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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Posten ablenkte, sollten sie und Devin an ihm vorüberschleichen.
    Der Boden war steinig und mit dürren Zweigen übersät Es roch nach Erde und Laub. Maeve wunderte sich, wie schmutzig sie am ganzen Körper war. Vor ihr lichteten sich die Bäume. Zu ihrer Linken lagen Felder, auf denen Menschen in breitrandigen Strohhüten Bohnen pflückten und in Körbe warfen. Maeve dachte daran, wie hungrig sie in der vergangenen Nacht gewesen waren, und wollte ein paar Bohnen stehlen.
    Doch Jasper hatte ihnen Brot gegeben. Und er hatte ihr wie Lila gesagt, sie müssten nach Mantedi gehen und dort ein Schiff finden, das sie nach Glavenrell oder zu einem anderen freien Königreiche auf der anderen Seite des Minwendameers brächte. Jasper kannte den
    Weg nach Mantedi, aber er hatte nicht gesagt, dass er sie begleiten würde.
    Maeve hielt Devin an der Hand. Sie überlegte, ob er sich an die vergangene Nacht, an die grauen Flure und die Auen des Wen erinnerte, wo sie seine eisigen Wunden gewärmt hatte. Als er aufgewacht war, waren seine Schmerzen und seine Schnitte verschwunden gewesen. Da er jedoch nichts von Albträumen erzählte, wollte Maeve ihn auch nicht daran erinnern. Sie selbst erinnerte sich an fast alles, aber sie verstand den Traum nicht Wo befanden sich diese Gänge, wer war der fremde junge Mann, der ihr so vertraut vorgekommen war? Wie war es möglich, dass Devins Wunden verschwunden waren?
    Jetzt war nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Sie hörte das Trappeln des Kutschpferdes näher kommen und sah durch die Bäume das Wachhaus. Die Männer, die Maeve bisher kennen gelernt hatte, trugen Seidengewänder oder Lendentücher. Im Badehaus, einem Ort der Ruhe und Entspannung, waren auch keine Waffen zugelassen, mit Ausnahme des Patriers. Dieser Wachposten aber trug schwarzgrau gestreifte Lederkleidung und an seinem Gürtel hingen eine schwarze Axt und in einer Scheide ein langes Messer.
    Jasper war kleiner als der Soldat und trug keine Waffen. Was, wenn er Schwierigkeiten bekäme? Sie hätte die zwei Goldstücke selber in ihrer Kleidung verstecken sollen. Was würde mit Jasper geschehen, wenn dieser grobschlächtige Mann sie finden würde? Maeve kauerte sich hinter die letzte Baumgruppe, die sie von der Lichtung trennte, die zwischen ihr und ihrem Ziel lag. Als der Zind Jasper zum Halten aufforderte, wollte Maeve stehen bleiben und Jasper im Auge behalten, als könnte sie ihn damit vor Schaden bewahren. Er aber hatte ihr eingeschärft: „Sobald ich anhalte, geht ihr los und lasst das Wachhaus so weit wie möglich hinter euch."
    Maeve raffte ihr Hemd hoch und kroch auf Händen und Knien auf die Lichtung hinaus. Sie winkte Devin, ihr zu folgen. Wenn der Soldat auch nur einen Blick zur Seite warf, wären sie entdeckt. Maeve steuerte auf eine etwa fünfzig Schritt entfernte Stelle zu, wo der Wald wieder dichter wurde.
    Sie hörte Schreie und kroch, die Augen auf den Boden geheftet, weiter. Ihr verschlissenes Hemd riss, aber sie durfte nicht anhalten. Das leise Knacken hinter ihr bedeutete, dass Devin nachkam. Wieder drangen Schreie an ihr Ohr. Sie versuchte sich vorzustellen, es sei früh am Morgen und sie sei im Badehaus, wo Orlo seine Befehle schrie. Doch die sonnenwarme Erde war etwas anderes als Dampf und Parfümöl. Dorthin würde sie niemals mehr zurückkehren können. Wenn sie frei sein wollte, musste sie die Bäume erreichen. Sie kroch weiter, ihre Knie waren aufgeschürft. Schließlich gaben ihre Arme nach und ihr Gesicht grub sich in die Erde. Hinter ihr keuchte Devin. Der Traumwenstein an ihrem Hals drückte sich in ihre Brust. Sein Lied sank in ihr Herz und trieb sie an.
    Endlich! Sie waren wieder unter Bäumen. Maeve spähte auf die Straße, wo Jasper mit hängendem Kopf neben seinem Wagen stand. Der gestreifte Soldat schrie ihn an und drohte ihm mit Fäusten. Jasper rührte sich kaum. Der Soldat stieß ihn zu Boden, dann lachte er. Jasper stand zögernd auf und kletterte auf den Kutschbock.
    Kaum war Jasper außer Sichtweite des Wachpostens, lenkte er die Kutsche an den Straßenrand und wartete auf Maeve und Devin. Seine Schulter schmerzte von dem Sturz, aber das machte ihm nichts aus - blaue Flecken verschwanden auch wieder. Jasper hätte den Gestreiften überwältigen können, er kannte ein paar Kampftechniken, aber was hätte ihm das genützt. Ein Messer hatte er nie dabei — das war zu riskant. Freigeborene durften keine Waffen tragen und Freiheit war Jasper wichtiger als ein Messer. Den

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