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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Geschichte auf Video gesprochen. Ich werde das Band, meine Recherchen und die Aufnahmen vom Kasperle bei einem unverdächtigen Menschen hinterlegen.
    Wenn Sie also dieses Video, und nicht einen der sensationellsten FOKUS-Beiträge aller Zeiten zu Gesicht bekommen, dann wissen Sie, Herb Kienzle ist tot. Ich vermute, ›verunglückt‹.
    Ich hoffe, ich kann wenigstens den Grundstein dafür legen, daß es dieses und ähnliche ›Institute‹ nicht mehr länger gibt.
     
    Copyright © 1989 by Verlag Das Neue Berlin, Berlin
    (erschienen in der Collection ›Die Phrrks‹ von Gert Prokop)
    mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags Das Neue Berlin, Berlin
    Illustriert von Jens Prockat

 
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Rene Sussan
Die Agentur
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    »Je mehr es sich verändert,
    desto mehr ist es das gleiche …«
    ANONYM
     
    D as, was man die Agentur nannte, war ursprünglich ein einfacher Häuserblock, der am Rande eines Wohnviertels auf Kosten des Verteidigungs- und Vermögensministeriums errichtet worden war. In der Folgezeit lernte diese Einrichtung gute und schlechte Zeiten kennen, wobei sie sich jedoch stets vergrößerte. Um den vielseitigen Versuchungen der verschiedenen Ministerien, in deren Zuständigkeit sie fiel, gerecht werden zu können, wuchs sie immer weiter, verschlang nach um nach die angrenzenden Straßen und wurde so zu einem Viertel im Viertel, zu einer Stadt in der Stadt, und wird bald – so die Prophezeiung – ein Staat im Staate sein. Ein beschönigender Ausdruck: die Bezeichnung ›ein Staat‹ war in der Tat unangemessen: es handelte sich um mehrere Staaten. So wie sich einzellige Organismen durch Teilung fortpflanzen, vermehrten sich die Abteilungen rasch, wobei sie eifersüchtig über ihre Autonomie, ihre Vorrechte und ihre Unabhängigkeit wachten, so daß sie sich voneinander vollkommen abschotteten.
    Als Janus – ein Name aus den Zeiten des Krieges – vor vielen Jahren eingestellt wurde, gehörte er zu der Abteilung des amtlichen Nachrichten- und Dokumentationsdienstes, der dem Verteidigungsministerium unterstellt war. Es war eine sehr bewegte Zeit. Eines der außerhalb des Mutterlandes gelegenen Gebiete forderte seine Unabhängigkeit, und der damalige Staatschef hatte seinem Volk versprochen, niemals die Flagge zu streichen. In der Folgezeit veranlaßten ihn die planetarischen Umstände, auf die er gesetzt hatte, zu der entgegengesetzten Politik. Die Folge war ein großes Durcheinander in den Meinungen und Äußerungen. Viele Leute wurden entzweit, die Verantwortlichen rausgeschmissen. Da die Zusammenarbeit mit den nun unabhängigen Gebieten zwar besser, jedoch noch unbeständig war, wurden verschiedene neue Einrichtungen geschaffen, die dem Geheimdienst zuarbeiteten. Da sie alle dieselbe Klientel hatten, wurde der Ehrgeiz untereinander entfacht. Keiner konnte einem anderen mehr trauen, und man flüsterte sich zu, daß Toccart einem amerikanischen Autor verraten hätte, daß Fricot für eine ausländische Macht arbeitete, worauf dieser Schreiberling einen Bestseller mit dem Titel Rubis schrieb, zu dem ein Regisseur, der auf Thriller spezialisiert war, einen Film mit dem Titel La Tenaille drehte …
    Janus wurde hin- und hergerissen, doch er konnte sich über Wasser halten. Da er aber zu oft eingesetzt worden war, waren die verschiedenen Deckmäntelchen, unter denen er gearbeitet hatte, so transparent geworden, daß ihn seine Abteilung einer anderen Abteilung der Agentur zur Verfügung stellte, die ihn in einem völlig anderen Bereich einsetzte – selbstverständlich gegen eine entsprechende Gegenleistung. Das war im Grund das beste, was ihm passieren konnte. Viele seiner Kollegen, die am Scheideweg eine schlechte Wahl getroffen hatten, befanden sich inzwischen im Gefängnis oder unter der Erde. Andere, die ihr Mäntelchen in den Wind gehängt hatten, waren Fanatikern in die Hände gefallen, die ihnen ihren Opportunismus nicht verziehen, und diejenigen, denen ihr Ehrgefühl einfach keine Ruhe ließ und die sich in Würde aus der Affäre zu ziehen gedachten, wurden Opfer seltsamer Unfälle und nahmen auf diese Weise die – sehr verfänglichen – Geheimnisse mit ins Jenseits, über die sie vielleicht verfügten …
    Die Jahre vergingen und Janus war von seiner ersten Dienststelle, die drei Stockwerke höher und fünfhundert Meter weiter links und damit Lichtjahre entfernt lag, vollkommen vergessen worden. Er selbst hatte schließlich den Beginn seiner beruflichen Laufbahn aus den

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