Die Waffenhändler von Hamor
zu bringen, Ser.«
»Danke.« Lorn überquert den Bahnhof und bindet sein Gepäck hinter den Sattel des Pferdes. Er steigt leichtfüßig auf.
Während er mit den drei Lanzenkämpfern durch die mit Granit gepflasterten Straßen reitet, die viel trockener und staubiger sind als die Straßen in Biehl, sieht er sich ein wenig in der Stadt um. Assyadt ist eine kleinere Ausgabe der Stadt Syadtar, wo sich das Hauptquartier seines ersten Postens unter Major Brevyl in Isahl befand. Wie Syadtar sind die Häuser in Assyadt aus sauberen und viereckigen Steinen gebaut oder weiß gestrichen und haben grüne Fensterläden und Ziegeldächer. Er sieht keine Schieferdächer, wie sie in Biehl meist zu finden waren.
Die Kaserne befindet sich keine Meile vom Feuerwagenbahnhof entfernt, bildet jedoch bereits die Nordgrenze der Stadt. Wie in Syadtar stehen die Tore offen und es hat auch nicht den Anschein, als würden sie jemals geschlossen werden. Die Lanzenkämpfer halten vor dem ersten Gebäude innerhalb der Mauern an. »Das ist das Quartier des Kommandanten, Ser.«
Lorn steigt ab und bindet seine Taschen los. »Danke.«
»Gern, Ser. Viel Glück, Ser.«
Als Lorn sich abwendet, um die Stufen zu dem viereckigen Steinbogen hinaufzugehen, hört er mithilfe seines Chaosverstärkten Gehörs einige geflüsterte Bemerkungen.
»… jung für einen Sub-Major … verdammt jung …«
»… sieht nicht wie ein Schlächter aus …«
Der neue Sub-Major behält das freundliche Lächeln bei, während er sein Gepäck durch die offene Doppeltür in den Eingangsbereich des Gebäudes trägt.
»Ser!« Der Truppenführer hinter dem Tisch am Eingang springt auf. »Ihr müsst Sub-Major Lorn sein.«
»Der bin ich«, stimmt Lorn zu.
»Kommandant Ikynd und Major Dettaur wünschen Euch gleich zu sehen. Wenn Ihr mich für einen Augenblick entschuldigt … Ich sage dem Kommandanten Bescheid, dass Ihr da seid. Oh … Ihr könnt Euer Gepäck auf der Bank dort abstellen. Ich bin sofort wieder da, Ser.«
Lorn hat die Taschen kaum auf der Bank aus Goldeiche abgestellt und seine Uniform so gut es geht glatt gestrichen, als der schlaksige Haupttruppenführer auch schon zurückkommt.
»Hier entlang, Ser.«
Lorn folgt dem Truppenführer den kurzen Flur entlang zu einer Tür auf der linken Seite, die in ein Arbeitszimmer führt, das kleiner ist als das, welches Lorn als Kommandant in Biehl zur Verfügung stand.
Ikynd steht auf, als Lorn eintritt. Er hat ein kantiges Gesicht, glatt rasiert mit kurz geschnittenen, schwarzgrauen Haaren und buschigen Augenbrauen. Seine schwarzen Augen studieren Lorn so lange, bis der Truppenführer die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich geschlossen. Dann grinst er und schüttelt den Kopf. »SubMajor … es ist mir eine Freude, den Schlächter von Nhais begrüßen zu dürfen.«
Lorn lacht, jedoch ohne damit Freude auszudrücken. »Ser, dieser Ausdruck ist mir bislang noch nicht zu Ohren gekommen.«
»Setzt Euch.« Ikynd deutet auf den Stuhl vor seinem breiten Schreibtisch. »Das ist gut möglich. Major Dettaur hat ihn geprägt. Aber darüber werden wir später sprechen.«
Lorn setzt sich und behält das freundliche Lächeln auf den Lippen bei.
»Zuerst einmal … Gratulation. Ihr habt getan, was die meisten vernünftig denkenden Lanzenkämpferoffiziere auf jeder engelsverdammten Patrouille nur zu tun versuchen.« Ikynd zieht die buschigen Augenbrauen hoch. »Wie ist Euch das gelungen?«
Lorn zuckt bescheiden die Achseln. »Glück, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit, gute Lanzenkämpfer und gute Bezirkswachen …«
Ikynd lacht breit und freundlich, dann sagt er: »Das sind keine schlechten Aussichten für Cyad. Hier hingegen sieht es nicht so gut aus. Wollt Ihr es noch einmal versuchen?«
Lorn betrachtet den Kommandanten einige Augenblicke lang. »Ich habe alles aus den Bestimmungen des Kaiserlichen Gesetzbuchs herausgeholt, mich auf die Vollmacht, die mir vom Major-Kommandanten übertragen wurde, berufen, einige alte Karten gefunden und sie auf den neuen Stand gebracht, ich habe zusätzliche Soldgelder verwendet, um neue Lanzenkämpfer zu rekrutieren und auszubilden, und darauf spekuliert, dass meine Informationen richtig waren. Und ich habe alle bis zum letzten Angreifer getötet, weil ich wusste, dass nach mir keine Patrouillen mehr kommen. Es hat mich fast die Kommandantur gekostet, ein Drittel der Wachen und an die hundert Leben von Cyadoranern. Ist es das, was Ihr hören wolltet, Kommandant?«
Ikynd nickt.
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