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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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dunkel an den Mythos, den Irene während meiner Zeit auf Eden Manor kurz angerissen hatte, erinnerte.
    Zwillingsbrüder, einer menschlich, einer unsterblich – und als die Zeit des Sterblichen gekommen war, hatte der Unsterbliche Zeus angefleht, sein ewiges Leben mit seinem Bruder teilen zu dürfen. „Hat Zeus euch nicht in Sterne verwandelt?“, fragte ich einfältig.
    Vom Esstisch her ertönte ein unwilliger Laut, doch Casey ignorierte Lux. „Das ist eine Version des Mythos, ja, aber mündliche Überlieferungen wandeln sich mit der Zeit, wenn sie keine schriftliche Quelle haben. In ihren Erzählungen unserer Geschichte haben die Sterblichen sie nach und nach zu etwas Größerem gemacht, als sie eigentlich war – zu etwas Magischem mit Happy End. Etwas, aus dem sie eine Lehre ziehen konnten. Wie du sicherlich mittlerweile herausgefunden hast, gibt es von den meisten bekannten Mythen mehrere Versionen, und viele davon kommen der Wahrheit nicht einmal nahe.“
    Ich nickte. Das war mir schmerzlich bewusst geworden, als Henry erklärt hatte, was genau zwischen ihm und seiner ersten Frau Persephone vorgefallen war. Die Mythen hatten ausgeschmückt, wie er sie entführt und gezwungen hatte, ihn zu heiraten. Er jedoch hatte mir versichert, dass es eine arrangierte Ehe gewesen war, die nicht funktioniert hatte – dass Persephone eine willige Braut gewesen war. Der Rest des Rats der Olympier hatte seine Version der Geschichte bestätigt.
    „Also, was ist wirklich geschehen?“, fragte ich. „Warum habt ihr solche Angst vor Henry?“
    Lux schnalzte abfällig mit der Zunge. „Wir haben keine Angst vor ihm.“
    „Sieht für mich aber sehr danach aus“, gab ich zurück, und Casey brachte ein kleines Lächeln zustande.
    „Vergib Lux. Es fällt ihm nicht leicht, Schwäche einzugestehen. Der Beginn unserer Geschichte entspricht zum größten Teil der Wahrheit. Wir haben unterschiedliche Väter, aber wie leicht zu erkennen ist, sind wir Zwillinge.“
    Jetzt war ich an der Reihe zu lächeln. „Definitiv.“ Sie waren identisch, bis hin zu ihren leicht schief stehenden unteren Schneidezähnen.
    „Ob ich nach Lux’ Vorbild erschaffen wurde oder Lux nach meinem, wissen wir nicht. Wir wurden zur gleichen Zeit von derselben Mutter geboren und als die Söhne meines Vaters aufgezogen. Er war ein König, und wir hatten ein gutes Leben mit unseren Schwestern zusammen.“
    „Von denen dir eine als Helena von Troja bekannt sein dürfte“, warf James vom Tisch her ein, und Lux’ Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Statt jedoch weiter zu grollen, stopfte er sich ein großes Stück Kaninchenfleisch in den Mund und ließ sich Zeit beim Kauen.
    „Oh.“ Wer kannte die nicht?! „Okay, also – glückliche Kindheit mit einer wunderschönen Schwester, die einen Krieg ausgelöst hat. Kapiert.“
    „Einen Krieg, an dem wir nicht mehr teilgenommen haben, weil ich kurz vor seinem Beginn gestorben bin.“ Casey faltete die Hände und blickte nachdenklich in das knisternde Feuer. Es war das erste Mal während unserer Unterhaltung, dass er mir nicht in die Augen sah. „Nach meinem Tod ist Lux zu seinem Vater …“
    „Er ist nicht mein Vater“, widersprach Lux mit vollem Mund.
    „Lux ist zu Zeus gegangen und hat darum gebettelt, dass er uns erlaubt, zusammenzubleiben. Zeus ließ sich erweichen und sagte meinem Bruder, wir würden unsere Tage zwischen der Unterwelt und dem Olymp aufteilen.“
    „Verlogener Bastard“, ertönte es aus Lux’ Richtung, auch wenn er diesmal wenigstens vorher hinuntergeschluckt hatte.
    „Er hat nicht gelogen“, korrigierte ihn Casey. „Lux hat es bloß auf die eine Weise verstanden, während Zeus eine andere meinte.“
    James stand auf und ließ seinen immer noch halb vollen Teller stehen, um sich zu uns zu setzen. „Es war kein Missverständnis. Zeus wusste genau, was er tat.“
    „Sag ich doch“, murrte Lux, und Casey seufzte.
    „Tja, nun ja, trotzdem. Mein Bruder dachte, es sollte bedeuten, dass wir abwechselnd einen Tag in der Unterwelt und dann einen im Olymp verbringen würden – gemeinsam. Zeus jedoch meinte, wir sollten unsere Tage getrennt verbringen und uns so Lux’ rechtmäßige Zeit im Olymp und meine in der Unterwelt teilen.“
    Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten. Mir musste niemand sagen, wie sehr der Rat solche Spielchen liebte. Die letzten sechs Monate meines Lebens waren eine einzige Schmierenkomödie gewesen, auch wenn ich dem Rat keinen Vorwurf daraus machte. Am

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