Die Waffenhändler von Hamor
Schwester?« Lorns Augen funkeln.
»Du willst Ciesrt als …« Tyrsal schüttelt den Kopf. »Es tut mir Leid. Es ist kaum zu glauben. Myryan ist ein so nettes Mädchen. Ciesrt verdient sie nicht.« Er hält inne. »Außerdem hat Rustyl Ciesrts Schwester gefragt und sie wird ja sagen. Er ist ehrgeizig und ein Günstling Chyenfels. Sie wird sich zwar noch einige Zeit zieren, aber am Ende wird sie zustimmen.«
»Kharl’elth wird ihr wohl keine andere Wahl lassen«, vermutet Lorn.
»Es war klug von dir, nicht in eine Magi’i-Familie einzuheiraten«, meint Tyrsal.
»Die Wahl hat sich mir nicht gestellt«, bemerkt Lorn.
»Du hättest dir auch unter den Lanzenkämpfermädchen eine erwählen können.« Tyrsal grinst. »Aber du hast es viel besser getroffen. Ryalth ist schön und klug.«
»Du hast bisher doch kaum mit ihr gesprochen außer neulich Abend beim Essen, und ich glaube nicht, dass es mehr als ein Dutzend Worte waren.«
Tyrsal richtet sich entrüstet auf. »Ich habe zugehört. Man erfährt am meisten, wenn man zuhört.« Seine Augen funkeln und dann lacht er. »Du hast noch nicht viel über deinen neuen Posten erzählt. Du gehst nicht gern nach Biehl?«
»Es ist nicht der Auftrag, es ist das, was dahinter steckt. Ich bin eigentlich zu jung, um Oberst zu sein, und ich habe zu wenig Dienstjahre. Zandrey wurde erst nach fast acht Jahren zum Oberst befördert, ich brauchte nur vier … fünf, wenn man die Offiziersausbildung dazurechnet.«
»Sie verlieren viele Offiziere an die Barbaren, Lorn.«
»Ich wette, dass ich nur so lange dort bin, bis man mir die Schuld an einem Fehler zuschieben kann – oder bis ich erneut befördert und zum nächsten schwierigen Posten geschickt werde, gegen die Jeranyi oder etwas Ähnliches.«
Tyrsal lacht. »Für dich ist doch nichts zu schwierig. Du hast alles schon immer durchschaut, bevor sie dich hinschicken. Hast du nicht gesagt, dass du Frachtbriefe und die Zollgesetze studiert hast? Hat dir das jemand aufgetragen?«
»Aber das ist doch das Naheliegendste. Wenn man für die Durchsetzung der Handelsgesetze sorgen soll, sollte man schon etwas darüber wissen. Über die Lage in Biehl ist mir allerdings nichts bekannt, was mir große Schwierigkeiten bereiten könnte.« Lorn holt tief Luft und hebt die Hand. »Ich weiß. Du wirst mir gleich sagen, dass es vielleicht für mich das Naheliegendste ist, aber nicht für andere Lanzenkämpfer.« Er verzieht das Gesicht zu so etwas Ähnlichem wie einem Lachen. »Ich bin aber nicht ›andere Lanzenkämpfer‹.«
»Das ist es doch, was ich immer sage. Du denkst stets weit voraus.«
»Ich versuche es zumindest.« Lorn hält inne. »Aber auch das ist gefährlich. Die Menschen glauben dann, du bist ein Verschwörer oder ein Intrigant. Oder kalt und berechnend. Und dann beobachten sie dich doppelt genau.«
Tyrsal lacht erneut auf. »Deshalb erzählst du ja auch niemandem etwas.«
»Würdest du es tun?« Lorn wirft einen Blick auf den Hafen und steht auf. »Ich muss gehen. Ryalth wird fast fertig sein an der Börse …«
»Und du willst keinen Augenblick mit ihr versäumen?«
Der Oberst grinst den Magieradepten der zweiten Stufe an. »Um das zu sehen, braucht es kein Spähglas.«
VII
D er kalte Frühlingsregen prasselt auf die Dachziegel, sammelt sich und fließt dann in Bächen über den Dachsims. Er strömt in die Regenrinnen, die neben den Häusern und den weißen Granitstraßen und – wegen in Cyad verlaufen.
In Ryalths Wohnung sitzen Lorn und seine Händlerdame nebeneinander aufrecht im Bett an die Kissen gelehnt. Auf dem Nachttisch neben dem Bett brennt eine kleine Lampe.
Lorn hält ein schmales, grünliches Buch mit Silbereinband in der Hand; es ist das Buch, das Ryalth ihm vor Jahren gegeben hat, damit er es für sie aufbewahrt und darin liest. »Ich habe es überallhin mitgenommen und trotzdem ist es gänzlich unversehrt.« Er dreht das Buch um. »Ich frage mich immer noch, wie deine Mutter dazu gekommen ist.«
»Sie hat es nie verraten. Sie sagte nur, dass es etwas Besonderes ist.«
Lorn nickt und fragt sich, wie besonders … und ob das Buch nicht nur ein weiterer versteckter Hinweis darauf ist, welch ungewöhnliche Frau Ryalth doch ist – und warum.
»Wie oft liest du darin?«, fragt Ryalth.
»Nicht jeden Abend. Auf Patrouille konnte ich nicht lesen, da wollte ich es nicht mitnehmen.«
»Alle Achttage?«
»In etwa.« Er lächelt. »Manchmal auch öfter.«
»Was denkst du jetzt über die
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