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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vorgehen wird. Auf der Karte, die vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreitet liegt, folgt Lorn einem südlichen Nebenarm des Jeryna-Flusses, wobei er die Entfernungen mit einem Zirkel nachprüft, in der Hoffnung, dass es ihm gelungen ist, den Maßstab gleich bleibend beizubehalten. Er zählt die Zahlen zusammen. Dann macht er dasselbe noch einmal mit dem westlichen Nebenfluss.
    Schließlich nickt er. Wenn es nicht allzu spät noch einmal schneit und die Sechste Kompanie wie geplant in Inividra eintrifft … dann steht einem Ritt, so wie er ihn sich vorstellt, nichts entgegen. Leider sind das nicht schon alle Voraussetzungen, die dafür gegeben sein müssen.
    Es stehen auch noch vierzig zusätzliche Feuerlanzen in der Waffenkammer, die ihm dabei gute Dienste leisten werden.
    Doch er muss genau das finden, was er sucht, sonst werden ihm – und den Spiegellanzenkämpfern – all die schönen Pläne nichts nützen. Auch nach zwei vollen Achttagen, die er nur mit der Suche im Chaos-Glas zugebracht hat, hat er noch immer nicht das gefunden, was er sucht.
    Vorsichtig holt er das Glas hervor und stellt es auf den Schreibtisch. Schon jetzt furchtet er die Kopfschmerzen, die er bekommen wird, noch bevor er fertig ist mit der Suche. Er richtet die Schultern auf und konzentriert sich auf das Glas. Die Silbernebel werden dichter und geben schließlich den Blick frei, ein Bild nach dem anderen wird sichtbar, bis Lorn das gewünschte Gebäude vor sich hat. Er holt tief Luft und richtet seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Eingangstüren.
    Auf dem Bild sind zwei schwere, dunkle Türen zu sehen, sonst nichts.
    Er versucht es erneut, konzentriert sich auf ein Fenster, das heller als die anderen erscheint, und wird mit einem Blick durch einen halb offenen Fensterladen belohnt. Er sieht einen Mann in brauner und blauer Kleidung, der an einem kleinen Tisch sitzt, er hat so etwas wie eine Truhe vor sich stehen.
    Lorn versucht, das Bild des Händlers – oder des Kommis – zu halten und sich auf den Raum zu konzentrieren.
    Nach einer Weile wird er fündig, obschon seine Augen brennen und das Kopfweh ärger wird, aber das Bild ist sehr klar. In dem Gebäude werden Truhen mit Büchern aufbewahrt, und es gibt Lagerräume, die jedoch im Augenblick größtenteils leer stehen.
    Lorn nickt und zeichnet das Gesehene in die größere Karte ein, die er gerade entwirft. Er verwischt fast die Linien, denn seine Hände zittern stark. So legt er den Federhalter beiseite und schließt kurz die Augen, bevor er weiter zeichnet.
    Dann muss er jedoch aufhören, denn er kann es sich nicht leisten, die Arbeit zu verderben, die er bereits vollbracht hat.
    Die Arbeit geht langsam voran … so langsam, dass er manchmal denkt, er wird niemals vollbringen können, was vor Beginn des Frühlings getan werden muss – nicht bei den vielen Patrouillen, Berichten, Übungen und Inspektionen. Der intensive Einsatz des Chaos-Glases ist viel anstrengender, als das Chaos nur heraufzubeschwören – zumindest für Lorn.
    Er schüttelt den Kopf und schließt die Augen noch einmal, bevor er sie wieder öffnet. Schon bald muss er hinunter und den Hof überqueren, um zum Abendessen zu gehen, und er darf nicht müde wirken, geschweige denn abgeschlagen.

 
LV
     
    D er Schnee, der in den nördlichen Tälern gefallen ist und Lorn und Esfayl die Rückkehr erschwert hat, hat Inividra lediglich überzuckert. Die Pflastersteine im Kasernenhof sind weitgehend schneefrei, nur kleine aufgehäufte Schneewehen an den Ecken der Mauern und Gebäude zeugen vom Winter. Die zwei Offiziere zügeln vor dem Stall des Außenpostens ihre Pferde, während die winterliche Dämmerung bereits hereinbricht.
    Lorn wendet sich an Esfayl. »Hauptmann, merkt Euch … gegen das Wetter zu kämpfen bringt nichts ein. Der Sturm gewinnt immer.«
    »Ja, Ser.«
    Lorn steigt ab und führt den Wallach zur Stalltür. Hasmyr, der Stallbursche, kommt ihm bereits entgegen, um die Zügel des Pferdes zu übernehmen.
    »Schön, Euch wohlbehalten zu sehen, Ser, zusammen mit den Lanzenkämpfern und Pferden«, begrüßt ihn der graubärtige Stallbursche. »Habe zu viele junge Hauptmänner gesehen, die im Winter jede Menge Männer verloren haben.« Er zwinkert Lorn zu und blickt dann zu Esfayl hinauf. »Ich kann Euer Pferd auch nehmen, Ser.«
    »Oh, danke«, antwortet der Hauptmann.
    »Danke, Hasmyr«, sagt Lorn, während er rasch sein Gepäck hinter dem Sattel losbindet – zusammen mit dem zweiten Säbel, den er auf

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