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Die Wächter von Jerusalem

Die Wächter von Jerusalem

Titel: Die Wächter von Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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hinterhältigen Gedanken betreffend, kam jetzt über Yussuf wie ein Unwetter über einen ahnungslosen Wanderer in den Bergen.
    »Rühr mich nicht an!«, zischte Rashid und fegte Yussufs Hand zur Seite. »Und wag es ja nicht, mich noch einmal anzufassen !«
    Yussuf trat erschrocken zurück. Jeder Tropfen Blut war aus seinen Wangen gewichen, seine weit aufgerissenen Augen starrten Rashid ängstlich an.
    »Rashid, ich …«, stammelte er. Doch seine unterwürfige, fast hündische Art reizte Rashid nur noch mehr.
    »Geh mir aus den Augen!«, fauchte er. »Verschwinde!«
    »Es tut mir Leid, Rashid«, jammerte Yussuf, und ein verdächtiges Schimmern trat in seine Augen. Es schien beinahe, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Ich wollte dich nicht …«
    »Raus!«
    Selbst in seinen eigenen Ohren dröhnte seine Stimme in dem fast leeren Raum wie Donner, und es hätte ihn nicht gewundert , wenn die aufgestapelten Tonschüsseln in sich zusammengefallen und zerborsten wären. Yussuf machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell aus dem Waschraum, als würde er von einer Horde geflügelter Dämonen verfolgt. Die Tür schlug hinter ihm zu, und Rashid war wieder allein. Endlich . Er stützte sich auf den Waschtisch, senkte den Kopf und versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen, doch es fiel ihm schwer. Am liebsten hätte er mit seiner Faust die Waschschüssel zerschmettert. Oder sie doch wenigstens gegen die Wand geworfen. Die Tür hinter ihm öffnete sich erneut, und wieder flackerte sein Zorn auf.
    »Was ist denn jetzt noch?«, zischte er durch die zusammengebissenen Zähne und fuhr herum. Doch es war nicht Yussuf, es war Omar. Er sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
    »Rashid, was ist los? Was machst du noch hier?«
    »Beim Barte des Propheten, was geht dich das …«
    »Rashid!« Omars Stimme wurde schärfer. »Hüte deine Zunge. Ich bin dein Kochmeister, und wenn ich dir eine Frage stelle, will ich eine Antwort.«
    Mein Kochmeister! Dass ich nicht lache. Ein gemeiner Verräter bist du! Aber Rashid schwieg.
    »Yussuf sagte, du hast dich verspätet, weil du bei den Pferden warst.«
    Rashid nickte kurz. Die Muskeln an seinen Wangen begannen bereits zu schmerzen.
    »Warum warst du so spät noch im Stall?«, fragte Omar. Er gab sich sichtlich Mühe, seiner Stimme einen freundlichen Ton zu verleihen, und Rashid wusste, dass er sich glücklich schätzen konnte, dass Omar ihn mochte. Doch das machte ihn nicht besonders stolz. Lieber wäre er auf der Stelle in den Kerker gegangen.
    »Ich bin eingeschlafen«, zwang er sich schließlich zu sagen.
    »Im Stall?«, hakte Omar nach, und Rashid ballte die Hände zu Fäusten. Warum konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen und wieder verschwinden? »Du willst damit sagen, dass du im Stall eingeschlafen bist?«
    Rashid nickte.
    »Was hat dich denn aufgeweckt?«
    Der Klang seiner Stimme ließ Rashid aufhorchen, und sein Zorn begann sich fast ebenso schnell wieder zu legen, wie er aufgeflackert war. Jetzt hieß es vorsichtig sein und sich zu keiner falschen Bemerkung hinreißen zu lassen. Vielleicht hatte Omar ihn bemerkt.
    »Der Wachhabende blies zum Zapfenstreich.«
    Omar hob eine Augenbraue, nur ein wenig, doch Rashid entging es nicht.
    »Du bist sehr schnell, Rashid. Der Stall liegt am anderen Ende der Kaserne. Du musst gerannt sein, um jetzt schon hier zu sein.«
    »In der Tat, das bin ich, Kochmeister«, erwiderte Rashid kühl, ohne Omar auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. »Ich bin fast geflogen.«
    Omars Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und er betrachtete Rashid nachdenklich. Dann lachte er leise.
    »So nutze deine Schnelligkeit jetzt, um dich zu beeilen. Es ist zu spät, um noch weiter über diese Angelegenheit zu sprechen . Aber morgen will ich dich gleich nach dem Frühstück bei mir sehen. Bis dahin kannst du dir überlegen, ob es noch mehr als deine Vorliebe für Pferde gibt, worüber du mit mir reden willst.«
    »Jawohl, Kochmeister.«
    Omar ging. Rashid sah ihm nach und überlegte, was die letzte Bemerkung zu bedeuten hatte. Ahnte Omar etwas?
    Der Pferdestall war nur wenige Schritte von der Mauer und dem Strohhaufen entfernt. Selbst wenn seine Geschichte wahr und er tatsächlich im Stall gewesen wäre, hätte er Ibrahim und Omar belauschen können. Rashids Kehle wurde trocken. Weshalb nur war ihm keine bessere Ausrede für das Stroh in seinen Haaren eingefallen? Denn was Ibrahim und Omar mit einem ungebetenen Zeugen machen würden, konnte er sich

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