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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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drängte seinen Bruder erneut unter freien Himmel. Lieber würde er tausend Blitzschläge ertragen, als seinen Bruder wissentlich ihrem Kerkermeister auszuliefern.
    Durch den endlos weiten Himmel hallte ein dröhnender Donnerschlag, bei dem Pollux die Zähne aufeinanderschlugen, und sie tauschten einen Blick. Zeus verfehlte niemals sein Ziel. Auch er wusste, was geschehen würde, wenn sie zurück in die Höhle flüchteten. Und Pollux hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass der König der Götter vor nichts zurückschrecken würde, um seinen Stolz zu bewahren.
    Ohne Umschweife beherzigte Pollux die Warnung seines Vaters, packte Castors Hand und rannte los.

KATE
    Sechs Monate. Einhundertvierundachtzig Tage. So lange musste ich Eden fernbleiben, wo Henry, mein frischgebackener Ehemann, auf meine Rückkehr im September wartete. Vom jetzigen Zeitpunkt aus wirkte es wie eine Ewigkeit, und der Gedanke, so lange von ihm getrennt zu sein, ließ mich vor Sehnsucht fast vergehen.
    Doch mir blieb keine große Wahl. Sechs Monate da, sechs Monate weg. Das war die Vereinbarung, die wir getroffen hatten, als ich mich bereit erklärt hatte, auf Eden zu bleiben. Im Austausch dafür hatte er meine sterbenskranke Mutter am Leben erhalten. So verrückt es auch klingen mochte, Henry war in Wahrheit Hades, Gott der Unterwelt – und er war der Rolle mehr als gewachsen.
    Unseren Handel bereute ich nicht, doch nachdem ich mich sechs Monate lang unaufhaltsam immer mehr in ihn verliebt hatte, war die Aussicht, ein halbes Jahr von ihm getrennt zu sein, die reinste Folter. Doch er hatte darauf bestanden, und letzten Endes war es wahrscheinlich gar nicht so verkehrt, dass ich eine Gelegenheit bekam, einen Schritt von meinem unsterblichen Leben zurückzutreten. Mich daran zu erinnern, was es hieß, ein Mensch zu sein.
    In den ersten zweiundsiebzig Stunden nach unserem Abschied blieb mir nicht viel Zeit, ihn zu vermissen – hauptsächlich weil ich mich nicht allein auf den Weg gemacht hatte. Mein bester Freund James hatte zugestimmt, mich zu begleiten, und gemeinsam waren wir nach Griechenland aufgebrochen. Er war nicht Henry, doch er wusste genau, wie er mich aufheitern und dazu bringen konnte, mich auf den gemeinsamen Sommer zu freuen.
    James hatte die gesamte Reise durchgeplant, und im Flugzeug von New York nach Athen malte ich mir aus, was die nächsten sechs Monate alles mit sich bringen würden. Wanderungen durch antike Ruinen. Köstliches griechisches Essen. Ganze Tage, die wir faulenzend am Strand verbringen würden. Und ich würde nicht mehr ständig über die Schulter blicken und mich fragen müssen, wann jemand versuchen würde, mich umzubringen.
    Dass wir uns gleich am ersten Tag in einem Wald verirrten, hatte nicht zu den Dingen gehört, die mir vorschwebten.
    „Du hast wirklich nicht die geringste Ahnung, wo wir sind?“, fragte ich ungläubig, während ich hinter James herstapfte. Drei Stunden nachdem wir uns von unserer Reisegruppe getrennt hatten, marschierten wir immer noch durch die Wälder vor Athen. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so verlaufen. Doch James hatte lässig die Hände in die Taschen geschoben und sah aus, als würde er bloß einen gemütlichen Spaziergang machen, während er die Landschaft genoss.
    „Keinen Schimmer“, gab er leichthin zurück, doch in seiner Stimme lag etwas, das mich an seinen Worten zweifeln ließ. Allerdings blieb mir trotzdem keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
    „Wenn das bloß ein Trick ist, um mit mir allein zu sein …“, murmelte ich wütend vor mich hin. Das war ihm durchaus zuzutrauen – hätte ich meine Prüfungen in Eden nicht bestanden, wäre James an Henrys Stelle als Herr der Unterwelt getreten. Und selbst wenn ich dann keinerlei Erinnerung an meine Zeit in Eden gehabt hätte, war ich mir sicher, dass er sich gute Chancen ausgerechnet hatte, ihn auch als meinen Ehemann zu ersetzen. Diesen Kampf hatte Henry gewonnen, doch die Blicke, die James mir seitdem immer wieder zuwarf, machten deutlich, dass das Rennen um meine Gunst für ihn noch nicht vorüber war. Ganz davon abgesehen, dass er nie eine ernsthafte Konkurrenz dargestellt hatte. Ich gehörte Henry, so einfach war das.
    James grinste. „Das traust du mir echt zu?“
    „Ja, auch wenn du verdammt gut weißt, dass ich dich um nichts in der Welt küssen würde.“
    Gespielt verletzt legte er sich die Hand aufs Herz. „Das trifft mich tief, Kate.“
    „Wenn du uns nicht innerhalb der nächsten

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