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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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von dem der außerirdische Besucher Antares gesprochen hatte. Er mußte sich einfach darauf einlassen und mitspielen. Solange er nicht bewußt aus der Rolle fiel, würde alles in Ordnung sein.
    Pilatus wirkte eindrucksvoll in der offiziellen römischen Tunika und dem bestickten Mantel und saß auf einem prächtigen Hengst. Hinter ihm flatterte die römische Fahne unruhig in dem aufkommenden Wind. Fast schien der riesige Adler zu fliegen. Oh, die Insignien der Macht waren schon beeindruckend!
    Der Statthalter starrte hinab auf Bruder Paul. „Du scheinst an diesem Vorgang ein ungewöhnliches Interesse zu hegen, und du stammst nicht aus Jerusalem. Gehörst du zu den Anhängern dieses Mannes?“
    Bruder Paul stand wie erstarrt. War er wie Simon einer, der seinen Glauben verleugnete? Aber er war kein Anhänger in dem von Pilatus gemeinten Sinne, keiner der Zwölf. „Ich bin kein Jünger“, sagte Bruder Paul vorsichtig. „Aber ich glaube an die Göttlichkeit von Jesus Christus.“ Aber war das nicht auch schon eine Lüge? Er war hier, um die Aura in Jesus zu verifizieren, sicherzustellen, ob es eine künstliche, durch Maschinen herbeigerufene Sache war oder der lebendige, heilige Geist Gottes. Wie konnte er zu glauben vorgeben, wenn seine Objektivität von ihm verlangte, daß er vorsichtig mit seinem Urteil umging? „Zumindest glaube ich, daß er der …“
    „Der König der Juden ist?“ fragte Pilatus. Plötzlich erkannte ihn Bruder Paul: Therion! Auch die römischen Soldaten waren Therion gewesen, aber diese Rolle paßte besser.
    „Vielleicht“, stimmte Paul mit gepreßter Stimme zu. Der Legionär neben ihm verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. (Konnte ein Schauspieler in ein und derselben Animation zwei Rollen spielen? Offensichtlich.)
    „Bist du des Schreibens kundig?“ fragte Pilatus.
    Da sich der verbale Teil dieser Animation in Bruder Pauls Muttersprache abspielte, schien die Annahme sicher, beim schriftlichen sei es ebenso. „Ja.“
    „Ja, Herr“ bellte der Soldat. „Erweise dem Statthalter deinen Respekt!“
    Bruder Paul rief sich in Erinnerung, daß er seine Rolle weiterspielen mußte. „Ja, Herr!“ wiederholte er.
    Pilatus nickte großzügig. „Ausgezeichnet. Ich habe eine Aufgabe für dich. Ich bin von der Schuld dieses Mannes Jesus nicht gänzlich überzeugt. Eigentlich finde ich wenig Verdammenswertes an ihm, außer einigen ungeduldigen Worten, die aber hauptsächlich von seinen Anklägern vorgebracht worden sind.“ Er blickte zur Seite und machte eine deutliche Geste des Ausspuckens. „Die Hohepriester des Tempels, die ihre Autorität durch jemanden untergraben sehen, der auch für die Armen von Anständigkeit und Errettung predigt. Pharisäer!“ Und nun spuckte er wirklich. „Ich habe gehört, dieser Mann Jesus hat sie einst wirklich aus ihrem Tempel vertrieben, hat ihre Tische umgestoßen und ihr Geld verstreut. Sehr gut!“ Dann kehrte sein Blick wieder zu Bruder Paul zurück. „Aber diese Juden wollen, daß er stirbt, und ich will keine weiteren Unruhen heraufbeschwören, wo die Gemüter bei diesem lokalen Fest, diesem Passah oder so ähnlich, ohnehin aufgerührt sind. Hat mit irgendeiner Mythologie aus Ägypten zu tun, wie ich gehört habe, wenn ich auch gern die ägyptische Seite davon hören würde. Jedenfalls verlangt die Politik der Stunde von mir, einer Handlung zuzustimmen, die ich nicht begrüße, und daher wasche ich bezüglich dieser Entscheidung meine Hände in Unschuld. Aber damit die anderen zumindest erfahren, weshalb dieser Mann, ob nun rechtmäßig oder ungerechterweise, gekreuzigt wurde, habe ich vor, eine Inschrift oben am Kreuz anzubringen. Bitte schreibe diese Worte auf diese Tafel. Kannst du das tun?“
    Bruder Paul hatte weder von Pilatus noch von Therion eine Bestätigung dieser Art erwartet, doch es klang echt. Nun stieß ihn der Soldat in die Rippen. „Das kann ich gern tun“, murmelte er. Dann, auf ein Zeichen des Legionärs hin, fügte er noch hinzu: „Herr.“
    Pilatus blickte beiseite und entließ ihn hiermit. Bruder Paul begann, an der Inschrift zu arbeiten. Seiner Erinnerung nach war sie wohl aus Stein gewesen, doch hier stand ihm nur ein grobes Brett zur Verfügung. Nun, es würde reichen müssen. „Was soll ich darauf schreiben?“ fragte er.
    Der Mann zuckte die Achseln. Wenn er dem Blick seines Herrn entronnen war, schien er ganz freundlich. „Was werfen sie ihm denn vor?“
    „Daß er König der Juden sei“, sagte Bruder

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