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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm, er soll seine Arbeit fortsetzen«, murmelte Nadel. »Äh… bitte sei so gut und setz deine Arbeit fort, Herr Gutenhügel«,
    sagte William und hob die Stimme, um das Knurren und Jaulen zu übertönen. »Es ist alles in Ordnung.«
    Gutenhügel nickte und kehrte ihm den Rücken zu. Demonstrativ hob er die eine Hand und begann zu setzen.
Ist[leer]er[leer]ferkleidet?
    Gutenhügel verwechselte das v mit einem f, aber an der Bedeutung seiner Frage bestand kein Zweifel.
    »Ja, stimmt«, sagte William.
Nadel bedachte ihn mit einem scharfen Blick. »Was stimmt?« »Oh, äh, es sind nur die Nerven«, sagte William. »Ich werde immer
    nervös, wenn Schwerter in der Nähe sind.«
Nadel sah zu den Zwergen. Sie alle wandten ihm den Rücken zu.
    Gutenhügels Hand bewegte sich erneut und nahm Typen aus den Kästen.
Bewaffnet?[leer]Huste[leer]für[leer]ja
    »Ist was mit deinem Hals nicht in Ordnung?«, fragte Nadel, nachdem William gehustet hatte.
    »Erneut die Nerven… Herr.«
    OK[leer]hole[leer]Otto
    »O nein«, murmelte William.
    »Wohin geht der Zwerg?«, fragte Nadel. Seine Hand tastete unter die
    Jacke.
»In den Keller, Herr. Um… Tinte zu holen.«
»Warum? Hier oben scheint es genug Tinte zu geben.«
»Äh, er braucht weiße Tinte, Herr. Für die Spatien. Und für die Mitte
    der Os.« William beugte sich zu Herrn Nadel vor und schauderte, als die Hand erneut unter die Jacke glitt. »Die Zwerge sind alle bewaffnet. Mit Äxten. Und sie geraten leicht in Aufregung. Ich bin die einzige Person in deiner Nähe, die keine Waffe hat. Bitte! Ich möchte noch nicht sterben. Bringt das zu Ende, weshalb ihr gekommen seid, und geht dann wieder.«
    Es war eine recht gute Darstellung eines erbärmlichen Feiglings, fand William. Vor allem deshalb, weil er tatsächlich überleben wollte. Nadel blickte zur Seite. »Wie steht’s, Schwester Jennifer?«, fragte er.
    Schwester Jennifer hob einen zuckenden Beutel. »Ich habe alle …ten Terrier«, erwiderte er.
Bruder Nadel schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich habe alle …ten Terrier!«, flötete Schwester Jennifer mit wesentlich höherer Stimme. »Und es stehen einige …te Wächter am Ende der Straße!« Aus dem Augenwinkel sah William, wie Sacharissa plötzlich kerzengerade saß. Der Tod schien jetzt wirklich auf dem Programm zu stehen. Otto kam unbesorgt die Leiter hoch. Ein Ikonograph baumelte an seiner Schulter.
    Er nickte William zu. Hinter ihm schob Sacharissa ihren Stuhl zurück. Vor den Kästen mit den Drucktypen setzte Gutenhügel fieberhaft: Bedeckt[leer]die[leer]Augen
Herr Nadel wandte sich an William. »Was soll das heißen, weiße Tinte
    für die Spatien?«
    Sacharissa wirkte zornig und entschlossen, wie Frau Arkanum nach einer unerhörten Bemerkung.
Der Vampir hob den Kasten.
In der Tragmulde darüber bemerkte William mehrere überwaldische Landaale.
    Herr Nadel öffnete die Jacke.
    William sprang der näher kommenden jungen Frau entgegen und stieg dabei so in die Luft auf wie ein Frosch durch Sirup.
    Mit Äxten in den Händen setzten die Zwerge über die niedrige Barriere zwischen Druckraum und Büro hinweg. Und…
»Buh«, sagte Otto.
    Die Zeit hielt an. William spürte, wie sich das Universum entfaltete. Die kleine Kugel aus Wänden und Decke blätterte ab wie die Schale einer Orange, und übrig blieb eine kalte, strömende Dunkelheit, gefüllt mit Nadeln aus Eis. Stimmen ertönten und verklangen abrupt. Sinnlose Geräusche zogen hin und her. Erneut fühlte sich Williams Körper substanzlos an wie ein Schatten.
    Dann landete er auf Sacharissa, schlang die Arme um sie und rollte mit ihr hinter den willkommenen Schutz der beiden Schreibtische.
    Hunde heulten. Leute fluchten. Zwerge riefen. Möbel zerbrachen. William blieb reglos liegen, bis das Krachen um ihn herum Stöhnen und Fluchen wich.
    Das Fluchen war ein positiver Hinweis. Es stammte von Zwergen und bedeutete, dass die Fluchenden nicht nur lebten, sondern auch wütend waren.
    Vorsichtig hob William den Kopf.
    Die vordere Tür des Schuppens stand offen. Die Warteschlange war ebenso verschwunden wie die Hunde, aber von der Straße kam das Geräusch eiliger Schritte und zorniges Bellen.
    Die Hintertür schwang in ihren Angeln hin und her.
    William wurde sich der pneumatischen Wärme von Sacharissa in seinen Armen bewusst. In seinem bisherigen Leben, das vor allem der Aufgabe gewidmet war, Worte in eine angenehme Reihenfolge zu bringen, hatte er sich eine solche Erfahrung nicht erträumt. Nun, geträumt hatte er davon

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