Die vollkommene Kämpferin (German Edition)
erste Mal, dass ich mich offiziell als Henrys Frau vorgestellt hatte, und es war schon schwierig genug, auch ohne dass die Reaktion so ausfiel.
„Persephone ist fort?“, fragte Casey nach unerträglich langem Schweigen. Ich nickte.
„Längere Geschichte, aber sie hat sich entschieden, ihre Unsterblichkeit aufzugeben. Henry wäre vergangen, hätte er nicht jemand Neues gefunden, also …“ Hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Der Rat hat mich geprüft und jetzt bin ich seine Frau.“
„Und die Königin der Unterwelt?“, vergewisserte er sich und sprach dabei ganz langsam, so als versuchte er, das wahre Ausmaß dieses Umstands zu begreifen.
Nervös räusperte sich James. „Sie ist noch nicht Königin. Sie haben erst vor ein paar Tagen geheiratet, und sie hat gerade ihre sechs Monate Urlaub …“
Das Klirren von zerschellendem Steingut schnitt ihm das Wort ab. Lux hob die Faust von den Scherben seines Tellers. Fetzen von Kaninchenfleisch lagen überall in der Hütte verstreut, und ein großes Stück war in James’ Haaren gelandet, doch keiner der Zwillinge sagte ein Wort dazu.
„Nur damit ich das richtig verstehe.“ Lux erhob sich, und bedrohlich spielten die Muskeln unter seiner makellosen Haut. „Du hast uns nicht nur nachgestellt – etwas, von dem du versprochen hattest, du würdest es niemals tun –, sondern du hast auch noch Hades’ Ehefrau mitgebracht?“
Während seine Augen auf mich gerichtet waren, hielt er den Kopf in James’ Richtung gewandt, der aussah, als würde er gleich durch die Decke abheben, wenn das nötig war, um Lux zu entkommen. „Ich schwöre euch, sie hat keine Ahnung“, sagte James. „Sie ist als Sterbliche geboren und hat nichts zu tun mit …“
„Darum geht es nicht. Denkst du wirklich, Hades würde nicht jeden ihrer Schritte beobachten? Glaubst du ernsthaft, sie wissen nicht längst, dass wir hier sind?“
„Lux“, erklang Caseys ruhige Stimme in der spannungsgeladenen Luft. „Halt die Klappe. Kate, du wirst niemandem sagen, dass du uns gesehen hast, nicht wahr?“
Ich blinzelte. „Ich – natürlich nicht. Was, zur Hölle, ist hier eigentlich los?“
„Wir gehen, das ist los“, polterte Lux. „Casey, pack deinen Kram zusammen, und lass uns hier …“
„Nein.“ Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Sekunden bremste Casey den Jähzorn seines Bruders höchst effektiv aus. „Wir werden nicht gehen, bevor du dich ausgeruht hast. Du wirst essen und deine Kräfte sammeln, und in der Zwischenzeit setzen wir uns alle gemeinsam hin und klären diese Sache. James hatte mit Sicherheit einen Grund, sie hierher zu bringen.“
„Ja, damit sie ihrem allerliebsten Hades brav Bericht erstatten kann“, warf Lux böse ein.
James erblasste. „Wirklich, sie war einfach nur zufällig bei mir. Sie wird nichts sagen, stimmt’s, Kate?“
Wer auch immer diese Männer waren, sie besaßen die Macht, James in einen plappernden Schuljungen zu verwandeln, und das versetzte mich in Angst und Schrecken. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sagte mutiger, als ich mich tatsächlich fühlte: „Ich hab schon gesagt, dass ich das nicht tun werde. Erzählt mir jetzt bitte mal jemand, was hier vor sich geht, bevor ich tatsächlich Henry fragen muss, um es rauszufinden?“
Casey deutete auf einen der wild zusammengewürfelten Stühle, die im Halbkreis vor dem Kamin standen, und wachsam ließ ich mich ganz vorn auf der Kante nieder. Er setzte sich mir gegenüber, und ohne einen Blick über die Schulter befahl er seinem Bruder: „Setz dich wieder hin und iss auf.“
Lux grummelte, doch er tat, was Casey gesagt hatte. Auch wenn er nicht wirklich aussah, als stünde er kurz vor dem Zusammenbruch, hatte ich so eine Ahnung, dass er seinem Bruder nicht allzu oft widersprach.
Ich räusperte mich. „Was ist hier los? Ich schwöre, ich werde mit niemandem darüber sprechen, was ich hier erlebt habe.“
„Ich weiß, dass du das nicht wirst.“ Casey streckte die Hand aus und legte sie auf meine. „Wirklich. Wenn James dir vertraut, tun wir das auch, egal, was mein Bruder dir einzureden versucht. Wir sind Castor und Pollux. Die Sternen-Zwillinge.“
„Die – was? Du meinst … wie das Sternzeichen?“ Wieder warf ich James einen Blick zu, doch der hielt den Kopf gesenkt und schaufelte sich das Kaninchenfleisch so schnell in den Mund, dass es ein Wunder war, dass er nicht daran erstickte.
„Ja, so in der Art“, bestätigte Casey. Ich runzelte die Stirn, während ich mich
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