Die Waffenhändler von Hamor
auf dem Hügel dort drüben«, berichtet der rundgesichtige Swytyl. »Am Fuße der Erhebung ist ein ausgebranntes Gehöft. Auch Leichen. Nicht schön. Wie in dem Dorf.«
»Sie waren schon dort, noch bevor wir mit dem Tränken der Pferde fertig waren. Bei dem Dorf«, fügt Lorn nach einer Weile hinzu.
Obwohl das erste Dorf, das die Jeranyi angegriffen haben, nur aus wenig mehr als Hütten, Scheunen und Viehweiden bestand, wo Bauern und Hirten ihr Auskommen fanden, so klein, dass es jenseits seiner Grenzen keinen Namen hat, bedauert Lorn es zutiefst, dass sie nicht schon vor den Barbaren dort waren. Nun wird das namenlose Dorf auch namenlos bleiben, denn die Jeranyi haben keine Überlebenden zurückgelassen. Hätte dieses Dorf in der Umgebung von Isahl gestanden, hätten die Menschen dort Mauern und Wälle errichtet und Patrouillen der Spiegellanzenkämpfer hätten regelmäßig nach dem Rechten gesehen. Aber östlich von Biehl sind die Menschen nicht auf solche Angriffe vorbereitet.
Der Zustand des Pfades, dem Lorn, seine Lanzenkämpfer und die Bezirkswachen hinter dem Dorf in Richtung Südwesten folgen, weist darauf hin, dass Rinder und anderes Vieh regelmäßig zu einem Nebenfluss des Flusses Behla getrieben wurden, der etwa vierzig Meilen südwestlich vom Dorf entfernt verläuft. Das Vieh wird dort zusammen mit anderen Tieren auf großen Flößen flussabwärts transportiert, um es in Biehl und Ehyla zu verkaufen. Von Zeit zu Zeit gelangen laut Neabyls Bericht mit den Tieren auch Felle nach Biehl.
Mit dem kleinen Dorf, das die Angreifer niedergemacht haben, ist eine so große Gruppe von Jeranyi wohl kaum zufrieden, da ist sich Lorn sicher. Die Bande folgt nun bestimmt dem Viehpfad, um in eine größere Stadt am Nebenfluss zu gelangen; Nhais war einst der Name, Lorn ist sich nur nicht ganz sicher, ob dieser Name noch besteht, so alt ist die Karte, die er im Hinterzimmer des Hauptquartiers gefunden hat. Seine handgezeichneten Karten, die er mithilfe des Glases entworfen hat, haben sich bisher als genauer erwiesen als die wenigen, die in der Lanzenkämpfer-Kaserne in Biehl überlebt haben.
Jenseits von Nhais im Süden und Westen gibt es noch andere, lohnendere Ziele, wie etwa die Lagerhäuser der Weinhändler in Escadr und die Cupritminen von Dyeum. Ob die Barbaren sich jedoch so weit vorwagen, ist eine andere Frage. Wenn jedoch niemand sie aufhält, befürchtet Lorn das Schlimmste.
Lorns Blick streift über das langsam braun werdende Gras, das der Stute bis über die Knie reicht. Wie um Swytyls Worte über die Grausamkeit der Barbaren noch zu unterstreichen, steigt eine dünne Rauchsäule in den grün-blauen Himmel, der an diesem Tag nur von hohen Schleierwolken bevölkert wird. Die Luft ist heiß und windstill. »Haben sie irgendwelche Anzeichen von Reitern gesehen?«
»Nein, Ser. Nicht einmal Staub.«
Der Staub würde nicht sehr hoch steigen in der windstillen Luft, und wenn keine Staubwirbel zu sehen sind, befinden sich die Barbaren mindestens noch vier oder fünf Meilen westlich oder südlich von Lorns Truppen.
Lorn nickt. »Wir werden sie einholen.«
Er will Nhais und den Fluss erreichen, bevor die Jeranyi dort ankommen. Dort wird er sie umkreisen und von vorn angreifen. Er hofft, dass er nicht zu lange mit dem Aufbruch gewartet hat. Noch mehr hätte er jedoch Kommandant Repyl nicht zu bedrängen gewagt, ohne genauer zu enthüllen, was er schon wusste.
XXXV
L orn hat die Stute angehalten und sie nach Süden gedreht, sodass er nicht länger in die niedrig stehende Nachmittagssonne blinzeln muss, die von rechts seine Augen blendet. Sein Nacken ist rot und rau und brennt von Sonne und Schweiß. Die Schweißtropfen, die unter seiner Garnisonskappe herausrinnen, brennen ständig in den Augen. Gelblicher Staub bedeckt seine Hose und die seiner Lanzenkämpfer, genauso wie die Beine ihrer Pferde. Die acht Truppenführer und Lorn bilden einen Halbkreis und hören dem blonden, rundgesichtigen Swytyl zu.
»Sie sind nur wenig mehr als fünf Meilen vor uns und werden bald ihr Lager errichten. Wir können sie einholen, wenn wir uns beeilen, bevor sie Nhais erreichen …«, schlägt Swytyl vor.
Einige Köpfe im Halbkreis nicken. Der schwarzhaarige Tashqyt gehört nicht dazu. Auch der graubärtige Haupttruppenführer der Bezirkswache ist dagegen.
»Sie reiten langsam«, sagt Lorn. »Wir haben uns beeilt und der Tag war lang. Was ist, wenn sie umdrehen, und was geschieht mit unseren Pferden und ihren
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