Har-
riers zwanzig argentinische Düsenjäger ab, dazu noch ver-
schiedene andere Typen, ohne dabei auch nur eine einzige
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Maschine zu verlieren. Zuverlässigkeit und Zähigkeit die-
ses Typs, ganz zu schweigen von seinen sonstigen Fähig-
keiten, wurden mit einem Schlag unter Beweis gestellt.
Auf den Falklands hatte die Navy die AIM-9L-Side-
winder-Luft-Luft-Raketen eingesetzt, aber die aktuelle Va-
riante ist die AIM-9M. Diese neuere Waffe bietet einen
entscheidenden Vorteil. Sie kann aus jeder Richtung ein
Ziel erfassen, nicht nur von hinten wie die 9L. Damit er-
laubt sie auch einen frontalen Angriff. Wie jeder Pilot
weiß, greift man einen Feind am besten von hinten an. So
kann man ihn sehen, ohne selbst gesehen zu werden, und
aus diesem Grund hat sich auch trotz Einführung dieser
neuen Waffe die Taktik im Luftkampf nicht sonderlich ge-
ändert.
In ihrer ursprünglichen Form trug die FRS1 Sea Harrier
normalerweise vier Sidewinder-Missiles an speziellen Ab-
schussvorrichtungen unter den Flügeln und war unter
dem Rumpf noch mit einem Paar Aden-Bordkanonen be-
stückt. Die FA2, die »Fighter-Attack«-Variante wurde
1990 in Dienst gestellt. Sie wies darüber hinaus noch die
hochwirksame AIM-120 Luft-Luft-Rakete AMRAAM auf,
eine weiterentwickelte Mittelstreckenrakete, die eine Viel-
zahl von Möglichkeiten zur Zielerfassung bot, wenn sie
mit dem hervorragenden Ferranti Blue-Vixen-Coherent-
Pulse-Doppler-Radar kombiniert wurde. Dazu hatte sie
eine hohe Angriffsreichweite und die Fire-and-forget-
Fähigkeit.
Das einzige Problem der AMRAAM ist ihre Größe und
ihr Gewicht, die beides das der Winder übertreffen. Damit
ein Flugzeug mehr als zwei von ihnen tragen kann, wurden
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die Vorrichtungen für die Aden-Kanone entfernt. So er-
reichte man eine maximale Bewaffnung mit vier AM-
RAAMs. Aber die Sidewinder ist nach wie vor eine Option,
und eine Mischung aus zwei AMRAAMs und vier Win-
ders betrachten viele Harrier-Piloten als die optimale Aus-
stattung für einen Luftkampf.
Die Royal Navy entschied jedoch, dass bei Übungen die
AMRAAMs die Sache zu einfach machten. Also wurden
die meisten Maschinen, die bei Combat Air Patrols zum
Einsatz kamen, nur mit Sidewinders bewaffnet. Die Waffe
hat eine maximale Reichweite von knapp fünf Meilen, und
wenn man einen Treffer gegen eine andere, genauso aus-
gestattete und bewaffnete Sea Harrier erzielen will, ist das ein echter Test für die Fähigkeiten eines Piloten.
»Bogeys auf eins sieben fünf bei dreißig. Immer noch
tief. Vektor eins neun null.«
»Eins neun null, Tiger Eins.«
Die beiden Kampfflugzeuge flogen direkt auf die beiden
sich nähernden Flugzeuge zu. Es waren ebenfalls zwei Sea
Harriers der 800. Staffel, welche die Rolle des Feindes
übernommen hatten. Die vier Maschinen rasten mit einer
addierten Annäherungsgeschwindigkeit von mehr als tau-
send Meilen pro Stunde aufeinander zu. Der Sea-King-
Beobachter dirigierte die beiden CAP-Flugzeuge auf eine
Position über und hinter ihren beiden Zielen. Er verdankte
seinen wenig schmeichelhaften Spitznamen »Bagman«
dem Umriss der aufblasbaren Stoffkuppel, die das modifi-
zierte Searchwater-Radar des Sea King verdeckte und wie
eine große, graue Eiterbeule an der Seite des Flugzeugs
hinunterhing.
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»Tigers, fertig machen.«
Richter drückte zur Bestätigung einmal auf seinen Sen-
deknopf und bereitete seine Maschine zum Gefecht vor.
An ihrer Strebe unter dem Steuerbordflügel seiner Sea
Harrier hing eine Sidewinder-Attrappe. Äußerlich war sie
kaum von einer echten Winder zu unterscheiden. Ihr Inf-
rarotsucher war mit dem in der scharfen Missile identisch.
Aber sie verfügte weder über einen Raketenantrieb noch
einen explosiven Gefechtskopf.
Richter schickte Kühlflüssigkeit durch den Infrarotkopf,
damit er die Hitzesignatur des Zielobjektes wahrnehmen
konnte. Er schaltete das
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