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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ehrwürdigen?«
    »Ich weiß nicht viel von den Ehrwürdigen.« Er runzelt die Stirn. »Der Verfasser war melancholisch. Vielleicht waren nicht alle so wie er.«
    »Wärst du das nicht auch gewesen, wenn du von den Rationalen Sternen in eine Wildnis gekommen wärst? Nichts anderes war Cyador damals.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es das nicht auch jetzt noch ist.« Lorn lacht.
    »Aber wir haben den Wohlstand des Chaos und die Chaos-Türme, die Straßen und den Hafen, all die Dinge, die sie gebaut haben«, erklärt Ryalth.
    »Das Volk ist immer noch unglücklich.«
    »Nicht alle.«
    »Einige …«, neckt er sie.
    »Genug.« Sie nimmt ihm das Buch aus der Hand, schließt die Augen und öffnet es irgendwo in der Mitte. Dann gibt sie es Lorn zurück. »Lies das vor.«
    »Du hast es gar nicht gesehen.«
    »Lies es, bitte.«
    Lorn räuspert sich.
     
    Chaos und das Versprechen des Lichts,
    Ordnung, lockende Dame der Nacht
    … Welchem Liede soll aufs Neue ich lauschen?
    Wir haben so lange zugehört.
    Soll ich erneut mit den Flügeln des Lernens fliegen?
    Wir haben gelernt, was die Sehnsucht bringt.
     
    »Das ist traurig«, sagt sie. »Lass uns ein anderes lesen. Du suchst eines aus.«
    »Und du liest es«, antwortet Lorn.
    Sie nickt.
    Lorn schließt die Augen und lässt die Finger durch die glatten, schweren Seiten blättern, schließlich hält er inne und gibt Ryalth das Buch.
    »Das hat mich schon früher verwirrt«, sagt sie, als sie die schrägen und altertümlichen anglorischen Buchstaben sieht.
    »Lies es«, verlangt Lorn.
    Ryalths Stimme klingt rau, fast heiser, als sie die Worte ausspricht.
     
    Cyad ist keine Heimat für nachdenkliche Seelen,
    die die Versprechen anzweifeln, welche sie gekauft haben,
    denn die Magi’i nutzen Chaos als Stufe zu allem.
    Die Lanzenkämpfer stärken mit Feuer ihren Ruf,
    ihre Gesichter, silberweiß vom Cupridium,
    spiegeln das chaotische Licht wider.
     
    Sollte Sampson sich diesen Tempel aussuchen,
    auch hier würde er blind bleiben,
    seine Augen unberührt,
    sein einfaches Vertrauen verloren in den Spiegelungen.
     
    Sie klappt das Buch zu. »Ich habe mich schon immer gefragt, wer dieser Sampson wohl war. Er muss blind gewesen sein, aber die Worte beinhalten auch, dass er das nicht immer war. In Cyad wäre er es jedoch weiterhin gewesen, weil sich alles in allem spiegelt und verloren geht in den Reflexionen.«
    »Genau das geschieht doch hier auch.« Lorn lacht. »Denk an das Abendessen in großer Runde neulich bei meinen Eltern und daran, wie sich Vernt und Ciesrt ständig angesehen haben. Und an Mycela, deren größter Wunsch es ist, eine vollkommene Gemahlin zu sein und Vernts Wünsche zu reflektieren.«
    »Das ist auch auf gewisse Weise traurig.« Nach einigen Sekunden fügt sie hinzu: »Du musst übermorgen schon wieder fort. Möchtest du nicht das Gedicht über die Früchte noch einmal vorlesen?« Sie gibt ihm das Buch.
    Er blättert durch die Seiten, bis er die Worte findet, und liest mit sanfter Stimme im Halbdunkel des Schlafzimmers.
     
    Wie eine Dämmerung ohne Wolken,
    ein Blatt ohne Baum …
    um die sonnigen Tage festzuhalten,
    um die Früchte unseres Tuns zu erwarten
    … die Früchte unseres Tuns zu erwarten.
     
    Nachdem er das Buch auf dem Tisch neben dem Bett abgelegt hat, dreht er den Docht der Lampe herunter und lässt Dunkelheit den Raum erfüllen. Seine Arme legen sich um Ryalth und die ihren um ihn.

 
VIII
     
    D ie beiden ranghöchsten Spiegellanzenkämpfer-Offiziere sitzen sich am polierten Schreibtisch in dem geräumigen Arbeitszimmer im obersten Stockwerk des Hauptquartiers der Spiegellanzenkämpfer gegenüber, zwei Häuserblöcke westlich des Palasts des Ewigen Lichts. Ein leichter Nieselregen prasselt gegen die alten Fensterscheiben, die noch auf die Ehrwürdigen zurückgehen, aber das Tageslicht ist hell genug, sodass keine der glänzenden Cupridiumlampen an den Wänden angezündet werden muss.
    Rynst’alt blickt Luss’alt an, seine Augenbrauen wandern leicht nach oben. »Ich habe gehört, dass ich als Major-Kommandant der Spiegellanzenkämpfer den jungen Hauptmann – Entschuldigung, den jungen Oberst Lorn an den Hafenposten in Biehl versetzt habe und dass er bereits auf dem Weg dorthin ist oder es zumindest in Kürze sein wird.«
    »Ja, Ser. Er war bisher an der nordöstlichen Sperrenmauer stationiert und hat mehr gefallene Bäume und wilde Tiere in gut einem Jahr gesehen als die meisten Patrouillenhauptmänner während ihrer gesamten

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