Die Voegel der Finsternis
Jasper hoffte, sie würde sich beeilen. Wenn jemand vorbeikäme und seine leere Kutsche entdeckte, was dann? „Das Kleid lass ich da", sagte sie schließlich. „Du hast Recht. Meine Mutter würde nicht wollen, dass ich gefangen werde." „Und die Delans."
„Die meisten. Aber ein paar müssen wir behalten. Sonst verhungern wir. Wir haben nichts zu essen." „Ich habe Brot dabei." Jasper hob einen großen Stein hoch, warf ihn zur Seite und begann mit bloßen Händen zu graben. Der Junge half ihm dabei. Bevor das Mädchen das Kleid in das Loch legte, faltete sie es sorgfaltig zusammen. Dann nahm sie eine Hand voll Goldstücke — es mussten fast fünfzig sein - und warf sie oben auf das Kleid. Ihr Preis, hatte sie gesagt Wenn Lord Morlen so viel für sie gezahlt hatte, musste etwas Besonderes an ihr sein, von dem Jasper nichts wusste. Sie war schön, aber Schönheit war für viel weniger zu haben. Jasper hatte hübsche Mädchen gekannt, die für eine Hand voll Besaets in die Sklaverei verkauft worden waren. Hatte Lord Morlen besonderen Gefallen an ihr gefunden? Kein Wunder, dass sie davonlief.
Auf alle Delans wollte sie nicht verzichten. Jasper spürte, dass sie nicht mit sich reden ließ. „Wie viele willst du behalten?", fragte er.
Sie warf den Lederbeutel auf den glitzernden Goldhaufen. Dann zeigte sie ihm das verschlissene Tuch. Es war beinahe leer. Nur zwei Goldstücke lagen darin. „Du sagtest, ich könnte dich mit einem einzigen ein Jahr anstellen und verköstigen."
„Und ich habe nicht gelogen. Wir können sie in meinen Schuhen verstecken, dort werden sie nicht so leicht gefunden." Sie sah ihn lange an, und da merkte er, dass er sie nur hatte warnen wollen, nicht mehr. Und nun hatte er von „wir" gesprochen, als wollte er sie noch eine Zeit lang begleiten.
Sie gab ihm die zwei Goldstücke. Jasper zog seine Schuhe aus und wickelte jedes in ein Stück Stoff. Das Gold drückte hart gegen seine Zehen. Er schob den Stein über das blaue Kleid und den Goldschatz, den sie gestohlen hatte. In wenigen Tagen würde die Seide von Insekten aufgefressen sein. Das war schade, aber was blieb ihnen anderes übrig? Er stampfte die Erde fest und versuchte, alle Spuren zu verwischen. „Gehen wir."
Sie gingen zum Weg zurück. Außer seiner Kutsche war nichts zu sehen. Bis jetzt hatten sie Glück gehabt. Aber auf das Glück wollte sich Jasper nicht verlassen. Er holte aus der Kutsche einen Laib Brot und reichte ihn den beiden Ausreißern. Er wusste, was Hunger war, und als er sah, wie sie große Stücke davon abrissen und alles hinunterschlangen, war er froh, reichlich eingepackt zu haben.
Jasper fuhr den Waldweg weiter in Richtung Westen, fort von Slivona. Manchmal war das beste Versteck genau unter der Nase der Verfolger, aber nicht in diesem Fall. Die Gestreiften suchten diesmal zu gründlich. Ein Glück, dass der Junge, der angeblich frische Schnitte im Gesicht haben sollte, nicht mehr gezeichnet war, aber das Madchen ... Maeve. Sie hatte ihm gesagt, wie sie hieß, und ihm von ihrer Flucht erzählt. Jasper bewunderte ihren Mut - und ihr hübsches Gesicht. Trotzdem vergaß er nicht, in welcher Gefahr sie sich befand.
Er machte sich auch Sorgen, weil sie ihm schon so viel über sich erzahlt hatte. Wenn ein anderer Mann ihr begegnet wäre, was dann? Die Belohnung für sie einzustreichen wäre leichter, als einen Besaet von der Straße aufzuheben. Sie war zu vertrauensvoll. Obwohl, zuerst war sie vor ihm davongerannt. Warum hatte sie seine Hand angefasst und dann gesagt, dass sie ihm glaube? Hatten seine Hände zu ihr gesprochen? Sie besaß nur ihr Sklavenhemd, und da Freigeborene keine Sklaven hielten, konnte er sie nicht als sein Eigentum ausgeben. Hätte er ein Kleid für sie, könnte sie als seine Frau durchgehen. Allerdings trug sie kein Ehemal, ein kleines Dreieck am Ansatz des Nackens, das einzige Zeichen, das bei den Freien zugelassen war.
Jasper glaubte nicht an Zauberei und auch nicht, dass Maeve ihn verzaubert haben könnte. Vielleicht lag es an ihrer Stimme, eine lieblichere Stimme hatte er nie zuvor gehört. So schön sie auch sein mochte, wenn sie Pech hatten, würden sie alle versklavt oder getötet werden. Sie hatten schlechte Karten. Schlechte Karten in einem unbekannten Spiel.
Maeve und Devin krochen durch dorniges Unterholz. Sie waren in die Nähe eines Wachhauses gekommen, und Jasper hatte ihr gesagt, er müsse den Schlagbaum allein passieren, denn er sei mit Sicherheit bewacht Während er den
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