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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Junge war, dann würde Eilan ihm das Kind vielleicht überlassen. Wenn sie in Vernemeton bleiben wollte, konnte sie seinen Sohn nicht dort behalten. Das wäre nicht unwahrscheinlich… Die Sippe seiner Mutter hatte ihn nach ihrem Tod ohne Schwierigkeiten Macellius überlassen.
    Auf dem Rückweg ins Tal wanderten seine Gedanken aber immer wieder im Kreis. Wie sollte er Eilan nur sagen, daß er sie - zumindest jetzt - nicht heiraten konnte? Wenn Julia ihm keinen Sohn gebar, dann wäre er bald wieder frei… . manchmal hatte er den Eindruck, daß es in der römischen Welt mehr geschiedene Paare als verheiratete gab. Sobald seine Stellung gesichert war, konnten sie vielleicht heiraten. Zumindest würde er dem Kind eine gute Grundlage für sein späteres Leben bieten können. Würde Eilan ihm das glauben? Konnte sie ihm verzeihen?
    Gaius biß sich verzweifelt auf die Lippen. Was sollte er ihr nur sagen? Er wußte es nicht, und niemand gab ihm eine Antwort auf seine Fragen.
    Aber sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken, sie wenigstens wiederzusehen - mehr wollte er ja nicht. Er wollte sich nur vergewissern, daß es Eilan gutging…
    Mehrere Tage verstrichen, und Gaius wußte noch immer nicht, wie er es anstellen sollte, Eilan zu sehen.
    Macellius hatte gesagt, man werde Eilan schwer bestrafen, wenn sie sich noch einmal mit ihm traf. Gaius zweifelte nicht an der Härte der Strafen, denn auch bei den Römern konnte eine Priesterin, die ihr Gelübde brach, nicht auf Erbarmen hoffen.
    Er wußte, es würde wenig helfen, in der Nähe von Vernemeton zu warten und zu hoffen, er werde Eilan vielleicht zufällig sehen.
    Wem konnte er überhaupt vertrauen? Wer würde ihm sagen, wo sie sich befand?
    Während seine Gedanken wieder Tag und Nacht um Eilan kreisten, wuchs die Sehnsucht nach ihr wie ein Feuer, das ihn verbrannte. Er konnte nicht mehr schlafen und glaubte plötzlich, sie sei in Gefahr.
    War sie krank? War etwas bei der Geburt nicht gutgegangen? War etwas mit dem Kind?
    Von seiner inneren Unruhe getrieben, beschloß er schließlich, sich einfach auf den Weg zu machen und auf die Hilfe der Götter zu vertrauen.
    Der Legat, der die Zweite Legion befehligt hatte, war im Winter in den Ruhestand gegangen. Gerade jetzt traf sein Nachfolger ein, und Macellius war vollauf damit beschäftigt, dem neuen Befehlshaber mit Rat und Tat beiseite zu stehen.
    Als Gaius seinem Vater am Morgen mitteilte, er werde ein paar Tage auf die Jagd gehen, hatte Macellius kaum Zeit, sich von ihm zu verabschieden.
    An diesem Tag feierten die Stämme das Fest Brigantia und damit das Ende des Winters. Gaius kam wieder einmal in die Nähe von Vernemeton, als die Stämme ein Fest der Göttin feierten.
    Im Dorf in der Nähe des Heiligtums zogen junge Männer, maskiert und mit Kostümen aus Stroh verkleidet, dem Zug der Mädchen voran, die ein Bild der Göttin von Haus zu Haus trugen, um den Menschen IHREN Segen zu bringen. Dafür gab man den jungen Leuten Bier und Kuchen. Hier hörte Gaius, daß bei Sonnenuntergang die Hohepriesterin kommen werde, um den Menschen das neue Licht zu bringen.
    Gaius hatte im Wald seine Uniform mit der unauffälligen und bequemen Kleidung der Einheimischen vertauscht. Er schloß sich dem Zug der jungen Leute an, denn er war entschlossen, mit ihnen auf die Hohepriesterin zu warten.
    Als sie den Festplatz erreichten, hörte Gaius, wie die Leute um ihn herum davon sprachen, daß sich diesmal sehr viel mehr Menschen versammelt hatten als üblich.
    »Die alte Priesterin ist im letzten Herbst gestorben«, sagte ihm eine Frau, die er ansprach. »Und die neue Hohepriesterin ist jung und schön.«
    »Wer ist es?« fragte er mit klopfendem Herzen.
    »Die Enkeltochter des höchsten Druiden, hat man mir gesagt, und einige behaupten, ihre Wahl sei sehr umstritten gewesen. Aber ich finde, für unsere heiligen Feste, die so alt sind wie das Land, ist keine besser geeignet als sie, weil auch ihre Eltern und Großeltern der Göttin gedient haben… «
    Sie spricht von Eilan!
    Aber wie konnte das sein? Man hatte ihm gesagt, Eilan sei schwanger… Hatte sie das Kind verloren?
    Wenn Eilan wirklich die neue Hohepriesterin von Vernemeton war, wie sollte er dann noch einmal mit ihr sprechen können?
    Gaius wartete ungeduldig auf den Einbruch der Dunkelheit. Aber auch er wurde still wie alle anderen, als die Prozession der weißgekleideten Novizinnen durch das Tor zog und langsam auf dem breiten Weg zwischen den Bäumen näherkam. An ihrer Spitze

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