Die volle Wahrheit
abgesehen…«
»Ich bin sicher, dass sie keine richtige Jungfrau war.«
William beschränkte seine Antwort auf: »Schwester Jennifer sah tatsächlich recht seltsam aus.«
Sacharissa schnaubte. »O nein«, sagte sie. »An unserer Schule gab es schlimmere Lehrerinnen als sie. Schwester Credenza konnte durch eine Tür beißen… Nein, ich meine ihre Ausdrucksweise. Ich bin sicher, dass …t ein schlimmes Wort ist. Sie gebrauchte es jedenfalls wie eins. Ich meine, man merkte, dass es ein schlimmes Wort ist. Und der Priester hatte ein Messer !«
Hinter ihnen geriet Otto in Schwierigkeiten.
»Du benutzt es, um Bilder aufzunehmen?«, fragte Gutenhügel. »Nun, ja.«
Mehrere Zwerge schlugen sich auf die Oberschenkel, eine Geste, mit
der Leute darauf hinweisen, dass sie die Dummheit anderer Leute unglaublich finden.
»Du weißt doch, dass es gefährlich ist«, sagte Gutenhügel. »Noch mehrr Aberrglauben«, kommentierte Otto. »Es passierrt nurr
Folgendes: Die morrphische Strrukturr eines Objekts rrichtet ihrre Rresonen oderr Ding-Parrtikel im Phasenrraum nach derr Temporralen Rrelevanztheorrie aus, was zurr Entstehung von multiplen rrichtungslosen Fensterrn führrt, die sich mit derr Illusion von derr Gegenwarrt schneiden und metaphorrische Bilderr schaffen, und zwarr auf der Grrundlage quasihistorrischerr Extrrapolation. Verrstehst du? Darran ist überrhaupt nichts Geheimnisvolles!«
»Es hat den beiden… Besuchern einen erheblichen Schrecken eingejagt«, sagte William.
» Dafür waren die Äxte verantwortlich«, betonte Gutenhügel.
»Nein, es war das Gefühl, dass einem etwas den Kopf öffnete und Eiszapfen ins Gehirn bohrte«, meinte William.
Gutenhügel blinzelte. »Ja, das auch«, räumte er ein und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Ich muss sagen, dass du wirklich mit Worten umgehen kannst…«
Ein Schatten erschien in der Tür. Gutenhügel griff nach seiner Axt. William stöhnte. Es war Mumm. Und schlimmer noch: Er lächelte auf die für ihn typische aggressive Weise.
»Ah, Herr de Worde«, sagte er und trat ein. »Derzeit stürmen mehrere tausend Hunde durch die Stadt. Das ist eine interessante Tatsache, nicht wahr?«
Er lehnte sich an die Wand und holte eine Zigarre hervor. »Nun, wenn ich von Hunden spreche…« Er entzündete ein Streichholz an Gutenhügels Helm. »…so meine ich größtenteils Hunde. Es sind auch einige Katzen dabei. Inzwischen dürften es mehr geworden sein, denn eine Art Flutwelle aus jaulenden, beißenden und miteinander kämpfenden Hunden kann, wie soll ich es ausdrücken, Bewegung in eine Stadt bringen. Besonders am Boden, denn die Hunde sind ziemlich nervös. Ach, und habe ich das Vieh erwähnt?«, fuhr Mumm im Plauderton fort. »Du weißt ja, wie das ist, Markttag und so. Die Leute treiben ihre Kühe zum Marktplatz, und plötzlich – meine Güte! – kommt ihnen eine gewaltige Woge aus heulenden Hunden entgegen… Ach, die Schafe habe ich ganz vergessen. Und auch die Hühner. Obwohl von denen jetzt nicht mehr viel übrig sein dürfte…«
Er sah William an. »Gibt es da irgendetwas, das du mir mitteilen möchtest?«, fragte er.
»Äh… wir hatten ein kleines Problem…«
»Im Ernst? Bei den Göttern! Erzähl mir davon!«
»Die Hunde erschraken, als Herr Chriek ein Bild von ihnen anfertigte«, sagte William. Das stimmte durchaus. Dunkles Licht war schon dann erschreckend genug, wenn man wusste, was passieren würde.
Mumm starrte Otto an, der unglücklich zu Boden sah.
»Nun«, sagte Mumm, »soll ich euch was verraten? Heute wird ein neuer Patrizier gewählt…«
»Wer?«, fragte William.
» Ich weiß es nicht«, erwiderte Mumm.
Sacharissa putzte sich die Nase. »Es wird Herr Pirsch sein, von den
Schuhmachern und Lederarbeitern.«
Mumm richtete einen argwöhnischen Blick auf William. »Woher weißt du das?«
»Alle wissen es«, antwortete Sacharissa. »Das hat mir heute Morgen der junge Mann in der Bäckerei gesagt.«
»Oh, was würden wir nur ohne Gerüchte anfangen?«, fragte Mumm. »Nun, Herr de Worde, heute ist kein geeigneter Tag dafür, dass irgendwelche Dinge schief gehen. Meine Männer reden mit einigen Personen, die Hunde hierher brachten. Nicht mit vielen von ihnen, das muss ich zugeben. Die meisten wollen nicht mit der Wache sprechen. Der Grund dafür ist mir ein Rätsel; immerhin sind wir gute Zuhörer. Gibt es jetzt etwas, das du mir mitteilen möchtest?« Mumm sah sich im Raum um und richtete den Blick dann wieder auf William. »Alle sehen dich
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