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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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akzeptieren kann. Ein Dorfjunge wurde durch einen schlafenden Roboter zum Supermann – und was für eine Reichweite der Junge mit dieser Kraft abgedeckt hat! Aber er hätte länger in diesem außerirdischen Strahl baden sollen, bis er unverwundbar geworden wäre, bis vielleicht auf die Sehne – obwohl es natürlich nicht Achilles’ Sehne gewesen ist, die verletzbar war –, und dann hätten sie ihn nicht kreuzigen können.“
    Bruder Paul schüttelte den Kopf. „Die bloße Tatsache, daß du diese Idee akzeptieren kannst … bedeutet, daß ich sie in Frage stellen muß. Wenn der Heilige Geist so zu nichts weiterem wird als zu außerirdischer Technologie, dann hat Gott damit nichts zu tun.“
    „Ah, Gott aber arbeitet auf Umwegen. Vielleicht wirkt er auch an Stätten der Alten.“
    „Vielleicht“, stimmte Bruder Paul zu, weigerte sich aber, sich erneut ködern zu lassen. „Aber ich ziehe es vor zu denken, daß Jesus ein Sterblicher war mit einer unsterblichen Botschaft.“
    „Ach, komm schon, Bruder. Der Sohn Gottes – ein normaler Sterblicher?“
    „Erhöht durch den Geist Gottes. Ohne den Heiligen Geist war Jesus einfach sterblich.“
    „Oho. Also zählt nur der Geist und nicht der Mann?“
    Bruder Paul ließ sich nicht auf diese wache, diabolische, täuschende Skepsis ein. „Ungefähr so.“
    „Dann hast du an der falschen Stelle gesucht. Du bist Jesus gefolgt, wo du eigentlich dieser Superaura hättest folgen sollen.“
    Verdutzt sah ihn Bruder Paul an. „Ja! Es war der Geist, der Jesus zum Christus und die Christenheit zu dem machte, was sie ist.
    Wenn der Geist falsch ist, wenn es nichts als außerirdische Technologie ist, dann ist auch das Christentum falsch und …“
    „Und du mußt anderswo nach dem Gott von Tarot suchen“, endete Therion. „Genau meine Meinung.“
    „Wenn das Phänomen nur eine Aura der Alten war“, fuhr Bruder Paul nachdenklich fort, „kann es auch einen gewöhnlichen Menschen eine Zeitlang erleuchtet haben, vielleicht sogar sein Leben lang. Es hätte aber den Verlust seines Gastkörpers nicht überlebt. Es hätte sich bei seinem Tod aufgelöst oder sich wieder in die Maschine zurückgezogen. Doch der Heilige Geist hätte das Vergehen eines Menschen überdauert und weiterhin die Nachfolger erleuchtet, wie es Joel prophezeit hat und es in der Apostelgeschichte verzeichnet ist. ‚Und es wird so kommen, daß ich meinen Geist über das Fleisch ausgieße, und deine Söhne und Töchter werden prophezeien, und eure Alten werden Träume träumen und die Jungen Visionen erleben.’ Das ist beim ersten Erntefest, Pfingsten, nach Christi Kreuzigung geschehen. Die Apostel verbreiteten das Wort und heilten die Kranken und bildeten den Kern der Christenheit …“
    „Bist du sicher, daß das wirklich geschehen ist?“ fragte Therion sarkastisch. „Oder haben sie dem Platz der Alten lediglich ihren Besuch abgestattet, in dem ‚Heiligen Licht’ gebadet und sich mehr Gnade aus der Maschine geholt?“
    „Das ist lächerlich. Das war keine Maschine. Das war doch nur ein Produkt meiner Phantasie.“
    Therion lächelte lediglich.
    „Gut, verdammt!“ bellte Bruder Paul und war sich der Ironie bewußt. Wie konnte man einen Jünger der Hölle eigentlich noch weiter verdammen? „Ich gehe zurück und verfolge die Sache mit der Aura weiter! Wirst du dann zufrieden sein?“
    „Du bist derjenige, den man zufriedenstellen muß“, bemerkte Therion. „Du bist der Richter des Gottes von Tarot!“
    Dieser Mann hatte unverschämterweise recht. „Ich werde dieser Aura bis zum Ende folgen.“ Er trat auf die Bibel zu.
    Therion sprang rasch hinab, während die Seiten sich schon umblätterten. Dann befand sich Bruder Paul auch schon innerhalb der sich bildenden Szene … von der Kreuzigung.
    „Oh nein“, murmelte er. Aber natürlich mußte er dabei sein, denn hier würde sich Jesu Aura entweder auflösen … oder überdauern.
    Die Menschenmenge ging über den Weg zur Spitze des Hügels. In ihrer Mitte kämpfte ein Mann unter dem Gewicht eines riesigen Holzkreuzes. Bruder Paul biß sich auf die Lippen und trat näher darauf zu. Er haßte diesen Augenblick, aber er mußte sich Jesus nähern, um sich dessen Aura zu vergewissern.
    Welche Ironie, daß dieser Mob von vielleicht ein paar hundert Menschen alles war, was eine Stadt wie Jerusalem von etwa 25.000 Einwohnern erübrigen konnte, um den größten Mann aller Zeiten entweder zu verspotten oder zu betrauern. Doch es war einfach so, daß

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