Die Virus-Waffe
Richter hielt seine Position etwa eine
halbe Meile rechts hinter Tiger Eins. Es war sein fünfter
Einsatz in der Combat Air Patrol seit seiner kurzfristigen
Versetzung zur 800. Staffel, die an Bord der HMS Invin-
cible stationiert war und bei der er seine Ausbildung fortsetzen sollte.
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Richard Simpson, Direktor des Foreign Operations
Executive, FOE, der Leiter für Auslandseinsätze und
Richters ungeliebter Vorgesetzter, hatte sich lange und
unerbittlich dagegen gewehrt. Doch Richter, der in der
Royal Naval Reserve diente, stand technisch gesehen
immer noch auf der Notfallliste und hatte eingewandt,
dass er seine fliegerischen Fähigkeiten auf dem neuesten
Stand halten müsse. Hätte es einen guten oder auch nur
annähernd überzeugenden Grund gegeben, ihn davon
abzuhalten, hätte Simpson ihn bestimmt gefunden. Aber
in London war alles ruhig, und Richter hatte nur in sei-
nem Büro gehockt, Papiere von einer Ablage in die ande-
re geschaufelt und war zunehmend gereizter geworden.
Schließlich hatte Simpson zögernd, wenn auch etwas
plötzlich, nachgegeben.
Am Abend zuvor war Richter eine als geheim eingestuf-
te Nachricht übergeben worden, als er gerade aus dem
Speisesaal kam. Sie erklärte, warum genau Simpson seine
Meinung so plötzlich geändert hatte.
»Tigers, Alpha Sierra. Snap eins acht null. Zwei Bogeys
auf eins neun null bei sechzig, Kurs Nord. Tief.« Die Stim-
me des Beobachters im Airborne Surveillance and Areal
Control Sea King Mark 7 wurde von seinem Kehlkopfmik-
rofon etwas verzerrt, war jedoch vollkommen verständlich.
Der AsaC-Hubschrauber flog in etwa fünftausend Fuß
Höhe auf einer Warteposition etwa dreißig Meilen vor
dem Invincible- Geschwader.
»Roger, Alpha Sierra. Eins acht null.«
Richter folgte Tiger Eins in einer engen Steuerbordkur-
ve, richtete die Maschine nach Süden aus und ging in den
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Sinkflug. Er drückte den Schubregler nach vorn, während
er den Kurs des Flugzeugs justierte.
»Tigers sind auf Kurs Süden. Sinken von achtundzwan-
zig auf fünfzehntausend Fuß.«
»Roger, Tigers. Bogeys eins acht fünf auf zweiundvier-
zig. Tief. Unter fünf.«
Fünfzig Meilen weiter nordwestlich von Richters Sea
Harrier pflügte das Invincible -Geschwader mit gleich bleibenden zwölf Knoten Geschwindigkeit durch die Adria,
etwa siebzig Meilen vor der apulischen Küste Italiens. Sie
näherten sich dem Ende einer zweitägigen, vom Schiff
überwachten Übung, der ein anstrengender Landgang im
Hafen von Triest vorausgegangen war. Die Invincible wurde von zwei Versorgungsschiffen der Royal Navy begleitet,
wovon eines ein Tanker war, der den unstillbaren Durst
des Flugzeugträgers löschen sollte, und außerdem von
zwei Fregatten.
Die HMS Invincible lief wie ihre beiden Schwesterschiffe Illustrious und Ark Royal offiziell unter der Bezeichnung CVS, »Kreuzer mit durchgehendem Flugdeck«. Diese etwas bizarre Namensgebung war der Royal Navy durch das
politische Klima der Zeit aufgezwungen worden, in wel-
cher diese Schiffe gebaut worden waren und das Wort
»Flugzeugträger« aus vielerlei Gründen als nicht akzepta-
bel galt.
Nachdem die vorherige Ark Royal , der letzte »ordentliche« Flugzeugträger der Navy, ihre Fahrt zum Schiffs-
friedhof angetreten hatte, entschied die damalige Regie-
rung – offenbar ohne jemanden zu Rate zu ziehen, der
vielleicht Bescheid gewusst hätte –, dass die Luftwaffe der
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Royal Navy in Zukunft nur noch Hubschrauber benötigte.
Schutz gegen einen Feind, der so unsportlich war, dass er
ein Schiff mit Flugzeugen angriff, fiel in den alleinigen
Verantwortungsbereich der Royal Air Force.
In der Theorie – und im Kanal von England – hätte das
vielleicht funktioniert, aber jede einigermaßen glaubwür-
dige Marine, die das Wort verdiente, musste eigene
Kampfflugzeuge transportieren können. Bereits nach kur-
zer Zeit hatten die Hohen Lords in der Admiralität er-
kannt, dass die Schlachtschiffe der Invincible- Klassebeinahe ideal für den Transport von Harrier-Flugzeugen geeig-
net waren. Die Frucht dieser Erleuchtung war die Sea Har-
rier FRS1, deren Jungfernflug 1978 stattfand. Nach
erfolgreichen Erprobungen wurden Harrier-Staffeln gebil-
det, welche die Hauptangriffswaffe der CVS wurden.
Der erste praktische Test dieser Flugzeuge fand 1982
statt, als argentinische Streitkräfte die Falklandinseln be-
setzten. Zwei Dutzend Sea Harriers, die von zwei kleinen
Trägerschiffen, der
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