Die Waffenhändler von Hamor
Reitern?«
Diesmal nicken auch der ältere Truppenführer der Bezirkswache und Tashqyt.
»Es geht nicht darum, so schnell wie nur möglich anzugreifen. Wir streben einen großen Sieg mit wenigen Verlusten an«, erklärt Lorn. »Wir werden sie morgen einholen, wenn sie den Fluss erreichen. Die Stadt liegt westlich von hier, aber der Fluss windet sich ein wenig. Sie werden dem Fluss folgen. Wir werden uns mehr westlich halten und die Stadt vor ihnen erreichen.«
»Und wenn sie nicht dem Fluss folgen?«, fragt Swytyl.
»Dann befinden wir uns zwischen ihnen und der Stadt und die Stadt wird nicht zu leiden haben. Es wird keine weiteren Berge von Toten im Volk Cyadors geben.«
Die anderen Truppenführer nicken.
»Die Gefahr, dass sie ein weiteres Dorf angreifen, ist immer gegeben«, sagt Lorn langsam. »In den Karten sind zwar keine Orte eingezeichnet, aber es könnte sein, dass es doch welche gibt. Wir sind die einzigen Truppen hier, und wir können es uns nicht erlauben, die Barbaren an uns vorüberziehen zu lassen, damit sie eine Stadt wie Nhais heimsuchen, wo hunderte von Menschen leben.«
Tashqyt nickt, die anderen Truppenführer auch.
Nicht zum ersten Mal hofft Lorn, dass er richtig liegt. Wenn er sich diesmal irrt, werden die Hirten und Städter weniger leiden. Beim letzten Mal wurde ein Dorf ausgelöscht, weil der Blick ins Chaos-Glas ihm nicht enthüllte, dass das Hirtendorf überhaupt existierte – und weil er, so ermahnt er sich selbst, die Fähigkeiten seiner Truppen und die der Angreifer falsch einschätzte.
Dennoch, er hätte das Dorf und die Menschen liebend gern gerettet, aber ein Kampf am Fuß der Grashügel wäre schwierig gewesen; beinahe unmöglich, die Angreifer dort aufzuhalten.
Lorn blickt reihum in die Gesichter, die ihn erwartungsvoll ansehen. Hat er zu viel Vertrauen in Pläne und Karten? Zweifellos. Die Spuren überall auf dem Grasland zeigen jedoch, dass er es mit mehr als zweihundert Barbaren zu tun hat, vielleicht sind es sogar mehr als dreihundert. Seine vier Kompanien bringen es wahrscheinlich nur auf die Hälfte der Stärke des Barbarenheers; und die Hälfte seiner Männer besitzt keine Feuerlanze. Doch da ist Nhais, das ohne ihn völlig schutzlos wäre, und dahinter Escadr und Dyeum. Also muss er versuchen herauszufinden, wo und wie er am besten kämpft.
Wenn er dazu in der Lage ist.
XXXVI
L orn hat ganz vergessen, wie so ein Patrouillenritt in der Hitze der Grashügel aussieht – oder in den Tälern darin. Überall der Staub, der sich in den Stiefeln, in der Kleidung, Ohren, Augen und Nase festsetzt. Die unbedeckte Haut ist rot und am Nacken schält sich die Haut. Der Schweiß brennt in den Augen, die die meiste Zeit tränen. Der Wind bringt zwar eine willkommene Abkühlung, doch er weht noch mehr Sand in Augen und Nase. Sie müssen das Wasser für die Männer rationieren und die Pferde in den nur spärlich vorhandenen Bächen tränken, was mehr Zeit in Anspruch nimmt als erwartet.
Obwohl die Erntezeit begonnen hat und sie sich nicht in der größten Hitze des Sommers bewegen müssen, steigt die Wärme am späten Nachmittag noch immer in Wellen aus dem braunen Gras auf. In der Nacht kühlt die Luft dann schlagartig ab und Lorn und die Lanzenkämpfer zittern unter ihren dünnen Decken.
Am heißen Frühnachmittag hält Lorn die Stute auf einer kleinen Anhöhe an, von wo aus er einen der wenigen Bäche überblicken kann, die in den Fluss münden. Unter ihm tränken die Kompanien ihre Pferde. Währenddessen studiert Lorn die Karten und das Gelände um sich herum, das nun immer hügeliger wird, je näher sie dem Fluss und der Stadt Nhais kommen. Nach den Karten vermutet Lorn die Stadt Nhais weitere zwanzig Meilen im Südwesten, der Fluss liegt keine zehn Meilen entfernt im Süden. Er und die Lanzenkämpfer sollten die Stadt noch weit vor der Dämmerung erreichen – oder zumindest in ihre Nähe gelangen; falls seine Karten stimmen und die Wege passierbar bleiben.
Er blickt auf, als sich drei Reiter nähern – Swytyl und zwei der Lanzenkämpfer, die als Späher ausgeschickt wurden. Die Lanzenkämpfer sehen bedrückt aus; Lorn wartet, bis sie die Pferde gezügelt haben. Dann sagt er nur: »Gibt es Neuigkeiten?«
»Ser … die Barbaren haben den Fluss durchquert und wieder ein kleines Dorf überfallen, vielleicht zehn Häuser. Sie haben angehalten, um …« Swytyl macht eine Pause und Lorn versteht nur zu gut, warum die Barbaren angehalten haben.
»Wir können nichts
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