Die Waffenhändler von Hamor
Schultergeschirr reißt und auf Lorn zustürmt. Die anderen Reiter tun es ihm gleich.
»Lasst sie!«, bellt eine Stimme.
Die Jeranyi-Krieger lassen sich jedoch nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Hinter sich hört Lorn die Erste Kompanie nahen. Er löst zwei weitere Schüsse aus der Feuerlanze. Hsst! Hsst! Einer trifft den Angreifer neben dem Krieger mit dem enormen Breitschwert, das auf Lorn herunterfährt.
Hhssst! Ein Schuss aus der Entfernung bringt den Hünen zur Strecke und das Breitschwert fällt in den Lehm. Doch die Reiter, die folgen, sind so nah, dass Lorn die Lanze plötzlich als Schild benutzen muss, und den Säbel, um die schweren und langen Eisenklingen beiseite zu schieben, wobei er sich wünscht, er hätte beide Säbel gezogen.
Dennoch kämpft er sich weiter durch die Jeranyi-Streitkraft, bis er entdeckt, dass zwei Männer in Richtung Norden ausbrechen und sich vom Kampfplatz entfernen wollen.
Hsst! Der Schuss aus der Lanze streckt einen von ihnen nieder, aber der zweite Mann lenkt sein Pferd zum Straßenrand, wo er von einem ausladenden, dichten Baum gedeckt wird. Lorn nimmt den Wallach herum und wirft einen weiteren Barbaren vom Pferd, der ihn von hinten angreifen wollte.
Dann steht er Auge in Auge mit einem drahtigen, bärtigen Mann. Als dessen Dolch auf ihn einstechen will, bleibt Lorn nichts anderes übrig, als reines Magierfeuer auf den Mann zu schleudern, der daraufhin zusammenbricht und mit seinem Dolch noch Lorns Lederjacke streift.
Der Sub-Major würde sich gern den Schweiß von der Stirn wischen, konzentriert sich jedoch lieber auf die brodelnde Masse von Pferden und Männern. Das Brodeln lässt jedoch bald nach und die Reiter, die übrig bleiben, sind die Spiegellanzenkämpfer. Zwei oder drei Jeranyi-Krieger haben sich aus dem Handgemenge losreißen können, doch die meisten von ihnen sind tot.
Lorn wischt sich über die Stirn, dann untersucht er den Schlitz in seiner Jacke und das Rot auf der Tunika. Der Schnitt über seinen Rippen hat die Haut zwar kaum verletzt, doch das Blut, das daraus tropft, erweckt den Eindruck einer weit schwereren Verwundung.
»Seid Ihr unverletzt, Ser?«, fragt Rhalyt.
»Ja, das bin ich. Zwar leichtsinnig und dumm, aber unverletzt.« Lorn macht eine Pause. »Wie viele Männer haben wir verloren?«
»Zwei, Ser, so wie es aussieht«, berichtet der Unteroffizier. »Zwei andere sind verwundet.«
»Bindet die Toten einstweilen auf ihre Pferde. Wir werden sie heute Nacht begraben. Den ganzen Weg bis nach Inividra können wir sie nicht mitnehmen. Sucht die Klingen zusammen und alle anderen Waffen. Es soll nichts mehr herumliegen.«
Lorn findet ein sauberes Tuch und sammelt darauf einen Hauch Schwarzer Ordnung, wobei er die Kopfschmerzen, die ihm diese bereitet, zu vergessen sucht. Er lässt die Kraft in die Schnittwunde einwirken. Danach schiebt er das Tuch unter die Tunika, um die letzten Blutstropfen aufzusaugen.
Die Jeranyi, die weiter entfernt von der Grenze leben, scheinen nicht annähernd so gut mit Waffen umgehen zu können wie diejenigen, die Cyador regelmäßig angreifen; oder das Überraschungsmoment verschlechtert ihre Kampfkünste. Wenn diese beiden Vermutungen zutreffen, dann hat Lorn wirklich eine Chance, seinen Feldzug erfolgreich zu beenden.
Als die Erste Kompanie die am Boden liegenden Klingen und Lanzen eingesammelt hat, reitet Lorn im schnellem Trab zurück in die Stadtmitte. Rhalyt und seine Kompanie folgen ihm mit etwa fünfzehn Klingen, die sie auf die erbeuteten Barbarenpferde gebunden haben. Lorn blickt von Haus zu Haus, doch fast alle sind verbarrikadiert und geschlossen, als wollten sie sich einer Belagerung widersetzen. Die meisten Häuser sind einstöckig und haben verputzte Wände, wobei der Verputz hauptsächlich auf Wänden aus Weidenruten angebracht ist; nur ein oder zwei größere Gebäude sind aus weiß gestrichenen Ziegelwänden gebaut.
Emsahl und Quytyl bewachen den Platz mit drei oder vier Einheiten, die sich in regelmäßigen Abständen aufgestellt haben, die Feuerlanzen im Anschlag. Einige Lanzenkämpfer tragen Lebensmittel aus der Krämerei und packen sie in Behälter, die auf zehn beschlagnahmte Pferde gebunden wurden, welche vermutlich aus dem Stall der Herberge stammen, so denkt Lorn.
»Ser?« Emsahl sieht den Sub-Major an, als er sein Pferd zügelt.
»Da war eine Gruppe von Kriegern, vielleicht zwanzig Mann, die versuchten zu fliehen. Wir haben sie fast alle erwischt.«
»Geflüchtet?«, fragt Emsahl.
Lorn
Weitere Kostenlose Bücher