Die Waffenhändler von Hamor
unmittelbar nachdem Nesmyl – oder Emsahl oder ein anderer – sie auf der Straße aus Norden hat kommen sehen.
»Guten Abend«, begrüßt Lorn die anderen, als er sich dem Tisch nähert, an dem die fünf Offiziere stehen. »Esfayl und ich wissen es zu schätzen, dass Ihr auf uns gewartet habt.« Er setzt sich rasch und nimmt sich eine große Portion vom Hammeleintopf. Der Eintopf riecht scharf nach Pfeffer, und Lorn hofft, dass die Karotten und Wurzeln darin nicht zu faserig oder weich gekocht sind. »Zumindest ist der Eintopf warm«, sagt er und nickt Esfayl zu.
»Hier war das Wetter übrigens ziemlich warm«, bemerkt Cheryk. »Zu warm für den Winter jedenfalls.«
»Es wird schon wieder kälter werden.« Lorn reicht den großen Topf zu Emsahl hinüber, bricht sich einen Kanten Brot ab und gibt auch den Brotkorb weiter.
»Wenn es richtig kalt wird«, erklärt Cheryk, »treiben sich da draußen auch keine Barbaren mehr herum. Es wäre ein Glück für uns, wenn es kalt bliebe.«
»Wir werden aber trotzdem patrouillieren müssen«, antwortet Lorn darauf. »Der Kommandant und sein Stellvertreter in Assyadt glauben, dass die Barbaren sofort angreifen, wenn wir aufhören, Patrouillen zu reiten.«
»Das trifft nur im Sommer zu«, erwidert Emsahl. »Oder im Spätfrühling, wenn sie mit der Aussaat fertig sind.«
Es folgt ein Augenblick des Schweigens, und Lorn isst einige Bissen, wobei er das zu weich gekochte Gemüse und das zähe Hammelfleisch zu ignorieren versucht.
»Ser …?«, wagt Rhalyt am Ende des Tisches die Stille zu durchbrechen, »einer der Truppenführer hat behauptet, Ihr würdet Major Dettaur schon lange kennen.«
Cheryk und Emsahl runzeln die Stirn. Esfayl zuckt fast unmerklich zusammen. Quytyl, dessen Arm noch immer geschient ist, bückt starr vor sich auf den Tisch.
»Das stimmt. Wir gingen in dieselbe Schule und meine Mutter kannte seine. Er war zwei Klassen über mir.« Lorn führt noch einen Löffel mit dem scharfen Eintopf zum Mund und fügt hinzu: »Er war damals schon so, wie er heute ist.«
»Man trifft immer wieder Offiziere, die man kennt, Rhalyt«, meint Emsahl. »Es gibt nicht so viele Offiziere bei den Spiegellanzenkämpfern.«
Lorn nickt. »Ich durchlief die Offiziersausbildung mit einem Lanzenkämpfer, der mich dann als Hauptmann in Jakaafra ablöste.«
»Ich habe mich nur gewundert, Ser«, sagt Rhalyt. »Ihr wisst … die Gerüchte …«
»Die meisten Gerüchte beinhalten ein Fünkchen Wahrheit«, bemerkt Lorn trocken, »aber fast immer ist es nicht mehr als ein einziges Körnchen Roggen in einem ganzen Laib Weizenbrot.«
»Wie bei den Gerüchten, die sich um die Riesenschlangen an den Sperrenmauern ranken«, wirft Emsahl ein.
Lorn räuspert sich.
Emsahl blickt verwundert auf.
»Es gibt sie wirklich. Wenn auch selten. Wir haben nur eine gesehen in den Jahren, die ich am Verwunschenen Wald verbrachte. Aber die war riesig, fast zwei Ellen Durchmesser und an die vierzig in der Länge.« Lorn lacht. »Sie sind zwar nicht einmal annähernd so gefährlich wie die Wasserechsen oder Riesenkatzen … aber schon der Anblick versetzte uns einen gehörigen Schrecken.«
»Welches von den Tieren war gefährlicher?«, fragt Rhalyt schnell, als wollte er dafür sorgen, dass das Thema nicht gewechselt wird.
»Die großen Wasserechsen … wenn man nur einer begegnet. Die Riesenkatzen treten meist zu zweit oder viert auf und die Nachtleoparden in Rudel.« Lorn zuckt die Schultern. »Deshalb … kann man das nur schwer sagen.«
»Wie verhält es sich mit den Tieren im Vergleich zu den Barbaren?«, fragt Quytyl.
Cheryk, Emsahl und Lorn lachen. Quytyl wird rot, und jetzt ist es Rhalyt, der den Blick senkt und auf den Tisch starrt.
Nachdem das Lachen verstummt ist, meint Lorn:
»Der nordöstliche Abschnitt der Sperrenmauer ist der einzige Abschnitt, an dem die Verluste annähernd die bei den Barbaren-Patrouillen erreichen. In Isahl hatten wir nur die Hälfte der Verluste zu verzeichnen. Die Kompanie an der südwestlichen Sperrenmauer verlor vielleicht fünf bis zehn Lanzenkämpfer im Jahr.«
»Warum ausgerechnet der nordöstliche Mauerabschnitt, Ser?«, fragt Esfayl.
»Darauf wusste noch niemand eine gute Antwort«, antwortet Lorn. »Einige sagen, es wären die Winde, andere schieben es auf den Aufbau der Mauer, andere auf die Nähe zu den Westhörnern …« Er zuckt mit den Achseln.
Cheryk schüttelt den Kopf. »Ihr wart in Isahl, dort und nun hier?«
»Und in Biehl«, fügt Lorn
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