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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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unterstellt wirst. Ich brauche jemanden hier, der mir hilft. Als der Statthalter das letzte Mal in Deva war, habe ich mit ihm darüber gesprochen. Er war einverstanden, eine Ausnahme zu machen und dich mir zuzuteilen. Weißt du, es ist Zeit, daß ich dich hier mit den richtigen Leuten bekanntmache. Die Provinz wird größer, Gaius. Mit Intelligenz und Einsatzbereitschaft kann es ein Mann weit bringen. Wenn ich in den Ritterstand erhoben werde, dann ist es nur noch ein Schritt bis zum Adel. Wer weiß, wie weit du einmal kommen wirst?«
    Er sah, daß Gaius den Kopf senkte, und überlegte, ob sein Sohn vielleicht noch Schmerzen hatte.
    Es dauerte lange, bis Gaius schließlich sagte: »Ich habe nie verstanden, weshalb du hier in Britannien geblieben bist, Vater. Hättest du nicht sehr viel schneller befördert werden können, wenn du dich zu einer Versetzung bereit erklärt hättest? Das Reich ist groß.«
    »Britannien ist nicht die Welt«, sagte Macellius und nickte, »aber es gefällt mir hier.« Er wiegte bedächtig den Kopf und fügte dann ernst hinzu: »Man hat mir in Hispania die Position eines Juridicus angeboten. Ich hätte annehmen sollen… schon um deinetwegen.«
    »Warum Hispania, Vater? Warum nicht Britannien?«
    Kaum hatte er die Frage gestellt, da wußte Gaius, daß es ein Fehler gewesen war, seinen Vater auf dieses Thema anzusprechen. Macellius preßte die Lippen zusammen.
    »Der Kaiser Claudius«, sagte er, »war so sehr damit beschäftigt, in Rom alles zu reformieren, vom Senat über das Münzwesen bis hin zur Staatsreligion, daß er nie Zeit fand, die Militärgesetze zu ändern. Und alle Kaiser nach ihm schienen der Ansicht zu sein, daß er, der offizielle Eroberer Britanniens, die Gesetze bewußt nicht geändert habe.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst, Vater.«
    »Ich war nur einmal in Rom«, sagte Macellius, »und Londinium gleicht mehr dem Rom, das man mich als Kind gelehrt hat zu ehren, als das Rom von heute. Das Reich ist in großen Schwierigkeiten, Gaius. Und das sollte dich nicht überraschen.«
    Er runzelte die Stirn. Gereizt drehte er sich plötzlich um und sagte zu dem Sklaven, der neben ihnen stand: »Hol uns etwas zu essen, anstatt herumzustehen und in die Luft zu starren!«
    Als sie allein waren, sagte er: »Hör zu, was ich dir jetzt anvertraue, gilt offiziell als Hochverrat. Deshalb vergiß auf der Stelle, was ich sage. Verstanden?«
    Gaius nickte.
    »Als hoher Beamter und Offizier habe ich eine gewisse Verantwortung. Wenn es wirklich zu einer Reform kommen sollte, wird sie vielleicht von den Provinzen ausgehen müssen - zum Beispiel von Britannien. Titus… es wäre wirklich gefährlich, wenn mich jetzt jemand hören würde… also Titus hat die besten Absichten, aber er scheint sich mehr um seine Beliebtheit in Rom zu kümmern als um die Regierungsgeschäfte. Sein Bruder Domitian ist sehr tüchtig, aber mir ist zu Ohren gekommen, daß sein Ehrgeiz möglicherweise größer ist als seine Geduld. Wenn der Purpur an ihn fällt und er Kaiser wird, dann werden vermutlich die Römer und der Senat auch den letzten Rest Macht, den sie noch haben, verlieren.«
    Er machte eine Pause und betrachtete Gaius nachdenklich. Dann fuhr er fort: »Ich möchte den Aufstieg meiner Familie in der alten Art betreiben, das heißt durch ehrlichen Dienst und durch solides Können. Es ist und bleibt das beste, wenn eine Generation in die Fußstapfen der anderen tritt.«
    Macellius sprach aus, was ihm wirklich am Herzen lag, und er ließ es seinen Sohn spüren.
    »Du hast mich gefragt, warum ich in Britannien geblieben bin. Es ist noch nicht zehn Jahre her, da hat Julius Classicus versucht, ein gallisches Reich zu schaffen. Nachdem Vespasian ihn vernichtet hatte, erließ der Kaiser ein Dekret, nach dem Hilfstruppen nicht in ihrer Heimat eingesetzt werden dürfen, und die Legionen müssen sich aus Männern zusammensetzen, die aus allen Teilen des Reichs kommen. Deshalb war es so schwer für mich, die Erlaubnis zu erhalten, daß du in Britannien dienen darfst. In der Tat wäre es klüger für uns beide gewesen, unser Glück in Hispania zu suchen oder an einem anderen Ort. Roms größte Furcht ist es, daß die unterworfenen Völker sich wieder erheben… und jemand auf diese Weise versucht, die Macht an sich zu reißen.«
    »Aber du hast mich dazu erzogen, die alten Tugenden von Rom zu achten. Was willst du also von mir, Vater? Und da wir so offen miteinander reden, was befürchtest du?«
    Macellius sah das

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