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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einfach mal, ich verlasse mich nicht auf erste Eindrücke. Vorsicht, Stufe.«
    Angua führte William die Treppe hinunter zu den Zellen. Er stellte fest, dass unten zwei Uniformierte Wache hielten, verzichtete aber darauf, diese Tatsache niederzuschreiben.
    »Sind hier normalerweise Wächter postiert?«, fragte er. »Ich meine, die
    Zellentüren lassen sich doch abschließen.«
»Wie ich hörte, arbeitet ein Vampir für dich«, sagte Feldwebel Angua. »Otto? Oh, ja. Nun, wir haben keine Vorurteile…«
Angua antwortete nicht, öffnete stattdessen die Tür des Hauptkorridors und rief: »Besucher für die Patienten, Igor!«
    »In Ordnung, Feldwebel.«
    Unheimliches, flackerndes blaues Licht erhellte den Raum. In dem
    Regal an der einen Wand standen Dutzende von Gläsern, und in manchen davon bewegten sich sehr sonderbare Dinge. Andere Objekte schwammen einfach. In einer Ecke gleißten blaue Funken auf einer komplexen Maschine, die zum größten Teil aus Kupferkugeln und Glasstangen bestand. Doch Williams Aufmerksamkeit galt vor allem dem riesigen Auge.
    Bevor er schreien konnte, kam eine Hand nach oben, und was William für ein gewaltiges Auge gehalten hatte, erwies sich als enorm großes Vergrößerungsglas – es ließ sich an einem Metallarm drehen, der an einer Stirn befestigt war. Für das den Gaumen trocknende Entsetzen war das Gesicht der betreffenden Person unglücklicherweise keine Verbesserung.
    Die Augen lagen nicht auf einer Höhe. Ein Ohr war größer als das andere. Ein Netzwerk aus Narben durchzog das Gesicht. Noch schlimmer erschien William die Frisur: Igors öliges schwarzes Haar war nach vorn gekämmt und bildete eine weit überhängende Tolle, in der Art der besonders lauten jungen Musiker von Ankh-Morpork. Sie war lang genug, einem unschuldigen Fußgänger die Augen auszustechen. Allerdings deutete das… organische Erscheinungsbild von Igors Arbeitsbereich darauf hin, dass er beschädigte Augen durch neue ersetzen konnte.
    Auf einer Werkbank stand ein Aquarium mit blubberndem Wasser, in dem einige Kartoffeln hin und her schwammen.
    »Der junge Igor gehört zu unserer forensischen Abteilung«, sagte Feldwebel Angua. »Igor, das ist Herr de Worde. Er möchte deine Patienten besuchen.«
    William bemerkte den Blick, den Igor Angua zuwarf. »Herr Mumm hat’s erlaubt.«
    »Na schön, hier entlang«, sagte Igor und humpelte an William vorbei durch den Korridor. »Es ist immer schön, hier unten Besucher zu empfangen, Herr de Worde. Du wirst feststellen, daff wir hier Wert auf eine entspannte Atmosphäre legen. Ich hole nur schnell die Schlüffel.«
    »Warum lispelt er nur gelegentlich und nicht bei jedem S?«, fragte William, als Igor zu einem Schrank wankte.
    »Er versucht, modern zu sein. Bist du noch nie zuvor einem Igor begegnet?«
    »Einem solchen nicht. Er hat zwei Daumen an der rechten Hand!«
    »Er stammt aus Überwald«, erläuterte Feldwebel Angua. »Igors sind sehr daran interessiert, sich selbst zu verbessern. Ausgezeichnete Chirurgen. Aber du solltest ihnen während eines Gewitters nicht die Hand schütteln…«
    »Da bin ich wieder«, sagte Igor und humpelte zurück. »Wer zuerst?« »Lord Vetinari?«, fragte William.
»Er schläft noch«, sagte Igor.
»Was, nach all der Zeit?«
    »Kein Wunder. Er hat einen ziemlich heftigen Schlag gegen den Kopf bekommen…«
Feldwebel Angua hustete laut.
    »Ich dachte, er ist von einem Pferd gefallen«, sagte William.
    »Nun, ja… Und er bekam einen Schlag gegen den Kopf, alf er auf den Boden prallte, kein Zweifel«, erwiderte Igor und warf Angua erneut einen kurzen Blick zu.
    Dann drehte er den Schlüssel im Schloss.
    Lord Vetinari lag auf einem schmalen Bett. Er war ein wenig blass und schien friedlich zu schlafen.
»Er ist nicht ein einziges Mal aufgewacht?«, fragte William.
    »Nein. Alle fünfzehn Minuten oder fo faue ich nach ihm. So etwas kommt durchaus vor. Manchmal sagt der Körper einfach nur: schlaf.« »Wie ich hörte, hat er sonst kaum geschlafen«, meinte William. »Vielleicht nutzt er die gute Gelegenheit«, sagte Igor und schloss leise die Tür.
    Er schloss die nächste Zelle auf.
    Drumknott saß auf seinem Bett, den Kopf verbunden. Er löffelte Suppe, und vor Schreck hätte er fast etwas davon verschüttet.
    »Wie geht es uns?«, fragte Igor so fröhlich, wie es für ein Gesicht voller Nähte möglich ist.
»Oh, mir geht es besser…« Der junge Mann musterte sie unsicher.
    »Herr de Worde hier würde gern mit dir reden«, sagte Feldwebel

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