Die Waffenhändler von Hamor
nicht einfach auf sie? Wenn ich fragen darf.«
»Weil es dort eine Flussbiegung gibt mit einem hohen Steilhang. Wir werden sie in die Falle locken, wenn das überhaupt möglich ist.«
Wharalt zieht die Augenbrauen hoch.
»Wharalt … wir sind der einzige Verband von Lanzenkämpfern östlich von Biehl. Wenn wir auch nur einem Barbaren die Flucht gestatten, wird es mehr Angriffe geben als je zuvor. Ich kann hier keine große Truppe unterhalten und den Hafen ungeschützt lassen. Und ich glaube auch nicht, dass du und die Bezirkswachen die nächsten Jahreszeiten damit verbringen wollt, Barbaren zu verfolgen, bis der Major-Kommandant mehr Lanzenkämpfer hierher verlegen kann. Also …«, Lorn zuckt mit den Schultern, »… werden wir versuchen, sie alle auf einmal zu schlagen. Wenn das nicht funktioniert, werden wir zumindest einige weitere Achttage damit verbringen müssen, die Geflohenen zu verfolgen und zu jagen.« Der Oberst lächelt den Truppenführer frostig an. »Mir wäre es lieber, es würde keiner entkommen.«
»Wenn Ihr es so erklärt … Ser … dann wird mir klar, was wir hier tun.« Wharalt nickt bedächtig. »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich das weitersage?«
»Nein. Alle sollen es wissen.« Lorn hält inne, dann fügt er hinzu: »Ich würde es auch begrüßen, wenn die Barbaren nicht erführen, dass wir hier sind oder was wir im Schilde führen. Da ist noch etwas, was du deinen Männern sagen solltest, und zwar allen: Die Barbaren geben nicht nach und sie hassen uns. Was du in dem Dorf und bei den Bauernhöfen gesehen hast, ist genau das, was Lanzenkämpfer überall dort vorfinden, wo Barbaren gewütet haben.«
»Wie mein Bruder gesagt hat«, fügt Swytyl hinzu. »Er hat einen Arm verloren und gemeint, er hätte noch Glück gehabt. Hat auch erzählt, was sie den Frauen angetan haben …«
»Das stimmt«, unterbricht Lorn den Truppenführer rasch. »Ihr alle habt das gesehen, und wir wollen nicht, dass das Gleiche in Nhais geschieht; deshalb müssen wir jetzt aufbrechen.«
»Ja, Ser.« Die Zustimmung ertönt beinahe einstimmig.
Der Tag wird immer wärmer, während sie ostwärts am Fluss entlangreiten. Am frühen Vormittag erblickt Lorn in der Ferne dunkle Vögel, die am Himmel kreisen, er erkennt jedoch nicht, ob es sich um Aaskrähen oder kleinere Aasfresser handelt. Neben den Spuren ihrer eigenen Späher weist die Straße keine Anzeichen von Reitern auf.
Während des Rittes fühlt Lorn wiederum kurz die Kälte eines Chaos-Glases, doch sie verschwindet bald wieder. Der Oberst schürzt die Lippen und reitet weiter, schweigend.
Sie haben weitere fünf Meilen zurückgelegt, als der Erste von Swytyls Spähern zurückkommt.
Lorn hält die Kolonne an und schickt eine Hand voll Männer den steilen Hang hinunter zum Fluss. Sie sollen die Wasserflaschen auffüllen, während er den Bericht des Spähers vernimmt.
»Ihr hattet Recht, Ser. Sie kommen uns entgegen, aber langsam, in etwa neun Meilen Entfernung.«
»Auf der anderen Seite dieses Hügels – dort, wo Straße und Fluss nach Norden abknicken?«, fragt Lorn. »Und dann kommt ein weiterer Hügel?«
Der Späher blickt Swytyl an, dann den Oberst. »Ja, Ser. Zieht sich fast zwei Meilen in diese Richtung, vielleicht sind es auch drei, weil da wieder ein Hügel ist.«
»Wie weit sind sie von diesem Hügel noch entfernt – von dem, über den die Straße führt?«
»Vielleicht sechs Meilen.«
Lorn nickt und dreht sich im Sattel um. »Swytyl! Hol. die Truppenführer.« Während sich die Männer sammeln, steigt Lorn vom Pferd und holt seine Karten hervor. Er übergibt die Zügel der Stute an einen jüngeren, neuen Lanzenkämpfer und wirft einen Blick zu Tashqyt. »Wir brauchen Lanzenkämpfer, die die Pferde halten. Ich möchte, dass ihr alle einen Blick in die Karte werft.«
»Ja, Ser.«
Als sich die vier Truppenführer der Spiegellanzenkämpfer und Wharalt versammelt haben, breitet Lorn die Karte auf dem staubigen Gras neben der Straße aus und zeigt mit dem Finger darauf. »Hier sind wir … und ungefähr dort sind die Barbaren. Sie werden sich wahrscheinlich an die Straße hier halten und dann zum Fluss hin abbiegen … Ich glaube nicht, dass sie über die steilen Hügel dort reiten, wenn es einen flacheren und einfacheren Weg nach Nhais am Fluss entlang gibt …« Er macht eine Pause und wirft dem grauen Wharalt einen Blick zu. »Können deine Männer eine Linie halten, bis die Barbaren auf eine Entfernung von etwa hundert Ellen herangekommen
Weitere Kostenlose Bücher