Die Waffenhändler von Hamor
Wachmann so erstaunt?, fragt sich Lorn. Oder haben sie einen alternden Offizier erwartet, der bereits in den letzten Zügen seiner Karriere liegt? Er verzieht den Mund ganz kurz, als er dem jungen Wachmann folgt, vorbei an einer offenen Tür zu seiner Rechten, bei der es sich offenbar um den Zugang zu einer sehr nachlässig geführten Waffenkammer handelt. Dann erreichen sie die erste offene Tür auf der linken Seite.
»Oberst Lorn, Ser.« Der Wachmann verbeugt sich und geht rückwärts hinaus, um Lorn allein in das große Arbeitszimmer eintreten zu lassen.
Der Bezirkskommandant der hiesigen Wache erhebt sich. Er ist klein, hat schwarze Haare, funkelnde schwarze Augen und einen dünnen Schnurrbart, der in Höhe der Mundwinkel steil nach oben ragt. Die braune Uniform mit den purpurroten Verzierungen ist makellos, die Silbersterne auf seinem Kragen schimmern hell.
»Kommandant Repyl, Oberst.« Repyl deutet auf einen hölzernen Lehnstuhl, der auf der anderen Seite des großen, glänzenden Schreibtisches steht. Er wartet nicht, bis Lorn sich gesetzt hat, bevor er selbst wieder Platz nimmt.
Lorn sieht sich im Arbeitszimmer rasch um und betrachtet den fast leeren Bücherschrank und die vier Truhen, die man anscheinend erst kürzlich poliert hat, bevor er sich setzt.
»Nun, Oberst, man sagt, Ihr wollt den Spiegellanzenkämpfer-Posten in Biehl wieder stärken.« Repyl schnaubt. »Viel Zeit musste vergehen, bevor das jemand versucht.«
»Für alles kommt die rechte Zeit«, meint Lorn freundlich und setzt sich auf den Stuhl mit gerader Lehne. »Der Major-Kommandant hat entschieden, dass in Biehl einiges geschehen muss.«
»Ihr habt … wie viele Männer … etwas weniger als eine Kompanie?« Der Kommandant hält kurz inne. »Ihr habt eine volle Einheit mitgebracht. Was geschieht, wenn ein Schiff in Eurer Abwesenheit anlegt oder wenn Piraten auftauchen?«
»Die Lanzenkämpfer unter Haupttruppenführer Helkyt kennen ihre Aufgaben. Wir haben nun fast zwei volle Kompanien. Das ist schon doppelt so viel wie noch im letzten Winter.« Lorns Augen fixieren den Kommandanten. »Auch haben wir kürzlich die notwendige Ausrüstung erhalten, um eine weitere halbe Kompanie aufbauen zu können.«
»Das nenne ich wirklich eine Veränderung.« Der Kommandant lächelt anerkennend.
»Wie viele Wachen habt Ihr hier, Kommandant?«, fragt Lorn. »Wie viele, die voll ausgestattet sind mit Pferd und Waffe, die man einberufen kann und die ihren Mann stehen?«
»Danach hat noch nie jemand gefragt.« Der Bezirkskommandant richtet sich hinter seinem prunkvollen Schreibtisch auf.
Lorn zuckt mit den Achseln. »Ich bin noch verhältnismäßig neu im Hafenposten. Ich habe die meiste Zeit bei den Spiegellanzenkämpfern als kämpfender Offizier verbracht. Deshalb stellen sich mir solche Fragen. Auch habe ich mir meine Pflichten noch einmal näher angesehen. Teil meiner Aufgabe ist es, die Anzahl und die Fähigkeiten der Bezirkswachstreitkräfte festzustellen und zu prüfen. Aus diesem Grund bin ich gekommen. Deshalb habe ich Euch auch eine entsprechende Nachricht geschickt.«
»Aha.« Der Kommandant nickt. »Man kann Euch nicht vorhalten, Ihr würdet Eure Aufgabe nicht ernst nehmen. Es ist schon lange her, soviel ich weiß, dass die ganze Bandbreite dieser Pflichten beachtet wurde. Sagt mir, wie ergeht es Oberbuchhalter Flutak? Ein höchst beeindruckender Beamter.« Repyl lächelt.
»Der Oberbuchhalter wurde des Vergehens überführt, Bestechungsgelder von Händlern und von einem der großen Olivenbauern angenommen zu haben. Er verschwand zusammen mit dem Großteil seiner Bücher und wurde seit Jahreszeiten nicht mehr gesehen. Der Bauer, ein hochnäsiger Geselle mit Namen Baryat … er hat Bogenschützen angeheuert, und als ich den Fall untersuchte, gab er nicht nur zu, dass er die Bestechungsgelder bezahlt hatte, sondern auch die Mörder.
Er beging den Fehler, mich mit einem Gartenmesser vor einer versammelten Einheit anzugreifen. Der neue verantwortliche Oberbuchhalter ist nun Neabyl. Er ist sehr ehrlich und widmet sich voll und ganz der Einhaltung der Bestimmungen der Kaiserlichen Gesetze. Seine Majestät hat ihm bereits ein Lob zukommen lassen.« Lorn lächelt kühl. »Wir arbeiten gut zusammen und in Biehl laufen allmählich wieder mehr Schiffe ein.«
»Nun … ja … das klingt höchst interessant.«
»Ihr wolltet mir gerade sagen, wie viele Wachen Ihr einsatzbereit habt«, erinnert Lorn den Kommandanten.
»Die Bezirkswache hat beinahe
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