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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fest damit gerechnet, daß er bereit war, in Zukunft allein zu schlafen.
    Gaius dachte kurz daran, seine Freiheit zu feiern, indem er die hübsche Sklavin zu sich rief. Aber dann stellte er fest, daß er nicht den Wunsch dazu hatte. Er wollte mehr als eine gefügige Frau, die mit ihm schlafen mußte, weil sie seine Sklavin war. Seine Gedanken richteten sich auf Eilan. Endlich konnte Julia keine Einwände mehr erheben, wenn er Gawen adoptieren würde. Jetzt mußte er nur noch auf die Gelegenheit warten, es ihr auf die richtige Weise zu sagen.
    Wie auch immer, er war wieder frei und konnte Eilan unter die Augen treten. Er versuchte, sich ihr Gesicht vorzustellen, aber das Gesicht der Furie, das er an jenem schicksalhaften Beltane gesehen hatte, schob sich zwischen ihn und seine Erinnerungen. Schließlich sah er das Gesicht des jungen Mädchens vor sich, dem er vor einem Jahr zufällig in der Hütte des Einsiedlers begegnet war. Mit diesem Bild vor Augen schlief er schließlich ein.

27. Kapitel
    Nach einem bitterkalten Winter schlug das Wetter Mitte Februar um, und auf die endlosen Stürme folgte blauer Himmel. Es blieb zwar kalt, aber die Sonne schien endlich wieder. Die ersten Obstbäume begannen, in geschützten Lagen zu blühen, und in den Ästen stieg der Saft. Auf den Hängen hörte man das Blöken der Lämmer und über den Sümpfen und Wiesen den lauten Ruf der zurückgekehrten Schwäne.
    Eilan blickte zum Himmel hinauf und erinnerte sich daran, daß mit dem schönen Wetter die Zeit gekommen war und sie ihr Wort halten mußte: Sie würde Brigittas Töchter nach Deva schicken. Sie ging in den Garten und ließ Senara rufen.
    »Heute ist wirklich ein schöner Tag«, sagte Senara. Sie war neugierig zu erfahren, weshalb Eilan sie hatte kommen lassen.
    »Ja, das stimmt«, sagte Eilan und nickte. »Ein schöner Tag, um eine unerfreuliche Pflicht zu erfüllen. Aber du bist die einzige, die ich darum bitten kann.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Brigittas Töchter sind jetzt ein Jahr hier, und ich muß sie den Römern übergeben, wie ich es versprochen habe. Sie haben Brigitta gegenüber Wort gehalten, und deshalb gibt es keinen Grund, ihnen die Kinder nicht zu überlassen. Aber es muß unauffällig geschehen, damit die alten Spannungen nicht neu erwachen. Du bist alt genug, mein Kind, um sie nach Deva zu bringen. Und du sprichst gut genug Latein, um dich in der Stadt nach dem Haus von Macellius Severus zu erkundigen. Traust du dir das zu?«
    »Severus?« Senara zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Ich glaube, ich habe diesen Namen schon gehört. Meine Mutter hat mir erzählt, daß ihr Bruder bei ihm gedient hat. Sie sagte, er sei ein strenger, aber gerechter Mann.«
    »Der Meinung bin ich auch… « Eilan nickte. »Je früher wir die Kinder seiner Fürsorge überlassen, desto schneller werden sie ein neues Zuhause finden.«
    »Aber sie werden bei den Römern aufwachsen… «, rief Senara.
    »Wäre das wirklich so schlimm?« Eilan lächelte sie an. »Denk daran, daß deine Mutter auch eine Römerin war.«
    »Richtig… « Senara senkte den Kopf. »Manchmal denke ich an ihre Familie und versuche mir vorzustellen, wie es wäre, in jener Welt aufzuwachsen«, sagte sie leise. Dann hob sie den Kopf. »Also gut, ich werde mich auf den Weg machen.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Kinder zum Aufbruch fertig waren. Eilan wollte auf keinen Fall, daß jemand in der römischen Stadt ihnen vorwerfen würde, sie hätten die Mädchen vernachlässigt. Aber schließlich war sie mit allen Vorbereitungen zufrieden, und Senara machte sich mit den Mädchen auf den Weg nach Deva.

    Selbst mit einem Kind auf den Armen und dem anderen an der Seite kam Senara an diesem schönen Tag gut vorwärts. Die Kinder freuten sich über den Ausflug, lachten und stellten viele Fragen. Sie machten unterwegs Rast, setzten sich auf einen dicken Baumstamm und aßen in der Sonne das, was man ihnen in der Küche für unterwegs eingepackt hatte. Als die Kinder nach dem Essen müde wurden, legte Senara das jüngere Mädchen in ihr Umschlagtuch, wo es bald einschlief, und nahm das ältere auf den Arm. Sie wußte nicht, wieviel Zeit verging, aber schließlich erreichte sie den Waldrand und sah hinter den Bäumen die ersten Häuser der Stadt und die hohen Palisaden der Festung.
    Die Kinder erwachten und liefen neugierig an ihrer Seite. Bald hatten sie das Forum erreicht. Senara setzte sich mit ihnen auf eine Bank neben einem Brunnen und dachte darüber nach,

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