Die Voegel der Finsternis
den Sinn käme, er könnte Unrecht haben. Ein verräterischer Gedanke! Der gute Desak hatte die Burg durch das jahrelange Exil von König Landen geführt, als die
Heiler alle unter dem zweifachen Unsichtbarkeitszauber leben mussten.
Doch ich fürchte, wir steuern auf einen Kampf zu, von dem Desak sich keine Vorstellung machen kann, geschweige denn je gefochten hat.
Renaiya wollte den bewaldeten Hügel hinauf und sich am Anblick des letzten Tezzarin erquicken. Der Weg zum siebten heiligen Kreis würde jedoch Stunden dauern und der Morgen war bereits halb verstrichen. Sie traf Dorjan allein auf einer Bank neben dem Kräutergarten und blieb stehen, um ihn zu fragen, ob er Sara oder Bern gesehen habe. Ja, ich habe beide gesehen. Frühmorgens." „Weißt du, wohin sie gegangen sind?" „Sie gingen in Richtung der Baumkreise." Dorjan deutete zum Wald.
Renaiya atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Ein Firaner mit einem Charmal ? Und wenn Bern Saras Kraft erkennt? Was wird mit uns geschehen, wenn ihre Gabe missbraucht wird, bevor sie sie hat schulen können ? „Und sie sind nicht zurückgekommen?" „Nein."
Renaiya starrte zum Wald hinüber. „Spätestens beim
sechsten Kreis müssen sie umkehren."
„Verzeiht, Ellowen Renaiya - ich habe nicht gelernt,
Eure Zaubersiegel aufzubrechen, und doch habt Ihr
mich nachts draußen getroffen."
Renaiya stockte der Atem. „Ich muss sie finden." Dorjan
ist der Einzige in der Burg, dem der Charmal nichts anhaben kann. Sie zögerte. Dann fragte sie. „Willst du mit mir kommen?" Er nickte.
„Danke, Dorjan. Unterwegs werde ich dir ein paar Dinge beibringen, die ein Genovener unbedingt wissen sollte."
9
In den Lord Morlen überlassenen Gemächern stand Orlo von Männern umringt, deren Schläfen mit ineinander verschachtelten Quadraten gezeichnet waren. Vor Orlo stand Lord Morlen.
„Mir scheint, Orlo, dass du gegenüber dieser Maeve, die bei dir gearbeitet hat, immer noch eine Art Loyalität empfindest. Niemand schätzt wahre Loyalität mehr als ich, aber in diesem Fall ist sie fehl am Platz. Ein Sklave ist allein seinem Herrn verpflichtet, und bis das Mädchen gefunden ist, bin ich dein Herr." So lange habe ich Lord Indol gedient und jetzt wirft er mich wie einen alten Knochen diesem Ungeheuer vor. Was will Morlen von mir? Er sagte doch, er würde in ihre Träume eindringen und sie finden.
„Wo könnte sie sich versteckt haben?" „Ich weiß es nicht, Lord Morlen. “ Orlo zermarterte sein Gedächtnis nach einer Antwort, die Lord Morlen zufrieden stellen konnte, ohne dass er irgendetwas preisgeben musste. „Sie kennt sich auf den Straßen nicht aus." „Aber sie wusste sich angemessen zu kleiden und zu sprechen, um den Jungen zu bekommen."
„Das muss ihre Mutter ihr beigebracht haben." „Wusstest du von ihren Fluchtplänen? So ein Kleid ist nicht in einer Nacht genäht."
„Nein, Herr." Orlo war froh, die Wahrheit sagen zu können. Maeve hatte sicher geglaubt, es wäre besser, wenn er nichts wüsste. Sonst hätte sie sich bestimmt von ihm verabschiedet.
„Hatte dieses Mädchen Freunde unter den Mächtigen?"
„Nicht dass ich wüsste, Herr." Orlo wollte noch anfügen, dass es Freundschaft zwischen Sklaven und den Mächtigen noch nie gegeben habe und völlig unvorstellbar sei, doch er schwieg.
„Kann sie den Weg nach Mantedi kennen?" „Nicht dass ich wüsste, Herr."
Morlen zog sein Patrier und klopfte mit dem Griff gegen Orlos Kinn. „Nicht dass du wüsstest." Der Schweiß strömte Orlo aus allen Poren. Er wünschte, er könnte die zwei vergangenen Tage ungeschehen machen. Dann hätte er eine andere Sklavin für diesen Herrn eingeteilt Warum hatte er Maeve ausgewählt? Weil sie ruhig und geschickt war und weil es niemals Klagen über sie gegeben hatte. Weil Orlo seine Stellung nur erhalten hatte, weil er wusste, wie er die Gäste Lord Indols zufrieden stellen konnte. Weil ich ein Narr war und mehr an meinen Herrn als an Maeve dachte. „Nein, Herr." Morlen steckte sein Patrier wieder ein, dann holte er ein Fläschchen mit einer orangefarbenen Flüssigkeit hervor und entfernte den Stöpsel. Ein fremdartiger,
unangenehm süßlicher Duft verbreitete sich. „Weißt du,
was das ist?"
„Nein, Herr."
„Das ist Vahss."
„Vahss, Herr?"
„Vahss ist der Auszug einer seltenen Wüstenblume, dem geringe Mengen anderer, dir unbekannter Substanzen beigemengt sind." Bedächtig schüttelte Morlen das Fläschchen. „Dir ist vielleicht zu Ohren gekommen, dass
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