Die Vogelkoenigin
Gefallen daran, in einer derartigen Diktatur zu leben.«
»Wäre es denn wirklich eine Diktatur?«
»Na, was denn sonst? Wir wären der Willkür eines Tyrannen ausgeliefert, der den Tribut ganz nach Gutdünken festlegt.«
»Aber Laura hat doch gesagt, dass alles so bleiben soll, wie es ist.«
Rimmzahn lachte trocken. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Ich halte es für möglich«, widersprach der Elf.
Rimmzahn wollte nicht mehr mit ihm reden. Er wollte ihm sagen, dass er sich verziehen sollte, doch er schwieg. Diese Dinge mussten ausgesprochen werden, er konnte nicht davor weglaufen. Es musste eine Lösung gefunden werden. Und so, wie er das sah, war er der Einzige, der dazu in der Lage war. Er befand sich schon lange auf dem Weg der Erkenntnis, und immer mehr glaubten ihm. Er hatte Zuhörer. Also konnte er nicht auf dem falschen Pfad sein.
»Was genau hältst du für möglich?« Es mussten alle Wahrscheinlichkeiten in Betracht gezogen werden, nur so ließen sich die richtigen Schlüsse ziehen, aus einer objektiven Sicht heraus.
»Vielleicht hat der Schattenlord sogar etwas Gutes vor«, antwortete der Elf. »Überleg doch mal: freie Wahl zu leben, aber in Frieden. Es gäbe nie wieder und nirgends Krieg, denn er könnte sämtliche Aktivitäten in diese Richtung sofort verhindern. Er könnte Lösungen für ausgleichende Gerechtigkeit finden. Den Hunger abschaffen durch richtige Verteilung. Den Raubbau an der Natur verhindern.«
»Das ist eine sehr menschliche Betrachtungsweise, findest du nicht? Was kümmert dich das als Elf?«
»Weil das auch Auswirkungen hat auf uns. Und einige von uns leben unter euch. Zudem ist deine Welt die instabilste von allen. Schwingt sie im Einklang, sind die anderen kein Problem mehr. Die Grenzen könnten wieder geöffnet werden, und wir könnten alle miteinander leben, so, wie wir es einst getan haben.«
Rimmzahn wurde sehr nachdenklich. »Aber ... wenn du dich täuschst?«
»Ich täusche mich nicht.«
»Was macht dich so sicher, verdammt?«
»Alles andere wäre unlogisch.«
Rimmzahn schwieg. War das so? Er musste darüber nachgrübeln. Aber ... irgendwie hatte es Hand und Fuß, was der Elf von sich gab. Es wäre möglich. Es wäre wunderbar. Es wäre die beste Lösung.
Er blickte neben sich und glaubte, kurzzeitig etwas in den verborgenen Augen aufblitzen zu sehen, und dann erblickte er den weißen Glanz eines Lächelns ...
Ende
So
geht es weiter
Schattenlord 9:
Meister der Assassinen
Der Titel kommt nicht von ungefähr, Anspielungen auf den »Alten vom Berge« und den Orden der Assassinen sind durchaus beabsichtigt.
Auf der Suche nach dem Dolch Girne, mit dem Laura Alberich zu vernichten hofft, begegnen wir nicht nur den blutrünstigsten und mörderischsten aller Völker - den Gog/Magog (so im Brief des Presbyters Johannes beschrieben) -, sondern Laura muss sich auch ihrer bisher größten Herausforderung stellen.
Sie muss auf eine unzugängliche Festung gelangen, und der Weg dorthin führt durch viele Prüfungen, die bis in ihre tiefste Vergangenheit und Ängste reichen …
Ungekürzte Lizenzausgabe
der RM Buch und Medien Vertrieb GmbH
und der angeschlossenen Buchgemeinschaften
Copyright © 2012 by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Redaktion: Elke Rohwer/Klaus N. Frick
Reihenkonzept: Susan Schwartz
Einbandgestaltung: Herbert Ahnen, animagic, Bielefeld
Illustration: Dirk Schulz
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany 2012
Weitere Kostenlose Bücher