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Die Waffenhändler von Hamor

Titel: Die Waffenhändler von Hamor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sein.«
    Der Sub-Major fühlt die Lüge und das Unbehagen des anderen bei dieser Feststellung, er antwortet jedoch nur mit einem trockenen: »Das weiß ich bereits.«
    »Das dachte ich mir. Du bist nun einmal hier, und ich habe noch nicht erlebt, dass du denselben Fehler zweimal gemacht hast.«
    »Das versuche ich zu vermeiden.«
    »Gut.« Dettaur deutet zum offenen Fenster. »Du kannst heute Nacht in den Gästegemächern der höheren Offiziere schlafen und dir ein Pferd aus dem Stall aussuchen, das frei ist. Morgen wirst du die Ersatzlanzenkämpfer nach Inividra führen. Das sind gut zwei Tagesritte in Richtung Nordwesten.«
    Lorn lacht. »Wie zu allen Außenposten.«
    Dettaur steht auf.
    Lorn erhebt sich ebenfalls.
    »Da ist noch eine Sache, Lorn.«
    »Ja, Ser?«
    »Du bist mir zuvorgekommen. Das stimmt. Aber am besten erinnerst du dich von Zeit zu Zeit daran, dass alles, was du tust, auch auf den Kommandanten und auf mich zurückfällt. Wenn du also deine Sache gut machst, fällt auch auf uns ein gutes Licht.« Dettaur lächelt.
    »Dann muss ich meine Sache gut machen, Ser.« Lorn versteht nur zu gut. Wenn er versagt, wird es seine Schuld sein; hat er jedoch Erfolg, wird Dettaur die Anerkennung für sich einheimsen. Und da Dettaur alle abschließenden Berichte schreiben wird und alle Kuriersendungen über Assyadt verschickt werden, hat Lorn noch ein weiteres Problem.
    »Da bin ich mir sicher, und viel Glück, falls ich dich später nicht mehr sehe.« Dettaur lässt ein letztes falsches Lächeln aufblitzen, was Lorn jedoch ernster nimmt als so manch anderes Lächeln.
    Lorn verlässt Dettaurs Arbeitszimmer und geht zum Eingang, um sein Gepäck zu holen. Er hat einen langen Ritt nach Inividra vor sich und muss über sehr vieles in sehr kurzer Zeit nachdenken. Er hat nämlich nicht so viel Zeit, wie Dettaur gemeint hat. Wenn es ihm nicht gelingt, schnell zu handeln – ganz gleich wie –, wird er am Ende in eine ausweglose Situation verstrickt sein. Handelt er jedoch zu schnell, wird er die Unterstützung seiner Männer nicht bekommen und auch nicht das Wissen erlangen, um am Ende den Erfolg für sich verbuchen zu können.
    Es ist auch offensichtlich, dass der Kommandant und der Major sich nicht mögen; beide lügen auf ihre eigene Art, und man darf ihnen nur so weit trauen, wie ihre eigenen Interessen es zulassen. Dettaur hat sich nicht verändert, seit er vor vielen Jahren Cyad verlassen hat, um Spiegellanzenkämpfer-Offizier zu werden. Er ist nur geschickter darin geworden, andere für sich auszunutzen.
    Als Lorn sein Gepäck hochhebt, bevor er nach der Richtung seines Quartiers für die Nacht fragt, muss er lachen.
    Der Haupttruppenführer blickt auf. »Ser?«
    »Mir ist nur gerade etwas eingefallen, Truppenführer. Wo befinden sich die Gästegemächer für die Offiziere?«
    »Das dritte Gebäude. Die zweite Treppe. Sie sind nicht versperrt und der Schlüssel hängt hinter der Tür, Ser.«
    »Danke.« Noch immer lächelnd, wendet sich Lorn der Doppeltür zu, die aus dem Hauptquartiergebäude hinausführt.

 
XLV
     
    L orn reitet neben Yusaet, dem Haupttruppenführer, der als Ersatztruppenführer für die Fünfte Kompanie nach Inividra versetzt worden ist. Yusaet ist hellblond und wirkt fast noch kindlich, bis auf die grauen Augen, die so kalt sind wie das Eisen einer barbarischen Klinge. Die spätherbstliche Mittagssonne brennt auf die Kolonne hernieder, während sie durch eine enge Schlucht reitet, die in das Tal mündet, in dem sich der Außenposten befindet.
    »… noch fünf Meilen«, bemerkt Yusaet.
    »Gibt es nur Hirten hier im Tal?«
    »Schafe … Ziegen, ein paar Rinder; und einige der Leute tun nichts, außer den Lanzenkämpfern ihre Töchter anzubieten.«
    Lorn zuckt zusammen. »Das ist nicht gut.«
    »Was soll man dagegen tun, Ser? Der Dienst ist hart, die Männer sind einsam; die meisten haben keine Ehefrauen, und viele werden nicht so alt, um eine Familie gründen zu können. Für die Bauern, und das sind sie nun mal, sind die Töchter nichts anderes als Vieh. Viele von ihnen unterscheiden sich kaum von den Jeranyi. Sie sehen genauso aus und sie handeln wie sie, nur dass unsere Bauern sich an das Kaiserliche Gesetzbuch halten, auch wenn wir manchmal mit einer Feuerlanze oder Cupridiumklinge nachhelfen müssen.«
    »Vor Jahren hat man mir einmal gesagt, dass die Angriffe in Inividra im Herbst am ärgsten sind. Weißt du, ob das noch immer so ist?«
    Yusaet zeigt über die Schulter auf die Kolonne

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