Die Waffenhändler von Hamor
Sie könnten demnach wohl kaum eine große Kriegerschar verbergen.«
»Ser!«, ruft Emsahl von hinten. »Dritte und Fünfte Kompanie bereit, Ser!«
»Vierte und Sechste bereit!«
»Kolonne, vorwärts!« Lorn gibt das Zeichen zum Aufbruch und treibt den Wallach an.
Wieder ist die Straße in Richtung Osten zwischen dem schmalen Fluss und dem Hügel leer und der feuchte Lehm weist nur ein paar Wagenspuren und einige alte Hufabdrücke auf. Ein niedriger Zaun aus Holzlatten flankiert die Straße auf der rechten, etwas erhöhten Seite. Er endet etwa hundert Ellen vor der ersten Kreuzung, die sich lediglich durch das Fehlen von Büschen und Bäumen auszeichnet – eine ebene Fläche, an der ein Sträßchen, aus den westlichen Hügeln kommend, von rechts auf einen zerfurchten Weg von links trifft.
Als Lorn und die Erste Kompanie sich der Kreuzung nähern, blickt Lorn noch einmal über die Schulter zurück und sieht, wie Cheryk und Gyraet ihre Kompanien nach Süden führen; somit ist das cyadorische Heer gespalten. Er wendet sich an Rhalyt: »Die Männer sollen sich zu Viererreihen formieren. Die Straße ist nun breit genug.«
»Viererreihen. Viererreihen!«
Unmittelbar hinter der Kreuzung verkündet ein Meilenstein am rechten Straßenrand: DISFEK, 2 M. Eine kleine mit Stroh gedeckte Hütte schmiegt sich in eine Bodensenke rechts von der Straße etwa eine halbe Meile hinter dem Meilenstein. Dahinter steht ein langes, niedriges Gebäude, um das sich eine Hand voll Hühner geschart hat, die eifrig gackernd davonlaufen, als sich die Reiterkolonne nähert. Jemand schlägt die schlecht gezimmerte Vordertür der Hütte zu und die Fensterläden werden von innen geschlossen, noch lange bevor Lorn und Rhalyt das östliche Ende des Lattenzauns erreichen, der das ungeschnittene braune Gras vom feuchten Lehm der Straße trennt.
Weniger als zweihundert Ellen hinter dem Gebäude mit den Hühnern dreht sich ein weißhaariger Mann beim Geräusch der Hufschläge um. Er gafft die Lanzenkämpfer einige Sekunden lang an, dann rennt er mit seinen dürren Beinen zu dem weiß gestrichenen Haus an der Nordseite der Straße, welche zum Hauptplatz der Stadt führt. »Die Weißen Dämonen! Die Weißen Dämonen! Lauft! Versteckt euch! Die Weißen Dämonen kommen!«
»Dämonen …!«
Entlang der breiten Straße werden Läden und Türen zugeschlagen, Warnschreie hallen zwischen den Häusern hin und her und übertönen beinahe das Hufgeklapper.
Irgendwo beginnt eine Glocke zu schlagen, sie bimmelt laut und misstönend. Von wo sie schlägt, kann Lorn nicht sagen, denn er erinnert sich nicht, vom Hügel aus oder zuvor im Chaos-Glas einen Glockenturm oder irgendeinen anderen Turm gesehen zu haben.
Lorn betrachtet die behelfsmäßigen Gassen zwischen den Häusern. Plötzlich fällt sein Blick auf eine Gruppe von barbarischen Kriegern – fast zwanzig Mann, die Richtung Norden traben, fort von der Stadtmitte und somit auch fort von der Dritten und Fünften Kompanie.
»Folgt mir!« Lorn lenkt den Wallach in die Gasse, die parallel zur Hauptstraße verläuft, und treibt das Pferd an; er will schneller sein als die Barbaren.
»Folgt dem Major!«, befiehlt Rhalyt.
Wenn Lorns Vorsprung groß genug ist, kann er die Barbaren mit seiner Feuerlanze aufhalten, sodass die Erste Kompanie aufholen und angreifen kann. Er würde viel lieber gegen bewaffnete Krieger kämpfen als gegen unbewaffnete Männer, die nur vielleicht Krieger sind.
Lorn kann nur dann einen Blick auf die Jeranyi-Reiter werfen, wenn er an Gärten und einzeln stehenden Bäumen, Häusern und Nebengebäuden vorbeireitet. Die Krieger scheinen sich ab und zu nach hinten zu drehen, doch sie schauen nicht auf die Gasse, die etwa hundert Ellen östlich von ihnen verläuft, wo Lorn und die Erste Kompanie praktisch neben ihnen her reiten und sie langsam einholen.
Nach fast einer Meile lenkt Lorn den Wallach in einen anderen Weg, der abschüssig nach Nordwesten und zu der Straße führt, auf der die Barbaren reiten. Lorn ist vielleicht noch fünfzig Ellen von der Straße entfernt, als die ersten feindlichen Reiter auftauchen.
Er legt die Feuerlanze an und zielt auf den nächsten Barbaren, einen jungen Reiter, kaum ein Mann. Hsst!
Die Schulter des jungen Mannes geht in Flammen auf und wird schwarz, sein Pferd scheut, er fällt auf die andere Seite und auf den Nebenmann. Auf den seitlichen Angriff reagiert der bärtige Barbar neben dem Gefallenen, indem er das riesige Breitschwert aus seinem
Weitere Kostenlose Bücher