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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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eine Woche vom Campus aus.
    Aber wegen der Gnade Gottes …
    (Oh, das ist nur eine Redefigur, Carolyn. Es bedeutet … nun, wenn du etwas Süßes hast und es einem Freund gibst, und er ißt es und wird krank davon, wie würdest du dich fühlen?) Er vereinfachte die Geschichte übrigens beträchtlich und erzählte in wenigen Worten, was sich ausführlich in seinem Kopf abspielte, wobei er die zweifelhafteren Details ausließ.
    Paul, der natürlich über seine eigene Rolle in diesem Fall Stillschweigen bewahrte, nahm jedoch das Urteil nicht hin. Es gab einen Brauch bei der Gemeinschaft, daß die Opfer von Diebstählen den Verlust durch einen bestimmten Etat der Gemeinschaft ersetzt erhielten. Paul brachte bei der Versammlung nun einen Antrag ein, daß man Dick die Reisekosten aus diesem Fond ersetze, die ihm durch die ungesetzliche Aktion der Zweiten Truppe entstanden waren. Das war ein absurder Antrag, doch zu diesem Zeitpunkt befand sich die Gefühlslage der aufgeregten Gemeinschaft in einem solchen Stadium, daß der Antrag durchkam. Das Geld wurde ausbezahlt – und die Implikationen auf beiden Seiten wurden nicht vergessen. Die Zweite Truppe hatte einen weiteren Tiefschlag hinnehmen müssen, selbst wenn sie einen technischen Sieg errungen hatte. Aber Paul fühlte sich auch persönlich verletzt. Er hatte sein Versteck verloren, und ein Freund hatte statt seiner etwas zu erdulden gehabt. Sein Einsatz wurde höher, und seine Neigung zu Katastrophen verringerte seine Wahlmöglichkeiten.
    Während dieses längeren Zeitraumes saß Paul einmal im Gemeinschaftstreffpunkt, als der Nachtwächter gerade seine Runde drehte. Dieser Wächter war ein großer, freundlicher, rauher und junger Mann, kaum älter als die Studenten. „Hier ist der Mann“, verkündete Paul den anderen im Raum, „der seinen Job über seine Pflicht hinaus versieht.“ Das war eine äußerst gewagte Bemerkung, deren Bedeutung niemandem dort entging – nur äußerst eifriges Suchen hatte den Wachmann neulich auf die Spur des Paares gebracht, wobei er mit einem Fußabdruck im Schnee angefangen hatte. Doch er hatte lediglich seine Pflicht getan, wie gut auch immer, und auch jetzt tat er nichts anderes. Auf Pauls Bemerkung hin lächelte er lediglich, als hielte er ihm die andere Wange hin, drückte seine Stechuhr und ging.
    Nun war Paul selbst der Angeklagte – und das Normenkomitee hatte eine ganze Reihe von Hühnchen mit ihm zu rupfen. Es wäre zu simpel anzunehmen, daß ihre Art, sich des Falles anzunehmen, einfach Rache bedeutete – doch es war ein Faktor, den man auch nicht außer acht lassen konnte, denn Paul hatte dem Komitee mehr Peinlichkeiten bereitet als jeder andere. Er symbolisierte sogar gewissermaßen die Opposition zur Legitimität der Komitees selber.
    Zuerst gab es eine Anhörung. Wie bei der mittelalterlichen Inquisition geschahen diese Dinge nach bestimmten Formen und Vorschriften. Drei Personen im Gruppenraum waren Frauen gewesen (bekleidet und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte). Da es sich um ihren Gruppenraum gehandelt hatte, wurden sie ausgeschlossen. Man hätte sie ohnehin so wenig behelligt wie die beiden Mädchen früher. Der erste der drei Jungen sagte: „Ich erkenne das Sperrstundengesetz für die Gruppenräume nicht an, ebensowenig wie die Zuständigkeit dieses Komitees – aber da ich mir den Ärger nicht leisten kann, den mir dieses Komitee bereiten kann, wenn ich auf meinen Rechten bestehe, werde ich letzteres nicht tun. Ich entschuldige mich dafür, die Norm verletzt zu haben, und verspreche, es nicht wieder zu tun.“ Das war genau das, was das Komitee hören wollte. Er hatte kapituliert und ihre Macht anerkannt. Er kam ohne Strafe davon. Er beendete noch das laufende Semester und kehrte nicht wieder zurück. Das war ein Vorfall, wie ihn Paul später aus totalitären Regimes in aller Welt kennenlernen sollte – aber ein Weg, dem er nicht folgen würde, damals nicht und auch später nicht.
    Der zweite Student wandte sich an Paul. „Gehen auch wir diesen Weg, oder kämpfen wir?“ Paul wußte, daß der andere – es war übrigens der gleiche, der die Bemerkung über die analen Neigungen des Exeks gemacht hatte – kämpfen, es aber nicht allein durchfechten wollte. „Wir kämpfen“, verkündete Paul. Und zusammen zeigten sie es der Zweiten Truppe und lehnten das Komitee so ausführlich ab, wie es nur den schlausten Männern im College möglich gewesen wäre.
    Nach geraumer Zeit vernahmen sie ihre Urteile. Der

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