Die Waffenhändler von Hamor
können sich nicht vorstellen, was sie noch nicht selbst erlebt haben.
Lorn und Tashqyt biegen in die Straße ein, die nach Süden zu der Furt führt. Das vom Staub gedämpfte Stampfen der Hufe übertönt das Gemurmel der Männer auf der Veranda des Gasthauses. Entlang der Straße stehen nur noch Hütten und diese werden bald abgelöst von den schäbigen Verschlagen, die das Flussufer bevölkern.
Die Stadt steht auf einem nicht sehr hohen Steilhang etwa zwanzig Ellen über dem Fluss. Hinter der letzten armseligen Hütte fällt der Hang sanft zum Wasser ab. Das Flussufer wird gesäumt von Büschen und kleinen Weiden, die Blätter sind alle dick mit Staub bedeckt. Von Ufer zu Ufer misst der Fluss weniger als hundertfünfzig Ellen und in der trockenen Erntezeit ist er auch nicht sehr tief. Sandbänke ragen aus dem bräunlichen Wasser. Wagenspuren führen den Hang hinunter und auf der anderen Seite hundert Ellen entfernt wieder hinauf.
Lorn dreht sich im Sattel um. »Wir überqueren den Fluss einzeln hintereinander, Einheit für Einheit. Dann reiten wir am Fluss entlang zurück nach Osten. Etwas weiter flussaufwärts werden wir bestimmt eine Stelle finden, an der wir die Pferde tränken können.«
»Sehr weit flussaufwärts«, meint Tashqyt.
Lorn rückt.
»Einheitsweise überqueren, einzeln hintereinander!«
»Einheitsweise, einzeln hintereinander«, ertönt das Echo der Truppenführer.
Lorns Stute tänzelt ein wenig zur Seite, als sie die Hufe in das bräunliche Wasser setzen soll, aber der Fluss ist so seicht an der Furt, dass Lorns Stiefel nicht einmal die Wasseroberfläche berühren. Er zügelt das Pferd oben auf der Uferböschung des südlichen Ufers, von dort aus sucht er den Fluss, das Land und die Hügel im Osten ab. Doch er entdeckt weder Mensch noch Tier, kein einziges Rind oder Schaf, nur etwas weiter im Südwesten stehen vereinzelt einige Häuser.
Als das gesamte Heer den Fluss durchquert hat, winkt Lorn Swytyl heran; er wartet, bis der Truppenführer bei ihm ist, bevor er spricht. »Schick Späher aus … mindestens fünf Meilen weit nach Osten. Wir werden auf dieser Uferstraße entlangreiten, bis wir einen guten Platz finden, um die Pferde zu tränken. Dann werden wir uns in Richtung Norden halten.«
»Ja, Ser.« Mit einem Nicken reitet der rundgesichtige Truppenführer zu seiner Einheit und den Lanzenkämpfern, die er als Späher ausschicken wird.
»Vorwärts, Zweierreihen!«, befiehlt Lorn.
Orangefarbenes Licht überflutet die niedrigen Hügel, als die Kolonne sich in Richtung Osten auf dem schmalen, zerfurchten Feldweg, der in etwa parallel zum Fluss verläuft, in Bewegung setzt.
Die Sonne steht gerade über den niedrigen Bäumen und Hügeln am Horizont, als Lorns Heer, bestehend aus Spiegellanzenkämpfern und Bezirkswachen, am Südufer Halt macht, nahezu zwei Meilen östlich von Nhais entfernt. Lorn wirft einen Blick zurück nach Westen, wo die Stadt von einem leichten Dunstschleier teilweise verdeckt wird, wahrscheinlich eine Mischung aus der Feuchtigkeit des Flusses und dem allgegenwärtigen Staub. Im Osten erstrecken sich entlang des Flusses niedrige Hügel, die in Richtung Süden immer steiler werden. Es gibt weder eine Spur von den Barbaren noch neuere Hufabdrücke im Staub der Straße außer denen, die Swytyls Späher hinterlassen haben.
»Einheitsweise die Pferde tränken!«, ordnet Tashqyt an. »Die Pferde sollen nicht ins Wasser steigen.« Nachdem er die braune Stute getränkt hat, wischt sich Lorn das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab, dann steigt er auf und reitet auf den niedrigen Hügel, der das südliche Ufer des Flusses bildet. Soweit er das aus seinen Karten ersehen kann, verengt sich der Fluss und wird tiefer, je steiler die Hügel werden, etwa eine Meile östlich von der Stelle, an der sich das Heer jetzt befindet.
Schon bald stoßen Tashqyt, Swytyl, Whylyn und Drayl, die Truppenführer der Spiegellanzenkämpfer, und Wharalt, der graubärtige Haupttruppenführer der Bezirkswache, zu ihm.
Wharalt blickt Lorn unverblümt ins Gesicht. »Ser … Ihr wart darauf bedacht, uns nicht zu hetzen. Aber Ihr schickt Späher aus und wir reiten geradewegs auf die Barbaren zu. Wie bald werden wir auf sie treffen?«
»Heute oder morgen«, antwortet Lorn. »Eher heute, meiner Meinung nach, aber die Späher werden uns Näheres berichten. Ich hoffe, wir können bald nach Süden reiten und dann wieder nach Nordosten, etwa fünf Meilen östlich von hier.«
»Äh … Ser, warum warten wir
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