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Die Voliere (German Edition)

Die Voliere (German Edition)

Titel: Die Voliere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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tiefer. »Frau Franke, antworten Sie nur mit ›Ja‹ oder ›Nein‹.«
    Als ob sie zu etwas anderem imstande wäre.
    »Ist Lefeber schon eingetroffen?«
    »Ja.«
    Erneutes Getuschel am anderen Ende der Leitung. »Hören Sie: Zwei Dinge sind wichtig. Erstens: Er darf keinen Verdacht schöpfen. Zweitens: Er soll auf keinen Fall den Klassenraum betreten.«
    »Ja.«
    »Wo befinden Sie sich im Moment, Frau Franke?«
    »Nein.«
    »Entschuldigen Sie. Sind Sie im Schulgebäude?«
    »Ja.«
    »Versuchen Sie, ihn irgendwie ins Freie zu bekommen, auf den Schulhof. Trauen Sie sich das zu?«
    »Nein.«
    Gedämpfte Diskussionen am anderen Ende der Leitung. Endlich Abels Stimme. »Gut, bleiben Sie einfach, wo Sie sind, und lassen Sie sich nichts anmerken. Wir sind in ein paar Minuten da.« Die Verbindung brach ab.
    Genauso abrupt wandte auch Adam sich von ihr ab und kramte in irgendeiner Plastiktüte herum.
    In dieser Situation war Ina froh darum, dass er demonstrativ nicht das Wort an sie richtete. Seit sie sich vor drei Monaten von ihm getrennt hatte, sprach er nur noch das Nötigste mit ihr. Wäre sie die Abservierte gewesen, hätte sie ebenso gekränkt reagiert.
    Nun erhob sie sich und trat einen Schritt auf Lefeber zu. Woher sie den Mut für die nun folgenden Worte aufbrachte, würde sie auch Jahre später nicht erklären können.
    »Adam, hast du einen Moment Zeit?«
    Sein Blick tastete sie ab. Ein trotziger, verbitterter Ausdruck verdrängte den sonst üblichen jungenhaften Ausdruck von seinem Gesicht. Nur das schillernde Grün seiner Augen übte auf Ina noch immer eine unerklärliche Faszination aus.
    »Ich dachte, zwischen uns ist alles geklärt?«, sagte er lauter als nötig.
    Ina Franke meinte zu spüren, wie die Kollegen den Blick hoben und sie beobachteten.
    »Können wir reden? Draußen?«
    Lefeber sah demonstrativ auf die Uhr. »Tut mir leid, meine Stunde geht gleich los.« Er schlug die Kühlschranktür zu und hob seine Tasche vom Boden auf.
    Panik stieg in Ina auf, sie durfte Lefeber um keinen Preis gehen lassen. Ohne dass sie es wollte, lag ihre Hand plötzlich auf seinem Unterarm. Mit scheuem Lächeln sagte sie: »Bitte, Adam, ich … möchte dir einen Vorschlag machen.«
    Er sah ihr in die Augen. Sein Blick war so abgründig tief, dass Ina schwindelig wurde.
    »Geht es dir nicht gut? Du zitterst ja«, fragte er irritiert.
    Sie schüttelte den Kopf, die Worte blieben ihr im Hals stecken, unversehens spürte sie etwas Warmes die Wangen hinunterlaufen. Gütiger Himmel, mach, dass es schnell vorbei ist!
    Lefeber wischte ihr mit einem Taschentuch die Tränen weg.
    Von Ferne hörte Ina Sirenengeheul, das schnell näher kam. »Geh nicht in die Klasse«, hörte sie sich sagen.
    Die Verwirrung in Lefebers Gesicht war deutlich zu sehen. Er trat einen Schritt zurück. Er schien die Lage im Lehrerzimmer und draußen vor dem Fenster zu taxieren, dann klemmte er plötzlich seine Tasche unter den Arm und stürmte ohne ein weiteres Wort hinaus.
    Ina sah ihm einen Augenblick fassungslos nach, dann eilte sie hinterher. Lefeber ging schnell, doch immer wenn er auf den Gängen oder im Treppenhaus einem Schüler oder einem Kollegen begegnete, verlangsamte er seinen Schritt und bot Ina Gelegenheit, ihn einzuholen. Endlich schloss sie zu ihm auf.
    »Adam, was ist denn los?«
    Er sah starr geradeaus. »Ich hab noch was Wichtiges zu Hause vergessen.«
    »Kann ich dir helfen?« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, aber er schob sie weg und beschleunigte seinen Schritt. Nun rannte er beinahe die Treppen hinunter.
    »Adam«, rief sie und ein zweites Mal, lauter: »Adam!«
    Im selben Moment spürte sie das Vibrieren des Handys in ihrer Strickjacke.
    *
    Sobald Lefeber von der Renoirallee in die Manetstraße abgebogen war, stürmten die fünf Männer aus Angelika Albas Wohnzimmer hinaus auf die Straße und zu Lefebers Haus. Dort postierten sie sich rechts und links der Haustür, die Waffen im Anschlag. Wie aus dem Nichts tauchten aus den angrenzenden Straßen mehrere Streifenwagen, zwei Krankenwagen sowie ein Notarztwagen auf und blockierten die Renoirallee. Die Haustüren der benachbarten Doppelhaushälften und Reihenhäuser blieben geschlossen, nur die Bewegungen der Küchenrollos und die Gesichter hinter den dreifachverglasten Scheiben verrieten die Neugierde der Nachbarn.
    Hartmann winkte den Techniker herbei, der umgehend seinen Werkzeugkoffer öffnete und sich an die Arbeit machte, das Haustürschloss aufzubrechen. Während sie

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