Die Waffenhändler von Hamor
nickt.
»Eine Schande, dass Ihr ihnen hinterher reiten musstet«, meint Quytyl, der etwa dreißig Ellen entfernt steht.
Lorn lacht bitter. »Erstaunlich, wie mutig sie sind, wenn sie unser Volk in unserem Land angreifen und sie mehr Klingen und Pferde zur Verfügung haben, und wie wenig ihnen am Kampf gelegen ist, wenn sie in der Unterzahl sind.«
»Das ist wohl meistens so«, meint Emsahl.
»Verläuft hier alles nach Plan?«, fragt Lorn.
»Die Einwohner hatten sich schon zurückgezogen, noch bevor wir die Stadt richtig betreten haben. Die Glocke hatte sie gewarnt.«
»Ladet auf, so schnell ihr könnt. Ich reite zum Fluss hinunter.«
»Ja, Ser.«
Der Fluss ist weniger als eine halbe Meile vom Platz entfernt und wieder reitet Lorn nur an geschlossenen Läden und Türen vorbei. Er fragt sich, wie viele bewaffnete Männer wohl dahinter versteckt sind. Doch es sind zu viele Häuser, als dass seine Männer alle durchsuchen könnten, nicht ohne Verluste zu riskieren, auf die Lorn gut verzichten kann.
Lorn zügelt das Pferd am Kai, wo fünf Männer in grau-braunen Tuniken am Boden liegen. Er hat den Eindruck, dass sie die Lanzenkämpfer davon abhalten wollten, das einzige Flachboot zu erreichen, das dort vor Anker liegt. Noch während Lorn die Lage am Kai zu überblicken versucht, kommt Cheryk zu ihm geritten.
»Was ist in dem Flachboot?«, fragt Lorn.
»Wolle, einige gegerbte Felle, zwei Kisten mit parfümierten Kerzen, ein Dutzend Amphoren, gefüllt mit Öl, und eine Kassette mit etwa hundert Goldstücken darin.«
»Wir werden das Gold mitnehmen müssen.« Lorn lacht. »Vielleicht können wir es brauchen, um die Männer zu bezahlen.«
»Das wollen wir nicht hoffen.« Cheryk zieht eine Grimasse.
»Ser!«, ruft eine andere Stimme.
Lorn dreht sich im Sattel um.
»Ich glaube, das wird Euch interessieren, Ser.« Gyraet reitet zu Lorn und deutet auf das in Leder gewickelte Paket hinter seinem Sattel. »Wir haben hundert Klingen im zweiten Lagerhaus gefunden. Etwa achtzig davon, vielleicht auch mehr, stammen aus Hamor. Und es sind auch zwanzig Cupridiumsäbel darunter. Lanzenkämpferzeichen habe ich nicht darauf gefunden, deshalb vermute ich, dass sie für den Handel geschmiedet wurden.«
»Wo ist der Händler?«
»Äh … er versuchte zu fliehen. Damit. Ich musste die Feuerlanze nehmen.«
»Sind das seine Aufzeichnungen?«
»Sieht so aus, Ser.« Gyraet lacht grimmig. »Wenn ich richtig gelesen habe, stammen einige der Klingen, die gegen uns verwendet werden, aus einer Schmiede in Sommerhafen.«
»Diese Waffen müssen wir behalten«, sagt Lorn. »Und gut aufheben.«
»Ihr solltet sie auf Eurem Pferd mitnehmen – sobald wir die restlichen Klingen und die Waren, die wir aus den Lagerhäusern brauchen können, aufgeladen haben.«
»In welchem Lagerhaus befanden sich diese Waffen?«
»In dem dort – Klingen, einige von diesen polierten Eisenschilden, die Feuerlanzenschüsse blockieren können, und Äxte mit Haken.« Gyraet deutet auf das westlichste Gebäude, das kleiner und älter als die anderen ist, aus denen die Lanzenkämpfer Proviant heraustragen.
»Brennt sie bis auf die Grundmauern nieder«, befiehlt Lorn mit ruhiger Stimme, »beide.«
»Ja, Ser.«
»Wir sollten uns hier nicht zu lange aufhalten.«
»Was ist mit dem Flachboot hier?«, fragt Cheryk, der hinter dem Lagerhaus hervorkommt.
»Verbrennt es. Nehmt das Öl«, sagt Lorn. »Seid Ihr hier bald fertig?«
»Ja, Ser.«
»Brennt alles nieder und reitet dann zu den anderen Kompanien am Platz. Wir werden uns dort formieren und weiterreiten.« Lorn nimmt den Wallach herum.
»… habt ihr das gehört? … verfluchte Händler in Sommerhafen …«
»… für Gold tun sie alles …«
»… unser Blut … ihr Gold …«
Rhalyt und die Erste Kompanie folgen Lorn auf dem Weg zum Hauptplatz. Wieder passieren sie Häuser mit fest verschlossenen Läden. Nur an einigen wenigen schlagen die Türen lose im leichten Wind und Lorn fühlt die Kälte eines Chaos-Glases, die ebenso schnell verschwindet, wie sie gekommen ist. Das Glas erinnert ihn wieder einmal daran, dass seine Anstrengungen, die er zum Schutze Cyadors unternimmt, mehr Aufruhr verursachen, als er vorhersehen konnte. Man könnte glauben, alles in Cyador und Candar sei zu einem dichten Netz verwoben, und wenn man auch nur ganz leicht an einer Stelle zieht, hat es Auswirkungen auf die ganze Welt.
Dennoch möchte er Disfek so schnell wie möglich verlassen und zur Straße nach Jera reiten,
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