Die Waffenhändler von Hamor
ihre volle Stärke.«
Lorns Augen starren den Kommandanten an, er wartet.
»Innerhalb von zwei oder drei Tagen kann ich zwei Kompanien zusammenstellen. Wir haben Cupridiumlanzen – keine Feuerlanzen. Ansonsten gleicht unsere Ausrüstung der Euren.«
»Freut mich, das zu hören.« Lorn steht auf. »Ihr seid sehr beschäftigt, so wie ich. Wenn Ihr mir nun das Gebäude zeigen wollt, das Waffenarsenal, die Sattelkammer …«
»Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mann von Eurer Stellung …«, beginnt der Kommandant, als er sich langsam erhebt.
»Wenn man vom Major-Kommandanten ausgesandt und mit einem solchen Auftrag betraut wird«, erklärt Lorn ruhig, »dann führt man diesen am besten wunschgemäß aus.«
»Ja … das verstehe ich.« Repyl zupft am rechten Ende seines gewachsten Schnurrbartes. »… das verstehe ich natürlich.«
»Der Major-Kommandant hat Pläne mit Biehl«, fügt Lorn hinzu. »So viel weiß ich.« Er zeigt auf die Tür, geht hinaus und durchquert den Flur zu der Waffenkammer, in die er vorhin schon einen Blick werfen konnte.
Jemand hat sich in Windeseile die Mühe gemacht, die Cupridiumlanzen zu ordnen, die meisten sind geputzt, wenn auch etwas nachlässig, und die Säbel stehen in Reih und Glied, so wie es sein soll. Andere Ausrüstung ist jedoch nur spärlich vorhanden, es fehlen etwa kleine Spaten, Wasserflaschen und Satteltaschen.
Lorn schreitet den langen und düsteren Raum schweigend ab, bis er mit der Inspektion fertig ist. »Die Waffen sind angemessen gepflegt. Aber mehr als die Hälfte Eurer Wachen würde auf einem langen Ritt verdursten – oder Ihr müsstet sie übers Land ausschwärmen lassen, damit sie nach Wasser suchen können. Ihr solltet ihnen Wasserflaschen besorgen, und zwar bald.«
»Bald?«
Lorn übergeht die Frage und stellt schon die nächste. »Pferde und Sättel?«
»Jeder Wachmann hat ein eigenes Pferd. Wenn es durch seine Schuld verendet, muss er es durch eins ersetzen, das vorher vom Stallmeister begutachtet wurde. Die Pferde sind alle in einem ausgezeichneten Zustand.«
Lorn kann die Wahrheit der Antwort deutlich fühlen, bei Repyl selbst und weil ihm dieses Verfahren klug erscheint.
»Die Sattelkammer …« Der Kommandant führt Lorn zum Nordende des Gebäudes, wo er eine Tür mit einem einfachen Messingschlüssel öffnet. »Es gibt noch eine Außentür, doch diese ist verriegelt, es sei denn, wir halten eine Übung ab.«
Die Sättel und Zaumzeuge sind ordentlich aufgeräumt und wurden erst kürzlich gereinigt, Lorn findet allerdings noch etwas Schmutz in den brüchigen Lederstellen, aber die Ausrüstung ist nicht so übel, wie sie sein könnte – und auch nicht in einem so schlechten Zustand wie das, was er teilweise in Biehl vorgefunden hat.
Lorn nickt, als sie die Sattelkammer verlassen, und wendet sich Repyl zu. »Hier scheint alles weitgehend in Ordnung zu sein. Irgendwann im Spätsommer oder frühen Herbst werde ich wiederkommen, um die Wachen samt Pferde zu inspizieren.« Lorn lächelt. »Ich verlange, dass sie ausgerüstet und versorgt sind für einen achttägigen Ritt.«
»Das ist nicht …«
»Doch, das ist es«, meint Lorn ruhig. »Ich werde mich einen Achttag vorher ankündigen. Wenn Ihr das als zu schwierig erachtet …« Er lässt den Gedanken unausgesprochen.
»Äh … nein. Wenn Ihr Euch einen Achttag vorher ankündigt, werden wir bereit sein.«
»Gut. Es war mir eine Freude, Euch kennen gelernt zu haben und zu sehen, dass Ihr Verständnis dafür habt, dass die Welt sich verändert und sich deshalb auch das ändern muss, was in der Vergangenheit einmal als richtig erachtet wurde. Ich freue mich auf ein Wiedersehen anlässlich der Inspektion.«
»Wir werden bereit sein, Oberst, wenn Ihr kommt.«
»Danke.« Lorn verbeugt sich, dreht sich um und schreitet an dem nervösen jungen Wachmann vorbei hinaus zu seiner wartenden Einheit.
Ohne ein Wort zu sagen, bindet Lorn den Braunen los und steigt auf. Repyl ist nicht unehrlich, auch hat er nichts zu verbergen, was seine Bezirkswache betrifft, aber der Mann ist ganz offensichtlich ein wenig beunruhigt über Lorns Besuch und die Veränderungen, die zur Zeit in Biehl stattfinden. Das bedeutet, dass er ihn beobachten muss, durch das Glas, und das wiederum heißt mehr Arbeit und Kopfschmerzen für Lorn.
»Aufstellen!«, befiehlt Whylyn.
Die Lanzenkämpfer stellen sich in Zweierreihen auf und reiten nach Süden und zurück über die Brücken bei den Unteren Inseln.
»Darf ich fragen …
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