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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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die Kraft nicht vollständig sein, und ohne eine bestimmte Kraft kann niemand zu Wissen gelangen. Lerne leiden, damit du gleichmütig wirst; lerne sterben, um unsterblich zu werden; lerne dich zügeln, um zum Ziel deiner Wünsche zu gelangen: Das sind die ersten drei Geheimnisse, die der Magus 1ernen muß, um ein Hohepriester der Wahrheit zu werden. Zwölf Jahre lang muß er bei uns studieren, um zu einem Meister zu werden, wie es Moses der Jude tat und Plato der Grieche …“
    „Zwölf Jahre?“ fragte Bruder Paul.
    „Für den Anfang. Danach erst beginnt die richtige Erziehung.“
    „Ich kann aber keine zwölf Jahre warten“, protestierte Bruder Paul. „Ich kann nicht einmal zwölf Wochen warten! Ich brauche sofort die Antwort.“ Ehe seine Zeit heranrückte, wenn er wieder zurück zur Erde verfrachtet würde. Die Materieübertragung würde nicht wegen eines einzelnen Mannes aufgeschoben!
    „Das ist unmöglich“, erwiderte Therion bestimmt.
    „Dann muß ich so gehen.“
    Therion machte eine Handbewegung, und im Boden vor ihm glitt eine Platte zur Seite. „Dort ist dein Ausgang.“
    Aus der Grube ertönte das Rasseln von Ketten, das Keuchen und Brüllen eines großen, wilden Tieres. Dann ertönte der Schrei eines Menschen in schrecklicher Pein – und brach unvermittelt ab.
    Bruder Paul trat einen Schritt nach vorn, um in die Grube hineinzusehen. Eine löwengroße Sphinx riß an einem Menschenkörper.
    Bruder Paul trat um die Grube herum, griff sich eines der Schwerter vom Tisch, bog es zweimal, um seine Spannung zu prüfen, und sprang dann in die Grube. Die letzten Dinge, die er bemerkte, waren Therions ungläubiges Starren und Amaranth’s Schrei von irgendwoher in der Ferne. Dann schlugen seine Füße auf dem Rücken der wilden Sphinx auf. Er hieb mit dem Schwert zu – und die Animation explodierte zu einem Nichts.



 
V Reflektion Trumpf 13
     
    Der Widerspruch zwischen Politik und Moral, der in sogenannten normalen Zeiten immer dicht unterhalb der Oberfläche zu finden ist, verdeutlicht sich zu Zeiten revolutionärer Veränderungen mit besonderer Heftigkeit. Warum übernehmen Revolutionäre oftmals früher oder später die gleichen Grausamkeiten, gegen die sie antreten, und verstärken sie sogar? Warum beginnt eine Revolution mit Kameraderie und endet in Brudermord? Warum beginnt die Revolution immer mit der Botschaft, daß alle Menschen Brüder seien, daß das Ende von Lügen, Täuschungen und Geheimnistuerei herbeigekommen sei, und kulminiert in Tyrannei, deren Opfer überwiegend die kleinen Leute sind, für die die Revolution doch eigentlich ein glücklicheres Leben verkündet hatte? Wenn man diese Fragen stellt, dann verleugnet man dennoch nicht, daß die Revolution zu den bedeutendsten Errungenschaften gehört, mit denen es dem modernen Mann – und in vielen kritischen Situationen auch der modernen Frau – gelungen ist, einige der institutionellen Gründe für menschliches Leid beiseite zu fegen. Aber ein unparteiischer Ausblick und die nackte Tatsache der revolutionären Veränderungen fordern diese Fragen geradezu heraus. Nach meiner Einschätzung liegt der Kern der Antwort in dem fundamentalen Widerspruch zwischen der Wirksamkeit unmoralischer politischer Methoden und der Notwendigkeit von Moral bei jedem gesellschaftlichen System. Gegen diese Widersacher, ob es sich nun um eine konkurrierende revolutionäre Fraktion oder die Führer des bestehenden Herrschaftssystems handelt, kann ein Revolutionär in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich sein, wenn er sein Ziel ernsthaft verfolgt und nicht lediglich schöne Illusionen verkauft. Wenn er vor unzimperlichen Mitteln zurückschreckt, könnte der Feind sie zuerst anwenden und die Revolution selber zunichte machen.
    Barrington Moore, jr.,
    Reflections on the Causes of Human Misery. Boston 1972.
     
    Bruder Paul ging durch den Wald und suchte die anderen. Für den Augenblick erfreute er sich an der Landschaft. Er betrachtete die fünf Ebenen: Am Boden wuchs Gras, welches am Rand des Weges in kleine Blattpflanzen oder Ranken überging, welche wiederum Weiden Platz machten, die wie Miniaturbäumchen aussahen. Dann folgten mannshohe Büsche und schließlich die viel höheren Bäume.
    Er wußte immer noch nicht, was er den Kolonisten erzählen sollte. Er hatte viel gesehen und viel erfahren, aber immer noch hatte er keine vernünftige Urteilsbasis. Gott stand entweder hinter allem oder nichts, aber wie sollte er das wissen? Diese Sache war so

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