Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
hast«, erwiderte Sacharissa. »Und angesichts so schmeichlerischer Bemerkungen stehen die Mädchen sicher bei dir Schlange. Bis morgen.«
William lief ziemlich schnell und erreichte die Pension gerade spät genug, um einen Blick von Frau Arkanum zu ernten – aber nicht so spät, um wegen Unhöflichkeit vom Tisch verbannt zu werden. Ernstes Zuspätkommen bedeutete, dass man das Abendessen in der Küche einnehmen musste.
Diesmal gab’s ein Curry-Gericht. Einer der seltsamen Aspekte von Frau Arkanums Mahlzeiten bestand darin, dass es weitaus mehr Mahlzeiten gab, die sich aus den vorsichtig verwendeten Resten früherer Speisen zusammensetzten, als Mahlzeiten, von denen die Reste stammen konnten.
Das Curry-Gericht erwies sich als besonders seltsam, denn Frau Arkanum hielt alle Dinge, die aus dem Ausland kamen, für verdächtig. Deshalb fügte sie das sonderbare gelbe Pulver mit einem sehr kleinen Löffel hinzu – um zu vermeiden, dass sich die Leute plötzlich ihre Kleidung vom Leib rissen und ausländische Dinge anstellten. Die Hauptingredienzen schienen Kohlrüben und sandige, nach Regenwasser schmeckende Sultaninen zu sein. Dazu kamen Reste von kaltem Hammelfleisch, obwohl sich William nicht daran erinnern konnte, wann es zum letzten Mal Hammel gegeben hatte, ungeachtet der Temperatur.
Für die anderen Mieter war das kein Problem. Frau Arkanum verteilte große Portionen, und die Männer am Tisch maßen kulinarische Leistungen an der Menge auf ihrem Teller. Es mochte nicht besonders gut schmecken, aber wenigstens ging man mit vollem Magen zu Bett.
Derzeit wurden die Neuigkeiten des Tages diskutiert. In seiner Rolle als Hüter des Feuers der Kommunikation hatte Herr Schmitzenmacher sowohl den Kurier als auch beide Ausgaben der Times gekauft.
Ganz allgemein hielt man die Nachrichten des Kuriers für interessanter, doch Frau Arkanum entschied, dass es sich nicht gehörte, beim Essen über Schlangen und dergleichen zu sprechen. Ihrer Meinung nach sollte man die Leute nicht mit derartigen Themen beunruhigen. Regen aus Insekten und Ähnliches bestätigten die Vorstellungen der Anwesenden von fernen Ländern.
Bekanntes, dachte William, während er eine Sultanine forensisch sezierte. Seine Exzellenz hat Recht. Keine Neuigkeit, sondern Altigkeiten. Man sage den Leuten das, was sie bereits zu wissen glauben…
Der Patrizier, so fanden die Speisenden, verdiente es, als gerissen und durchtrieben bezeichnet zu werden. Die Versammlung einigte sich auf das Urteil, dass letztendlich alle gleich waren. Herr Windling sprach von einem heillosen Durcheinander in der Stadt und meinte, es müsste Veränderungen geben. Herr Langschacht betonte, er könnte nicht für die Stadt sprechen, aber nach dem, was er in der letzten Zeit gehört hätte, gingen die Edelsteingeschäfte sehr gut. Herr Flach äußerte die Ansicht, die Wache könnte nicht einmal mit beiden Händen ihren eigenen Hintern finden – eine Bemerkung, die fast zu seiner Verbannung in die Küche führte. Man gelangte zu dem Schluss, dass Vetinari das Verbrechen tatsächlich verübt hatte und dafür büßen sollte. Der Hauptgang vertagte sich auf 20.45 Uhr, und ihm folgten auseinander fallende Pflaumen in dünner Vanillesoße. Als wortlosen Tadel bekam Herr Flach weniger Pflaumen als die anderen.
William zog sich früh in sein Zimmer zurück. Er hatte sich an Frau Arkanums Küche gewöhnt, aber nur umfangreiche Operationen hätten ihn veranlassen können, ihren Kaffee zu mögen.
Im Dunkeln streckte er sich auf dem schmalen Bett aus (Frau Arkanum stellte pro Woche eine Kerze zur Verfügung, und er hatte vergessen, welche zu kaufen) und versuchte nachzudenken.
    Herr Schräg schritt über den Holzboden des leeren Ballsaals, und das Geräusch seiner Schritte hallte von den Wänden wider.
    Er blieb im Kreis der Kerzen stehen und fühlte sich von Unruhe erfasst. Als Zombie machte ihn die Nähe von Feuer immer nervös.
    Er hüstelte.
»Nun?«, fragte ein Sessel.
»Sie haben den Hund nicht erwischt«, sagte Herr Schräg. »Ich möchte
    betonen, dass sie in jeder anderen Hinsicht gute Arbeit geleistet haben.« »Wie schlimm könnte es sein, wenn die Wache den Hund findet?«
    »Soweit ich weiß, ist das fragliche Tier recht alt«, antwortete Herr Schräg und blickte ins Licht der Kerzen. »Ich habe Herrn Nadel angewiesen, nach ihm zu suchen, aber es dürfte ihm recht schwer fallen, Zugang zum Hunde-Untergrund der Stadt zu bekommen.«
    »Es gibt noch andere Werwölfe in Ankh-Morpork, nicht

Weitere Kostenlose Bücher