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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und rief dem Wirt zu, er solle ihm noch einen Krug von dem sauren gallischen Wein bringen. In den letzten drei Tagen hatte er fast ununterbrochen getrunken. Er wankte von einer Taverne zur nächsten und war überall willkommen. Geld war kein Problem. Die Wirte wußten, wer er war, und sie kannten seinen Vater. So oder so würden sie ihr Geld bekommen.
    Manchmal fragte sich Gaius, ob man ihn vermissen würde. Aber er beruhigte sich damit, daß Macellius glaubte, er sei zur Villa zurückgekehrt, und Julia bestimmt dachte, er sei noch bei seinem Vater in der Stadt. Ihn interessierte im Augenblick nur das eine: Wieviel Wein mußte er trinken, bis der Schmerz verschwand?
    Ursprünglich war er wegen der politischen Lage nach Deva gekommen. Aber er wollte auch Licinius aus dem Weg gehen. Wie sollte er dem alten Mann sagen, daß er beabsichtigte, Julia und seine drei Töchter zu verlassen? Licinius wäre zwar als liebevoller Vater sicher bereit, Julia ins Gewissen zu reden. Aber wenn er seine Tochter davon überzeugte, ihre ehelichen Pflichten wieder zu erfüllen, würde er Gaius einen Strich durch die Rechnung machen, der dann Senara nicht heiraten konnte. Und auf diese Heirat hatte er seine ganze Hoffnung gesetzt.
    Seine Träume hatten sich jedoch in Luft aufgelöst, und alles war verloren. Als einziger Trost blieb ihm der Wein. Senara liebte ihn nicht mehr. Julia liebte ihn nicht mehr. Und Eilan… vor allem Eilan liebte ihn nicht mehr.
    Beim Gedanken daran, wie sie ihm befohlen hatte, Vernemeton zu verlassen, glaubte er, wieder in einem Alptraum gefangen zu sein, aus dem es kein Erwachen gab.
    Ein kalter Windzug fuhr in die Taverne, als lärmend eine Gruppe Legionäre hereinkam. Wahrscheinlich mußte sich der Legat inzwischen eingestehen, daß er sich verrechnet hatte. Das allgemeine Trinkgelage hatte wenig mehr bewirkt, als die militärische Disziplin zu schwächen. In Rom hätte der Kaiser die Schatztruhen geleert, um den Soldaten im Colosseum atemberaubende Spiele und Gladiatorenkämpfe zu bieten, aber in dieser elenden Provinz blieb den unzufriedenen Männern nur der Regen und die Langeweile. Wie sollte man die Soldaten von der bitteren Wahrheit ablenken, daß der Kaiser in Rom kein Gott, sondern ein Sterblicher war, der wegen seines Größenwahns das Leben verloren hatte? Woran sollten diese Männer sich halten, wenn sie für den neuen Kaiser und Rom kämpfen und töten sollten? Wer konnte von ihnen verlangen, an die Ehre und das Vaterland zu glauben? Kein Wunder also, daß sie von Tag zu Tag aufsässiger wurden.
    Niemand beachtete den einsamen Gaius, der in einer dunklen Ecke saß und sich betrank. Er nahm keinen Anteil mehr am Geschehen um ihn herum. Seufzend griff er nach dem Krug und füllte sich den Becher.
    Plötzlich packte ihn jemand am Handgelenk. Er hob erstaunt den Kopf und sah verschwommen, daß Valerius an seinem Tisch stand.
    »Bei Merkur und allen Göttern! Ich suche die ganze Stadt nach dir ab!«
    Valerius rümpfte die Nase und trat einen Schritt zurück. »Dank sei deinem guten Stern, daß dein Vater dich so nicht sieht… «
    »Weiß er… etwas?« lallte Gaius.
    »Bist du verrückt? Ich verehre Macellius und möchte nicht, daß ihn der Schlag trifft! Aber du hast offenbar den Verstand verloren… «
    Er schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Einer der Männer hat mir gesagt, daß ich dich vermutlich hier finden würde… Was ist nur in dich gefahren? Schon gut«, fügte er hinzu, als Gaius etwas erwidern wollte, »du hast genug getrunken! Zuerst einmal bringe ich dich hier weg!«
    Gaius wehrte sich mit Händen und Füßen. Er beschwerte sich noch, als Valerius ihn bereits auf die Straße und in eine Sänfte geschleppt hatte. Valerius befahl den Trägern, sie zum Badehaus am anderen Ende der Stadt zu bringen. Erst, als man Gaius in das Becken mit kaltem Wasser warf, wurde er nüchtern genug, um zu verstehen, was ihm Valerius sagte.
    »Kannst du mir verraten«, fragte Valerius, als Gaius prustend auftauchte, »ob meine Nichte Valeria noch in Vernemeton ist?«
    Gaius nickte. »Ich war dort… . aber sie… sie hat es sich anders überlegt. Sie… wollte nicht mitkommen.«
    Valerius nickte verständnisvoll. Liebeskummer! Gewiß, das war ein Grund, um sich zu betrinken!
    Langsam erinnerte sich auch Gaius wieder an das, was vorgefallen war. Er hatte Valerius von seinem Plan berichtet und von ihm die Erlaubnis erhalten, Senara zu heiraten. Vermutlich glaubte Valerius deshalb gewisse Rechte zu haben, denn

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