Die Waffenhändler von Hamor
hinter ihnen, die aus sechzig Ersatzlanzenkämpfern besteht, und auf die fünf Wagen, die mit vollen Feuerlanzen und Lebensmittelpaketen beladen sind.
Lorn lacht. »Sie könnten der Anzahl nach genauso gut nach Pemedra reiten.«
»Nur fast, Ser.«
»Es wird immer noch schlimmer.«
»Das glaube ich auch.«
Eine Zeit lang schweigen die zwei Männer, und man hört im Tal nur das Gemurmel der Lanzenkämpfer, das Flüstern des heißen Windes über dem braunen Gras, das gedämpfte Klappern der Hufe auf der harten, staubigen Straße und das Quietschen der Wagenräder.
Als sie sich dem Außenposten am nordöstlichen Ende des Tales nähern, studiert Lorn ihn sehr sorgfältig. Die Kaserne in Inividra gleicht der in Isahl aufs Haar, nur dass sie auf einem etwas breiteren Hügel steht, anstatt ihn mit ihren Mauern zu umschließen, und das Tal, in dem sich die Kaserne befindet, ist schmäler und im Osten und Norden von trockenen, zerklüfteten Hügeln begrenzt.
Der Außenposten steht am äußersten östlichen Ende des langen Tales. Die äußeren Sonnensteinwände sind gut acht Ellen hoch und schützen Pferche und Ställe. Die inneren Mauern umschließen, genau wie in Isahl, das Waffenarsenal und mehrere Unterkunftsgebäude – die alle aus Stein gebaut und mit Ziegeln gedeckt sind. Es gibt auch eine erhöhte Wasserzisterne und eine Quelle, deren Schutzmauern bis zur Waffenkammer reichen.
Lorn lenkt den großen weißen Wallach nach Norden auf die kurze Straße, die zu den Kasernentoren führt. Wie in Isahl wird das Tor von vier Männern bewacht; zwei stehen davor und zwei auf niedrigen Brüstungen darüber. Alle vier starren auf Yusaet, Lorn und die nahenden Ersatzlanzenkämpfer.
Nach einem Nicken zum Haupttruppenführer lenkt Lorn den Wallach zu den zwei sehr jung aussehenden Lanzenkämpfern, die neben den offenen Toren stehen. »Sub-Major Lorn, melde mich zur Kommandoübernahme.«
»Ja, Ser.« Beide erstarren bei den Worten und beim Anblick der drei Streifen auf dem Uniformkragen. Auch die zwei auf der Brüstung bemerken den Dienstgrad sofort.
Als sie schließlich die äußere Mauer und etwa eine Drittel Meile weiter nördlich auch die innere Mauer hinter sich gelassen haben, führt Lorn den Wallach nach rechts auf einen quadratischen Turm zu, den er schon zu kennen glaubt, obwohl er ihn noch niemals gesehen hat. Er steigt etwa ein Dutzend Ellen vor dem viereckigen Eingangstor ab und bindet den Wallach an den leeren Pfosten. Das Gepäck lässt er einstweilen noch auf dem Pferd.
Ein Wachmann, der sich in den schmalen Schattenstreifen an der Mauer gestellt hat, verneigt den Kopf. »Ser!«
»Sub-Major Lorn, Lanzenkämpfer.«
»Lanzenkämpfer Weit, Ser.«
»Wer ist der Stabstruppenführer hier?«
»Das ist Nesmyl, Ser. Da drin, Ser.«
»Danke.«
»Ja, Ser.«
Lorn betritt den Turm und geht einige Schritte in den düsteren Flur hinein, bis seine Augen sich angepasst haben.
Ein Haupttruppenführer taucht aus dem hinteren Teil des Flurs auf. Seine Augen weiten sich.
»Nesmyl? Ich bin Sub-Major Lorn.«
»Ja, Ser.« Nesmyl ist schlank, braunhaarig und hat eine beginnende Glatze. Seine braunen Augen mustern Lorn rasch von oben bis unten. »Wie wollt Ihr vorgehen, Ser?«
»Zeig mir erst das Arbeitszimmer, dann möchte ich mein Gepäck unterbringen und anschließend die Offiziere sehen.«
Nesmyl nickt und dreht sich um. Lorn folgt ihm an dem schmalen Tisch vorbei, der Nesmyls Arbeitsplatz darstellt.
Das Arbeitszimmer ist nicht sehr geräumig für einen Offizier, der einen so großen Außenposten wie Inividra kommandieren soll. Der Raum misst etwa fünfzehn auf zehn Ellen und ist mit einem Schreibtisch, einer Vitrine für die Schriftrollen, einem Lehnstuhl hinter dem Schreibtisch und vier einfachen Holzstühlen davor möbliert. Hohe Fenster an der Wand hinter dem Schreibtisch stellen die einzige natürliche Lichtquelle dar, zwei Wandleuchter sind mit Öllampen bestückt.
Lorn schüttelt den Kopf; er erinnert sich daran, wie Major Brevyl einmal sagte, dass der gefährlichste Außenposten ›Inividra im Herbst‹ sei.
»Ihr seht, Ser. Es ist alles für Euch vorbereitet.«
»Zuerst möchte ich alle Offiziere sehen, die nicht gerade auf Patrouille sind.«
»Äh … sie sind alle hier, Ser. Man hat ihnen befohlen, sich zur Verfügung zu halten, wenn Ihr ankommt, Ser.«
»Es sind insgesamt fünf, habe ich gehört, drei Hauptmänner und zwei Unteroffiziere?«
»Ja, Ser.«
Der Sub-Major nickt. »Wo sind meine
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