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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Bosheit der Worte noch deutlicher wurde. »Aber wenn ich als Hohepriesterin deinen Ansprüchen nicht genüge, dann ist es jetzt zu spät, das zu beklagen!«
    Die Tür war aufgegangen, und eine tief verschleierte Gestalt in blauen Gewändern trat in den Raum. Eilan bekam große Augen, und Caillean errötete zornig.
    »Warum bist du hierher gekommen?«
    »Warum nicht?« erwiderte Dieda. »Ist es nicht sehr freundlich von der Hohenpriesterin, ihre gefallene Schwester zu besuchen?« Sie lachte, nahm den Schleier und den Umhang ab und setzte sich. »Alle in Vernemeton wissen inzwischen, daß jemand hier lebt, und sie sind der Ansicht, daß ich es bin. Wenn ich einmal ›zurückkomme‹, wird von meinem guten Ruf nichts mehr übrig sein.«
    Eilan fragte mit zitternder Stimme: »Bist du nur gekommen, um dich über mich lustig zu machen, Dieda?«
    Dieda wurde ernst und schüttelte den Kopf. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, nein. Trotz allem, was gewesen ist, wünsche ich dir nur Gutes.« Sie seufzte. »Nicht nur du bist allein. Cynric ist wieder im Norden. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört. Für ihn gibt es nur noch die Raben. Wenn dieses Spiel hier vorüber ist, werde ich vielleicht nicht nach Eriu gehen, sondern zu ihm und eine der Kriegerinnen werden, die der Göttin des Kampfes dienen.«
    »Unsinn!« rief Caillean. »Du wärst nie eine gute Kämpferin, aber du bist eine begnadete Sängerin.«
    Dieda zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, aber ich muß eine Möglichkeit finden, um mich an Ardanos für seinen Verrat zu rächen.«
    »Hältst du es wirklich für Verrat?« fragte Eilan. »Ich bin anderer Meinung. Hier in der Einsamkeit hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Mir scheint, die Göttin hat das alles zugelassen, damit ich aus eigener Erfahrung verstehe, wie notwendig es ist, die Kinder in diesem Land zu schützen. Ich werde nach meiner Rückkehr für den Frieden wirken und nicht für den Krieg.«
    Dieda sah Eilan nachdenklich an und sagte langsam: »Ich wollte weder von Cynric noch von einem anderen Mann ein Kind bekommen. Aber ich glaube, wenn ich von Cynric ein Kind bekäme, dann würde ich vermutlich genauso denken wie du.«
    In ihren Augen standen Tränen, und sie trocknete sie mit einer ärgerlichen Bewegung.
    »Gut, aber ich wollte mit dir auch über den Vater deines Kindes reden. Dein Gawen hat Cynric und Bendeigid offenbar das Leben gerettet. Dafür bin ich ihm dankbar, auch wenn ich ihn verachte. Aber dich mag es trösten, daß er kein Verräter ist. Cynric hat mir die Geschichte erzählt, und ich wollte, daß du es weißt.«
    Eilan stand auf, und die beiden Frauen umarmten sich stumm, bis sich Dieda schließlich von Eilan löste und sagte: »Ich muß wieder gehen, bevor die geschwätzigen Zungen Gelegenheit haben, noch mehr Gerüchte in die Welt zu setzen.« Aber ihre Stimme klang weich und aufrichtig, als sie hinzufügte: »Ich wollte dir für die Geburt nur alles Gute wünschen, aber wie mir scheint, ist Caillean mir wie immer zuvorgekommen.«
    Sie zog den Schleier über den Kopf, hüllte sich in den weiten, dicken Umhang und verließ die Hütte ebenso schnell, wie sie aufgetaucht war.

    Mit jedem neuen Tag blieb es etwas länger hell. In den Zweigen stieg der Saft, und das Werben der Schwäne in den Sümpfen kündigte den Frühling an, auch wenn die Winterstürme noch immer über das Land jagten. Die Bauern nahmen die Pflugschare von den Haken an den Wänden, die Fischer reparierten ihre Netze, und die Hirten blieben nachts bei den Schafen an den kalten Hängen, wo die ersten Lämmer das Licht der Welt erblickten.
    Gaius ritt über die Hügel und betrachtete staunend das Leben, das überall um ihn herum erwachte. Er zählte die Monate und Tage. Seit dem letzten Beltane und der Liebesnacht mit Eilan waren neun Monate vergangen. Sie würde das Kind bald bekommen - vielleicht war es schon da. Manche Frauen starben bei der Geburt…
    Er hob den Kopf, beobachtete eine Schar Wildgänse, die nach Norden flogen, und wußte, ganz gleich, ob er Julia heiratete oder nicht, er mußte Eilan noch einmal sehen.
    Er suchte nach etwas, das ihn von seinem schlechten Gewissen entlasten würde. Wie konnte er sich vor Eilan verteidigen? Was mußte geschehen, damit sie ihm verzieh? Plötzlich fand er die Lösung: Je einflußreicher und höher seine Stellung bei den Römern sein würde, desto mehr konnte er für Eilan und das Kind tun.
    Seine Gedanken liefen so schnell wie das Pferd. Wenn es ein

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