Die volle Wahrheit
Freund«, meinte der Werwolf.
Herr Nadel wich in Richtung Tür zurück. »Herr Tulpe, wir haben woanders zu tun«, sagte er. »Meine Güte, nimm die verdammte Gurke aus der Nase! Profis benehmen sich anders!«
»Das ist keine Gurke«, erklang eine Stimme aus dem Dunkeln.
Herr Nadel empfand für ihn untypische Dankbarkeit, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Überrascht hörte er, wie Riegel vorgeschoben wurden.
»Nun, das hätte besser laufen können.« Er klopfte sich Staub und Haare von der Jacke.
»Was jetzt?«, fragte Herr Tulpe.
»Es wird Zeit für Plan B«, antwortete Herr Nadel.
»Warum schlagen wir die …ten Leute nicht, bis uns jemand sagt, wo der Hund steckt?«, brummte Herr Tulpe.
»Ein verlockender Gedanke«, sagte Herr Nadel. »Aber das sparen wir uns für Plan C auf…«
»Mistundverflucht.«
Sie drehten sich beide um.
»Krumme Sirupkanten, ich hab’s ihnen gesagt«, verkündete der Stinkende Alte Ron. Er schlurfte über die Straße, ein Times -Bündel unter dem Arm und eine Hundeleine in der anderen Hand. Schließlich bemerkte er die Neue Firma.
»Hargelgarljurp?«, fragte er. » LajarrrBnip ! Wollt ihr eine Zeitung?«
Herr Nadel hatte den Eindruck, dass der letzte Satz zwar von der gleichen Stimme formuliert wurde, aber irgendwie irreal klang. Außerdem ergab er einen Sinn.
»Hast du Kleingeld?«, wandte er sich an Herrn Tulpe und klopfte auf seine Hosentaschen.
»Du willst eine …te Zeitung kaufen ?«, erwiderte sein Partner. »Alles zu seiner Zeit, Herr Tulpe, alles zu seiner Zeit.« Er reichte dem Stinkenden Alten Ron eine Münze.
»Jahrtausendhand und Krevetten, Mistundverflucht«, sagte Ron. Er fügte hinzu: »Besten Dank, die Herren.«
Herr Nadel schlug die Times auf. »Dieses Ding hat…« Er unterbrach sich und sah genauer hin.
»›Wer hat diesen Hund gesehen?‹«, las er. »Meine Güte…« Er starrte
Ron an.
»Verkaufst du viele Zeitungen?«, fragte er.
»Schlagt den Schmalz, hab ich ihnen gesagt. Ja, Hunderte.« Erneut gab es subtile Andeutungen von zwei Stimmen.
»Hunderte«, wiederholte Herr Nadel und blickte auf den Hund des
Verkäufers hinab. Der sah fast genauso aus wie der in der Zeitung, aber alle Terrier ähnelten sich sehr. Außerdem trug dieser eine Leine. »Hunderte«, murmelte er und las den kurzen Artikel noch einmal. Er wölbte die Brauen. »Ich glaube, wir haben einen Plan B«, sagte er.
Der Hund des Zeitungsverkäufers sah den beiden Männern nach, als sie fortgingen.
»Das war eine ziemlich unangenehme Begegnung«, sagte er, als sie hinter einer Ecke verschwanden.
Der Stinkende Alte Ron legte das Zeitungsbündel in eine Pfütze und holte ein kaltes Würstchen aus seinem weiten Mantel.
Er brach es in drei gleich große Stücke.
William hatte hin und her überlegt, aber das von der Wache gelieferte Bild war ausgezeichnet, und inzwischen hielt er eine freundliche Geste in diese Richtung für eine gute Idee. Wenn er sich in tiefen Schwierigkeiten wiederfand, noch dazu mit dem Kopf nach unten, brauchte er jemanden, der ihn herauszog.
Außerdem hatte er die Geschichte über den Patrizier umgeschrieben und all die Dinge hinzugefügt, die er für Fakten hielt. Allerdings waren es nicht besonders viele; er musste zugeben, dass ihm die Sache immer rätselhafter erschien.
Sacharissa hatte eine Meldung über den Kurier geschrieben, und auch in diesem Punkt war William zunächst skeptisch gewesen. Aber es war eine Nachricht, die Beachtung verdiente und außerdem leeren Platz füllte.
Darüber hinaus gefiel ihm der erste Satz des Artikels: »Ein Möchtegern-Rivale für die gut eingeführte Zeitung von Ankh-Morpork, die Times, erscheint seit kurzer Zeit in der Schimmerstraße…«
»Du machst deine Arbeit immer besser«, sagte William und blickte über den Schreibtisch.
»Ja«, erwiderte Sacharissa. »Inzwischen weiß ich: Wenn ich einen nackten Mann sehe, lasse ich mir seinen Namen geben, weil…« William stimmte in den Chor mit ein. »… weil sich mit Namen mehr Zeitungen verkaufen.«
Er lehnte sich zurück und trank den grässlichen Tee der Zwerge. Einige Sekunden gab er sich dem seltenen Gefühl von Glückseligkeit hin. Ein seltsames Wort, dachte er. Eine Verbindung aus Glück und Seligkeit, als sei Glück allein nicht genug. Es war eins von jenen Worten, die kein Geräusch beschrieben; aber wenn Glückseligkeit ein Geräusch verursachen könnte, würde es vermutlich nach leiser, angenehmer Hintergrundmusik klingen.
Hier und jetzt genoss er
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