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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Freiheit. Die Zeitung wurde zu Bett gebracht und zugedeckt, nachdem sie ihrem Gebet gelauscht hatten. Sie war fertig. Ron und die anderen kehrten bereits zurück, um fluchend und spuckend weitere Ausgaben zu holen. Sie hatten sich einige kleine Karren und Kinderwagen besorgt, um die Bündel durch die Straßen zu rollen. In einer Stunde würde das Maul der Presse wieder hungrig sein, und dann musste William erneut den Felsen über den Hang nach oben rollen, wie der arme Kerl in der Mythologie… Wie hieß er noch?
    »Wer war der Held, der einen Felsen einen Berghang hinauf rollen musste – nur um auf dem Gipfel zu beobachten, wie das verdammte Ding wieder nach unten rollte?«, fragte William.
    Sacharissa sah nicht auf. »Jemand, der eine Schubkarre brauchte?«, erwiderte sie und spießte mit Nachdruck einen Zettel auf.
    William erkannte die Stimme einer Person, die noch immer lästige Arbeit zu erledigen hat.
»Woran arbeitest du?«, fragte er.
    »An einem Bericht über den Verein der genesenden Akkordeonspieler von Ankh-Morpork«, sagte sie und schrieb schnell.
    »Stimmt was nicht damit?«
    »Die Interpunktion fehlt, und zwar völlig. Ich glaube, wir brauchen einen zusätzlichen Kasten mit Kommas.«
»Warum befasst du dich überhaupt damit?«
    »Weil sechsundzwanzig Personen namentlich genannt werden.« »Als Akkordeonspieler?«
»Ja.«
»Werden sie sich nicht beklagen?«
»Sie müssen nicht Akkordeon spielen. Oh, und es gab einen großen
    Unfall auf dem Breiten Weg. Ein Karren kippte um, und mehrere Tonnen Mehl verteilten sich auf der Straße. Deshalb bäumten sich zwei Pferde auf, wodurch der Wagen hinter ihnen seine Ladung von Eiern verlor, und dadurch fielen bei einem anderen Karren dreißig Milchkannen um… Was hältst du von dieser Schlagzeile?«
    Sacharissa hob ein Blatt Papier, auf das sie geschrieben hatte:
    GRÖSSTER KUCHENTEICH DER STADT!!
    William betrachtete die Worte. Eigentlich klang es ganz gut. Die zaghafte Annäherung an Humor war genau richtig. Gerade solche Dinge sorgten an Frau Arkanums Tisch für Heiterkeit.
    »Lass das zweite Ausrufezeichen weg«, sagte William. »Ansonsten ist alles in Ordnung. Wie hast du davon erfahren?«
»Oh, Obergefreiter Fiddyment kam vorbei und erzählte mir davon«, erwiderte Sacharissa. Sie senkte den Blick und schob die Papiere auf ihrem Schreibtisch hin und her. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube, er hat sich in mich verguckt.«
Ein kleiner, bisher unbeachtet gebliebener Teil von Williams Ego erstarrte. Ziemlich viele junge Männer schienen bestrebt zu sein, Sacharissa irgendwelche Dinge zu erzählen. Er hörte sich sagen: »Mumm will nicht, dass die Wächter mit uns reden.«
»Ja, aber es zählt doch nicht, wenn er mir von einigen zerbrochenen Eiern berichtet.«
»Mag sein, aber…«
»Außerdem ist es nicht meine Schuld, wenn junge Männer mir etwas erzählen wollen.«
»Vermutlich nicht, aber…«
»Und außerdem wär’s das für heute Abend.« Sacharissa gähnte. »Ich gehe jetzt heim.«
William stand so schnell auf, dass er mit den Knien gegen die Schreibtischkante stieß. »Ich bringe dich nach Hause«, sagte er.
»Lieber Himmel, es ist fast Viertel vor acht«, meinte Sacharissa und streifte den Mantel über. »Warum haben wir so lange gearbeitet?«
»Weil die Presse nicht schläft«, antwortete William.
Als sie auf die stille Straße traten, fragte er sich, ob Lord Vetinari in Bezug auf die Presse Recht hatte. Ihr haftete etwas… Zwingendes an. Sie war wie ein Hund, der einen anstarrte, bis man ihn fütterte. Ein Hund, der gefährlich werden konnte. Hund beißt Mensch, dachte William. Aber das sind keine Neuigkeiten. So etwas ist bekannt.
Sacharissa ließ sich bis zum Ende der Straße begleiten und blieb dort stehen.
»Es bringt Großvater in Verlegenheit, wenn man dich mit mir sieht«, sagte sie. »Ich weiß, es ist dumm, aber… Die Nachbarn, weißt du? Und der ganze Gildenkram…«
»Ich weiß. Äh.«
Die Luft schien schwerer zu werden, als sie sich ansahen.
»Äh, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll«, begann William und begriff, dass er es früher oder später aussprechen musste. »Ich möchte betonen, dass du zwar sehr attraktiv, aber nicht mein Typ bist.«
Sacharissa musterte ihn mit dem ältesten Blick, den er je gesehen hatte, und erwiderte dann: »Es ist dir sicher nicht leicht gefallen, das zu sagen, und ich danke dir dafür.«
»Ich dachte nur, da wir die ganze Zeit zusammen arbeiten…«
»Oh, ich bin froh, dass du es gesagt

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