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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Patrouillen nun stets bei sich trägt.
    »Kein Problem, Sers.«
    Esfayl grinst Lorn verlegen an, als die zwei Offiziere ihre Pferde und den Stallburschen zurücklassen. »Ich glaube, ich denke noch immer viel zu oft an die Spiegellanzenkämpfer-Weisheiten, die von den Märschen durch den Sturm des Lebens und von den Kämpfen gegen die ewige Kraft der Dunkelheit handeln.«
    Lorn lacht. »Ich musste lernen, dass es schwer ist, gegen die Natur zu kämpfen, als ich am Verwunschenen Wald stationiert war. Am besten meidet man diese Kämpfe. Den Wald konnten wir nicht meiden, aber darum geht es hier draußen ja nicht.«
    »Ser … Ihr habt zu Hasmyr gar nichts gesagt.«
    »Er hat wahrscheinlich Dutzende von Hauptmännern hier erlebt und mindestens zehn Sub-Majore«, erklärt Lorn. »Er mag seine Pferde, und er will nicht, dass sie geopfert werden, wenn es nicht unbedingt nötig ist.« Lorn hält inne. »Ich sehe Euch und die anderen gleich bei Tisch.«
    »Ja, Ser.« Esfayl nickt und verneigt den Kopf. »Danke, Ser.«
    Lorn schreitet über die feuchten Steine des Kasernenhofes zum Turm und muss sich zurückhalten, um nicht den Kopf zu schütteln. Die Pflicht … die Pflicht – weder als Magierstudent noch während der Lanzenkämpfer-Ausbildung hat er es für gut befunden, sich mit blindem Gehorsam der Vergangenheit oder irgendeinem absoluten Glauben zu fügen. Aber … warum empfinden so wenige andere das genauso wie er?
    Er lacht leise und etwas bitter in sich hinein. Ihm ist klar, dass er auf einem schmalen Pfad zwischen zwei Arten von Katastrophen wandelt, wenn er diese Traditionen weiterhin missachtet; mit Dettaur und offenbar auch dem Hauptmann-Kommandanten Luss’alt im Nacken, die beide darauf hoffen, dass er irgendwann einmal seine Befugnisse übertritt, was ihnen einen Grund geben würde, ihn in Ungnade fallen zu lassen oder ihn zu bestrafen.
    Mit den Satteltaschen auf der Schulter marschiert er am Wachmann vorbei in den Turm.
    Nesmyl wartet bereits und tritt vor. »Ser, es kamen einige Berichte und Schriftrollen mit den Ersatzwagen. Ich habe sie auf Euren Schreibtisch gelegt.«
    »Danke. Ich werde mich nach dem Essen darum kümmern.« Lorn schüttelt den Kopf. »Ich glaube, die Offiziere warten bereits auf mich.«
    »Das könnte sein.« Nesmyl lächelt. »Ich bezweifle aber, dass sie schon anfangen wollen, wenn ihr Kommandant gerade erst von einer Patrouille zurückgekehrt ist.«
    Lorn geht ins Arbeitszimmer und wirft einen Blick auf den Schreibtisch und die drei Schriftrollen. Es sind zwei offizielle Schreiben, zweifellos von Dettaur im Namen von Kommandant Ikynd verfasst, und eine Schriftrolle mit dem grünen Siegel seines Vaters. Es überrascht ihn nicht, einen Brief von seinem Vater vorzufinden, was er jedoch seltsam findet, ist, dass keiner von Ryalth dabei ist. Er reibt sich das Kinn und nickt. Nur weil er keine Schriftrolle von ihr erhalten hat, heißt das nicht, dass keine existiert. Ihre Reaktion auf seinen Gebrauch des Chaos-Glases sind Lorn Beweis genug für ihre Zuneigung und dafür, dass sie mehr ist, als selbst sein Vater vermutet.
    Er nimmt die Schriftrollen mit der freien Hand und verlässt damit das Arbeitszimmer. Schon steigt er die enge Stiege hinauf, wobei er versucht, die Wände nicht mit den Satteltaschen und Säbel zu zerkratzen. Wieder hat Nesmyl dafür gesorgt, dass der Ofen nicht kalt geworden ist und Lorns Gemächer angenehm warm sind. Rauch muss erst kürzlich durch die Räume geweht haben, denn Lorn steigt noch der scharfe Geruch von verbranntem Torf in die Nase. Vermutlich wurde der Ofen erst vorhin geöffnet und noch einmal Brennmaterial nachgelegt. Man hat ihn zwar bestimmt nicht so früh zurückerwartet, aber als man ihn und die Lanzenkämpfer in der Ferne entdeckte, muss einer der Männer gleich heraufgelaufen sein und nachgeheizt haben.
    Lorn lacht. Es hat auch seine Vorzüge, Kommandant zu sein.
    Er lässt die drei Schriftrollen auf seinem privaten Schreibtisch liegen, sie müssen bis nach dem Abendessen warten, und trägt das Gepäck ins Schlafzimmer, wo er die Satteltaschen auf der Truhe ablegt und die Säbel samt Scheiden gegen die Wand lehnt. Er wird die Klingen später säubern und ölen.
    Lorn lässt die Winterjacke noch an und wäscht sich Gesicht und Hände, bevor er wieder hinunterläuft, hinaus aus dem eckigen Turm und über den Hof. Er ist der Letzte, der im Speisesaal der Offiziere eintrifft. Nun hat er keine Zweifel mehr daran, dass das Abendessen angesetzt wurde,

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