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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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bei bestimmten Mitgliedern des Lehrkörpers nicht gerade beliebt gemacht, und das lag nicht allein an seiner Teilnahme bei der Abschaffung des Hundegesetzes. Er war auch bei anderen Gelegenheiten für seine studentischen Rechte eingetreten und hatte gewöhnlich den Sieg davongetragen. Aus einem schüchternen Studienanfänger war ein selbstsicherer Student geworden. Theoretisch gesehen war dies genau die Entwicklung, auf die die Collegeerziehung abzielte: Individualismus bedeutete Charakter. In der Praxis betrachtete man es stirnrunzelnd, wenn dabei eine Gegnerschaft gegenüber dem neuen Sperrstundengesetz für Gruppenräume herauskam. Paul wurde vor das Normenkontrollkomitee der Fakultät zitiert, kurz und allgemein als Zweite Truppe bekannt.
    Nun war Paul schon einmal mit der Zweiten Truppe in Konflikt geraten. Für ihn waren die Regeln über dessen Bildung und Aufgaben ein Anathema. Zufällig war er einer von zwei Studentenmitgliedern dieser Truppe, also ein Teil der Staffage, damit es so aussah, als sei es eine von der Gemeinschaft getragene Institution. Dabei hatte er sich äußerst widerspenstig angestellt. Er hatte ein privates Verhältnis zwischen einem Studenten und einem Lehrer – wobei das Fakultätsmitglied der Truppe selbst angehörte – dem Präsidenten persönlich zu Ohren gebracht. „Wie kann man von diesem Komitee erwarten, daß es für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Regeln sorgt, wenn es sie selbst nicht achtet?“ Die Begegnung war oberflächlich gesehen sehr höflich gewesen, und der Präsident hatte sich nicht zu einem Urteil hinreißen lassen. Doch das Komiteemitglied wurde aus niemals gänzlich geklärten Gründen schnellstens entfernt. Das war nicht das erste Mal, daß sich Paul mit dem Präsidenten anlegte. Er hegte für den Mann Respekt und hatte gelernt, ohne unnötige Peinlichkeiten vorzugehen. Der Präsident war zäh, aber grundsätzlich ehrenwert: der ideale Verwalter. Doch das Komitee fühlte sich mit Paul nicht mehr sehr wohl.
    Ein anderes Mal hatte der Nachtwächter ein Paar leicht entkleidet und in kompromittierender Position aufgefunden – doch am anderen Morgen hatte er den Namen des betroffenen Mannes vergessen. Das Mädchen war bekannt, doch es weigerte sich, den Begleiter namentlich zu nennen, und es verstieß gegen die Politik der Fakultät, Mädchen zu bestrafen, weil dies in den Augen der Eltern ein schlechtes Licht auf die Anstalt werfen würde. So wurde das neue Gesetz selektiv und aus Image-Gründen diskriminierend angewendet. Einige Mädchen waren schon vom Temperament her unschuldig, doch andere waren es nicht – anzunehmen, daß der Mann immer den aktiven Part spielte, war bestenfalls naiv.
    Jedenfalls hatten gerüchteweise alle Studenten erfahren, wer dieser Mann war, und wahrscheinlich kannten seinen Namen auch einige Fakultätsmitglieder – aber diese Information war dem Komitee nicht zu Ohren gekommen. Die Fronten waren verhärtet. In einer Gemeinschaft, die einst in sich einig gewesen war, spielten sich nun häßliche Dinge ab. Wie bei dem historischen Krieg in Asien wurde eine einst einfache und wahrscheinlich gerechtfertigte Idee in eine selbstzerstörerische Kraft verwandelt. Paul wiederholte bei der Befragung durch das Komitee seine philosophisch begründete Abneigung dagegen. „Ich kenne den Jungen – aber ich werde den Namen nicht nennen.“ Und er lächelte dabei und genoß sogar die Situation. Vielleicht, dachte er rückblickend, war dieses Lächeln ein Fehler gewesen. Das Komitee konnte nichts unternehmen und mußte den Punkt fallen lassen, aber …
    Beim nächsten mal erwischte der Nachtwächter ein Paar (sich zu Paaren zusammenzutun, war eine sehr populäre Form der Erziehung) und schrieb beide Namen auf. Dieses Mal würden sie nicht entkommen. Durch puren Zufall handelte es sich bei dem Jungen um Pauls Freund Dick, und das Paar nutzte mit Erlaubnis Pauls dessen eigenes nächtliches Versteck auf dem Dachboden der Bibliothek unter der Dachtraufe. Es war unter den Dachbalken mit Matratzen ausgestopft, mit der E-Leitung verbunden und enthielt eine Flasche hochprozentigen Wodka (aber definitiv keinen Großmutterstoff!). Man gelangte mittels einer Strickleiter und einer Falltür dorthin. Es war bestimmt die hübscheste und versteckteste Liebesecke auf dem ganzen Campus. Aber Paul war nicht dort in jener Nacht, und so wollte es der Zufall, daß es seinen Freund Dick erwischte. Man schleppte Dick vor das Normenkomitee und schloß ihn für

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